Der Mauretanier Abderrahmane Sissako gilt als einer der wichtigsten Regisseure Subsahara-Afrikas. Die Jury bezeichnete ihn als grenzüberschreitenden Pionier.
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Abderrahmane Sissako, 1961 in Kiffa in Mauretanien geboren, gilt als einer der wichtigsten Filmschaffenden des afrikanischen Kontinents. Nach Kindheit und Jugend in Mali studiert er von 1983 bis 1989 Regie in Moskau - am selben Institut, an dem auch Konrad Wolf, der Namensgeber des von der Akademie der Künste (AdK) ausgerichteten Konrad-Wolf-Preises, sein Studium absolviert hat. In seinem Kurzspielfilm "Octobre" reflektiert Sissako 1993 seine Erfahrungen als Schwarzer in der Sowjetunion. Seit den 1990er-Jahren lebt Sissako in Paris. Sein Dokumentarfilm "Rostov-Luanda" (1997) wurde auf der Documenta X in Kassel gezeigt.
Zu Sissakos Handschrift gehört es, die Realität durch verschiedene Erzählebenen zu erweitern und so neue Perspektiven zuzulassen. In seinem Spielfilm "Das Leben auf Erden" von 1998 zeigt er die Bedeutungslosigkeit des Millenniumswechsels für die Bewohner eines mauretanischen Dorfes. Mit "Das Weltgericht von Bamako" (2006) etabliert sich Sissako endgültig als ein Regisseur, "der das Politische mit dem Poetischen zu verschränken weiß", so die AdK. In dem dokumentarischen Spielfilm zeigt Sissako einen fiktiven Gerichtsprozess des afrikanischen Kontinents gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank.
Afrikanische Filmemacher, die man kennen sollte
Ob Nollywood-Filme, Netflix-Produktionen oder Dokumentarfilme: Wir stellen afrikanische Regisseure und Regisseurinnen vor, die mit ihren Filmen begeistern.
Bild: Damien Grenon/Photo12/picture alliance
Tsitsi Dangarembga
Die 1959 geborene Simbabwerin ist nicht nur Filmemacherin, sondern schreibt auch mit großem Erfolg Romane und Drehbücher, wie beispielsweise für den Film "Neria" (1993), der zum meist gesehenen Film Simbabwes wurde. 2020 wurde Dangarembga in der simbabwischen Stadt Harare festgenommen, als sie gegen die Korruption der Regierung protestierte. Inzwischen ist sie aber wieder auf freiem Fuß.
Bild: Daniel Roland/AFP/Getty Images
Wanuri Kahiu
Die Regisseurin, die 1980 in Nairobi geboren wurde, feierte mit ihrem Film "Rafiki" 2018 internationalen Erfolg. Er wurde als erster kenianischer Film in Cannes gezeigt. Das Drama, in dem es um eine lesbische Liebesbeziehung zweier junger kenianischer Frauen geht, ist in Kenia verboten. Für Kahui geht es jetzt nach Hollywood: dort wird sie beim Film "The Thing about Jellyfish" Regie führen.
Bild: Damien Grenon/Photo12/picture alliance
Kunle Afolayan
Der nigerianische Regisseur ist einer der wichtigsten Vertreter des neuen nigerianischen Kinos ("New Nollywood"), das sich durch mehr erzählerische Komplexität, eine neue Ästhetik und ein wesentlich höheres Budget auszeichnet als sein Vorläufer. Afolayans Thriller "The Figurine - Araromire" (2009), der zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen Nigerias gehört, gilt als der Auslöser der Bewegung.
Bild: Galit Rodan/empics/picture alliance
Abderrahmane Sissako
Sissakos Filme behandeln wichtige Themen wie Globalisierung, Terrorismus und das Exil. Der in Mauretanien geborene und in Mali aufgewachsene Filmregisseur- und produzent gilt als einer der bekanntesten Filmschaffenden aus dem subsaharischen Afrika. Sein Film "Timbuktu" (2014) wurde bei den Oscars für den besten fremdsprachigen Film nominiert und gewann Preise bei den Césars und in Cannes.
Bild: Frédéric Dugit/MAXPPP/dpa/picture alliance
Kemi Adetiba
Die nigerianische Filmemacherin, die auch Fernsehserien und Musikvideos dreht, ist eine wahre Größe in Nollywood. So wird die nigerianische Kinolandschaft genannt, die nach Indien die zweitproduktivste der Welt ist. Adetibas Spielfilme feiern dort einen riesigen kommerziellen Erfolg. Ihren nächsten Film, eine Fortsetzung ihres Blockbusters "King of Boys", produziert sie exklusiv für Netflix.
Bild: /empics/picture alliance
Philippe Lacôte
Der Filmregisseur von der Elfenbeinküste hat zuletzt mit seinem Film "La Nuit des Roies" (2020) bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Premiere gefeiert. Der Film, der an die Geschichten aus 1001 Nacht erinnert, erzählt vom Straßenkriminellen Zama, der in das "La Maca"-Gefängnis in Abidjan geschickt wird. Um dort zu überleben, muss er als Geschichtenerzähler überzeugen.
Bild: Joel C Ryan/Invision/AP Photo/picture alliance
Machérie Ekwa Bahango
Vielversprechender Nachwuchs: Die 27-jährige Regisseurin aus der Demokratischen Republik Kongo feierte 2018 mit ihrem Debütfilm "Maki'La" auf der Berlinale Premiere. An ihrem Spielfilm, der von einer Gruppe von Straßenkindern in Kinshasa erzählt, arbeitete die junge Autodidaktin drei Jahre lang. Er gewann beim afrikanischen Filmfestival "Ecrans Noirs" in Kamerun den Hauptpreis.
Bild: DW/A. Steffes-Halmer
Moussa Touré
Moussa Touré ist ein senegalesischer Filmregisseur, -produzent und Drehbuchautor und seit Jahren eine Größe des afrikanischen Kinos. Seine Spiel- und Dokumentarfilme sind nicht selten auch politisch. So bezeichnete Touré seinen Film "La Pirogue" (2012), in dem die Geschichte von Bootsflüchtigen von Afrika nach Europa erzählt wird, als "Ohrfeige für die senegalesische Regierung".
Bild: Alberto Pizzoli/AFP/Getty Images
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Internationaler Kritiker-Erfolg mit "Timbuktu"
Sein bislang größter internationaler Erfolg ist der Film "Timbuktu" aus dem Jahr 2014. Darin werden Teile Malis von radikalen Dschihadisten besetzt, die unmenschliche Vorschriften und Strafen wie Steinigungen einführen. Der Film war im Wettbewerb um die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes und für den Auslands-Oscar nominiert. "Timbuktu" gewinne laut der Pressemitteilung der AdK "vor der aktuellen Situation in Afghanistan eine erschreckende Aktualität". Sissakos Werke wurden immer wieder bei großen internationalen Filmfestivals gezeigt. 2003 war er Mitglied der Berlinale-Jury, 2007 Jurymitglied in Cannes.
In ihrer Begründung würdigt die diesjährige Jury des Konrad-Wolf-Preises, bestehend aus Erika Gregor, Ehrenmitglied der Akademie der Künste, Akademie-Mitglied Ulrich Gregor sowie der Kuratorin und Filmemacherin Dorothee Wenner, "einen der wichtigsten Filmemacher aus Subsahara-Afrika", dessen Filme "die Kinoleinwand als einen wirkmächtigen Ort betrachten, von dem humanitäre und aufklärerische Impulse ausgehen". Sissako sei "ein Pionier geblieben, der sich für jeden Film als Regisseur neu zu erfinden verstand: durch die Auswahl seiner Stoffe, durch die meisterhafte Beherrschung filmischer Mittel, durch seinen sicheren Blick auf die Realität."
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Seit 1986 verleiht die AdK in Berlin den mit 5.000 Euro dotierten Konrad-Wolf-Preis für herausragende künstlerische Leistungen auf den Gebieten der darstellenden Kunst sowie der Film- und Medienkunst. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern in den vergangenen Jahren gehörten Katharina Thalbach, Ken Loach, Volker Schlöndorff, Agnès Varda und Christoph Schlingensief. 2019 ging der Preis an den Regisseur und Schauspieler Alexander Lang und die Dokumentarfilmregisseurin Heidi Specogna.