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Abenteuer Nordkorea

Christoph Ricking3. März 2013

Nordkorea will sich wirtschaftlich öffnen. Bislang wagen nur wenige westliche Unternehmer den Schritt in das ostasiatische Land. Auch mit Deutschland findet noch so gut wie kein Handel statt.

Statue von Nordkoreas Staatsgründer Kim Il-Sung (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Man könnte Volker Eloesser für einen klassischen Unternehmer halten. Im niedersächsischen Bissendorf betreibt er einen Online-Handel für Holzfenster. Doch Volker Eloesser hat noch eine andere Firma und die macht ihn zu einem ziemlich ungewöhnlichen Unternehmer. 2008 gründete er die Softwarefirma Nosotek - in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang.

Das Joint Venture, das Eloesser gemeinsam mit einem nordkoreanischen Partnerunternehmen betreibt, programmiert Online-Spiele, Webapplikationen oder Software für den Online-Handel. Mehr als dreißig nordkoreanische Mitarbeiter hat die Firma. "Sehr gut ausgebildet, mit wenig bis gar keinen Erfahrungen von westlichem Wirtschaften und Umgang mit Ausländern", so beschreibt Eloesser sein Personal. Die Isolation Nordkoreas macht die Arbeit manchmal schwierig. So müssen die Asiaten im Auftrag des deutschen Unternehmers Spiele programmieren, die westlichen Nutzern gefallen - ohne den Markt selber wirklich zu kennen. Das Geld, was er bei den Lohnkosten spare, werde durch Kommunikationsprobleme größtenteils wieder aufgefressen, sagt Eloesser.

In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang betreibt der deutsche Unternehmer Volker Eloesser ein Joint VentureBild: DW/Alexander Prokopenko

Groß ist der Profit nicht. Das könnte sich jedoch ändern, hofft der Unternehmer. "Nordkorea ist eines der letzten Länder ist, die noch ein unheimliches Entwicklungspotential haben und wo man noch die Möglichkeit hat, früh und am Anfang einer Entwicklung dabei zu sein", begründet Eloesser seine Unternehmensgründung in Nordkorea. "Die meisten Menschen, die dort investieren, gucken nicht auf die Profite von heute, sondern auf die Chancen von morgen."

Geringer Handel

Besonders Rohstoff- und Textilunternehmen aus China zieht es nach Nordkorea, denn das Land ist reich an Rohstoffen wie Kohle oder Eisenerz. Die Bevölkerung gilt in bestimmten Bereichen als gut ausgebildet, so ist das Land im IT-Bereich oder bei der Produktion von Trickfilmen stark. Deutsche Unternehmer wie Volker Eloesser, die eine Investition in Nordkorea wagen, gibt es dennoch kaum. Die "Prettl Group" begann 2007 mit dem Bau einer Fabrik in der Sonderwirtschaftszone Kaesong. Gegenüber der Deutschen Welle teilte ein Sprecher des Unternehmens aus Baden-Württemberg mit, man habe seine Anstrengungen in Nordkorea inzwischen aufgegeben und stattdessen einen Standort in Vietnam aufgebaut. Der Bekleidungshersteller Gerry Weber ging 2008 nach Nordkorea, verließ das Land jedoch drei Jahre später wieder.

Laut "Germany Trade and Invest", der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing, gibt es zurzeit keine größeren Investoren aus Deutschland in Nordkorea. Und auch im Handel tut sich wenig. Laut Statistischem Bundesamt lag das Handelsvolumen 2012 bei rund 33 Millionen Euro. Auf der Rangliste der 233 Länder, mit denen Deutschland Handel treibt, lag Nordkorea nur auf dem 165. Platz. Selbst der Handel zwischen Deutschland und Ruanda war in diesem Zeitraum höher.

Kein Investitionsschutz

Die Risiken für Investitionen in Nordkorea seien schwer zu kalkulieren, begründet Frank Robaschik, Repräsentant von "Germany Trade and Invest" in Südkorea, die Zurückhaltung deutscher Unternehmer: "Das fängt an mit der Frage: Wie sicher ist meine Stromversorgung? Habe ich überhaupt Strom? Wie sicher ist meine Wasserversorgung? Und was viel fundamentaler ist: Wir haben keinerlei Investitionsschutzabkommen mit Nordkorea." Das heißt, deutsche Investitionen sind in Nordkorea nicht geschützt und der Willkür nordkoreanischer Behörden ausgesetzt. Sollte Nordkorea zum Beispiel ein Unternehmen daran hindern, Gewinne ins Ausland zu transferieren oder sogar enteignen, könnte es sich nicht dagegen wehren.

In der Sonderwirtschaftszone Kaesong an der Grenze zu Südkorea probt Nordkorea den KapitalismusBild: Getty Images

Hinzu kommt das schlechte Image Nordkoreas. Wer mit einer Diktatur handelt, in der die Menschenrechte auf grausamste Weise verletzt werden, macht sich bei Kunden und in der Öffentlichkeit angreifbar.

Achtung, auch wegen der Sanktionen

Auch die Sanktionen, die die Europäische Union nach dem ersten Atomtest 2006 gegen Nordkorea verhängte und 2009 und 2013 nach weiteren Atomtests noch einmal verschärfte, wirken sich negativ auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Nordkorea und Deutschland aus. Unternehmen müssen aufpassen, keine Güter nach Nordkorea zu liefern, die von den Sanktionen betroffen sind. "Das gilt insbesondere für Dual-Use-Güter, also solche Güter, die auch militärisch genutzt werden könnten, aber auch für Luxusgüter", sagt Frank Robaschik. "Und es kann sein, dass die Partner, mit denen man Geschäfte machen möchte, auf Sanktionslisten stehen."

Auch IT-Unternehmer Volker Eloesser ist sich des Risikos, in Nordkorea zu investieren, bewusst. "Wir müssen einfach wissen, dass das ein Hochrisikoinvestment ist, weil man nie weiß, wie sich die politische Großwetterlage verändert", sagt er. Die Atomtests würden die Arbeit erschweren, besonders im Hinblick auf ausländische Kunden. Doch er glaubt fest daran, dass sich Nordkorea eines Tages öffnen wird, wie Diktator Kim Jong-Un es in einer Rede Anfang des Jahres angekündigt hat. Schon seit einiger Zeit spüre man die Tendenzen der Öffnung, so Eloesser. Als einer der Ersten mit dabei zu sein, ist ihm das Risiko wert. "Wer früh in neuen Märkten drin ist, hat die besten Kontakte und dadurch die besten Chancen, wenn die Märkte anfangen zu boomen."

Bei seiner Neujahrsansprache kündigte Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un wirtschaftliche Reformen anBild: dapd

Mehrmals im Jahr reist Eloesser nach Pjöngjang. Dort hat er sogar eine eigene Wohnung und ein Auto. Er könne sich relativ frei bewegen, sagt er, auch Wandern in den Bergen außerhalb Pjöngjangs sei kein Problem. Er will mehr Unternehmer nach Nordkorea locken. Zweimal im Jahr veranstaltet er eine Handelsmesse, eine Plattform, auf der ausländische Unternehmen mit nordkoreanischen Firmen Kontakt aufnehmen können.

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