Millionen von Menschen hofften bis zuletzt auf ein kleines Wunder. Doch Besucher mit Mundschutz mag sich auch keiner vorstellen. Ein harter Schlag bedeutet die Streichung der Wiesn zudem für Wirte und Schausteller.
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Kein Oktoberfest in diesem Jahr
Jetzt ist es offiziell: Die Wiesn, eines der größten Volksfeste der Welt, wird in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Fans sind traurig, Wirte besorgt, Politiker entschlossen.
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München ohne Oktoberfest
Leere Bierbänke, verwaiste Zelte: Das Oktoberfest muss in diesem Jahr eine Zwangspause einlegen. Sonst tummeln sich hier über sechs Millionen Besucher, im vergangenen Jahr kamen Gäste aus 45 Ländern für das Fest nach München. In diesem Jahr zeichnet sich ein einsames Bild ab.
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Keine leichte Entscheidung
Das Oktoberfest lebe von der Stimmung in den vollen Zelten, von vielen gemeinsam feiernden Menschen – aber man müsse auf die bayerische Bevölkerung und natürlich auf die Besucher aus aller Welt aufpassen, so begründete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (r.) die Absage. Aber er zeigte sich auch optimistisch: 2021 werde man aller Voraussicht nach besonders schön und intensiv zusammen feiern.
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Nicht die erste Absage
Das wohl bekannteste Bierfest der Welt steigt seit 1810 in der bayerischen Landeshauptstadt München. Die diesjährige Pause ist nicht die erste in der Geschichte des Volksfestes: Wegen der Cholera wurden die Wiesn 1854 und 1873 abgesagt. Auch während der Weltkriege wurde das Fest gestrichen, ebenso 1923 in der Phase der Hyperinflation.
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Viele Branchen betroffen
Für Landwirte, Taxifahrer, Einzelhändler, Bierbrauer und viele andere Branchen ist das Oktoberfest ein Riesengeschäft. Die Absage ist ein schwerer Schlag und mit großen Einbußen verbunden. Über 1,2 Milliarden Euro Umsatz hat das feucht-fröhliche Volksfest im vergangenen Jahr eingebracht. Zwischen 10,80 und 11,80 Euro kostete 2019 die Maß. Dieses Jahr wird hingegen trocken werden.
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Verständnis trotz Enttäuschung
Die Wiesnwirte reagierten mit großem Bedauern, aber auch Verständnis. Die Absage berühre die Wirte auch emotional, sagte der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer (Foto, aufgenommen beim Oktoberfest 2019) , aber "die Gesundheit unserer Gäste liegt uns besonders am Herzen und hat oberste Priorität."
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Positiv denken
Die Wiesn hätte vom 19. September bis 4. Oktober stattfinden sollen. Noch ist der Terminkalender auf der offiziellen Webseite des Oktoberfestes nicht aktualisiert. Die Betreiber werden sie bald überarbeiten müssen - so voll werden die Bierzelte voraussichtlich erst wieder 2021 sein.
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"Es tut uns weh, es ist unglaublich schade." Mit ernsten Minen sagen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter das weltbekannte Volksfest wegen der Coronavirus-Pandemie ab. Das Risiko sei "schlicht und einfach zu groß", begründen beide den Schritt.
"Die Wiesn findet richtig statt - oder gar nicht"
Man könne auf dem Festgelände, der 42 Hektar großen Theresienwiese inmitten der bayerischen Landeshauptstadt, nicht genug Abstand halten, und auch das Tragen eines Mundschutzes sei dort keine Option. Auch eine verkleinerte Form des Oktoberfestes sei keine Alternative gewesen, erläutert Söder. "Die Wiesn findet richtig statt, gscheid oder gar nicht."
"Oktoberfest verkörpert das Münchner Leben"
Auch für Wiesnwirte, Schausteller und Marktkaufleute bedeutet die Streichung des Oktoberfestes ein schwer verdaulicher Brocken. "Die Absage trifft uns alle schwer", macht der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer, in einer ersten Reaktion deutlich. Es gehe keineswegs nur um die finanzielle Seite. Das Oktoberfest sei auch eine sehr emotionale Sache. "Es geht uns nahe. Die Wiesn ist eine Herzensangelegenheit. Wir freuen uns das ganze Jahr darauf und bereiten uns vor." Das Oktoberfest verkörpere wie kaum ein anderes Ereignis das Münchner Leben.
"Was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, ist ein halb leeres Bierzelt", denkt Inselkammer laut nach. Festzeltbesucher mit Mundschutz - ebenfalls ein No-Go. Schließlich geht es um eine wesentliche Tätigkeit auf der Wiesn: "Ich stelle mir das Trinken damit etwas schwierig vor."
Münchens Oberbürgermeister spricht von einem emotional schwierigen Moment. Die Wiesn sei für viele Menschen das "Highlight des Jahres". "Das nicht stattfinden zu lassen, ist eine bittere Pille", so der SPD-Politiker Reiter.
Es sei auch ökonomisch ein schwieriger Moment für die Stadt. Üblicherweise besuchen mehr als sechs Millionen Menschen das größte Volksfest der Welt. Nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer auf dem Fest selbst, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler profitieren davon. Laut Reiter werden mit dem Oktoberfest pro Jahr zwischen 1,2 und 1,3 Milliarden Euro umgesetzt.
2019 besuchten 6,3 Millionen Menschen die Wiesn. Sie tranken insgesamt 7,3 Millionen Maß und verzehrten unter anderem 124 Ochsen und 29 Kälber. Spitzenreiter der Gäste aus dem Ausland sind in der Regel Amerikaner und Briten.
Das Oktoberfest hätte vom 19. September bis zum 4. Oktober stattfinden sollen. Nun hofft Bayern darauf, das Fest im nächsten Jahr noch "intensiver und freudiger nachholen zu können".