1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Abgesagtes Oktoberfest: Söder blutet das Herz

21. April 2020

Millionen von Menschen hofften bis zuletzt auf ein kleines Wunder. Doch Besucher mit Mundschutz mag sich auch keiner vorstellen. Ein harter Schlag bedeutet die Streichung der Wiesn zudem für Wirte und Schausteller.

"Es tut uns weh, es ist unglaublich schade." Mit ernsten Minen sagen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter das weltbekannte Volksfest wegen der Coronavirus-Pandemie ab. Das Risiko sei "schlicht und einfach zu groß", begründen beide den Schritt. 

"Die Wiesn findet richtig statt - oder gar nicht" 

Man könne auf dem Festgelände, der 42 Hektar großen Theresienwiese inmitten der bayerischen Landeshauptstadt, nicht genug Abstand halten, und auch das Tragen eines Mundschutzes sei dort keine Option. Auch eine verkleinerte Form des Oktoberfestes sei keine Alternative gewesen, erläutert Söder. "Die Wiesn findet richtig statt, gscheid oder gar nicht."

Regierungschef Markus Söder (r.) und Oberbürgermeister Dieter Reiter teilen die schwerwiegende Entscheidung mit Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

"Oktoberfest verkörpert das Münchner Leben" 

Auch für Wiesnwirte, Schausteller und Marktkaufleute bedeutet die Streichung des Oktoberfestes ein schwer verdaulicher Brocken. "Die Absage trifft uns alle schwer", macht der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer, in einer ersten Reaktion deutlich. Es gehe keineswegs nur um die finanzielle Seite. Das Oktoberfest sei auch eine sehr emotionale Sache. "Es geht uns nahe. Die Wiesn ist eine Herzensangelegenheit. Wir freuen uns das ganze Jahr darauf und bereiten uns vor." Das Oktoberfest verkörpere wie kaum ein anderes Ereignis das Münchner Leben. 

"Was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, ist ein halb leeres Bierzelt", denkt Inselkammer laut nach. Festzeltbesucher mit Mundschutz - ebenfalls ein No-Go. Schließlich geht es um eine wesentliche Tätigkeit auf der Wiesn: "Ich stelle mir das Trinken damit etwas schwierig vor." 

Münchens Oberbürgermeister spricht von einem emotional schwierigen Moment. Die Wiesn sei für viele Menschen das "Highlight des Jahres". "Das nicht stattfinden zu lassen, ist eine bittere Pille", so der SPD-Politiker Reiter.

So feucht fröhlich geht es üblicherweise auf der Wiesn zu Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Schrader

Es sei auch ökonomisch ein schwieriger Moment für die Stadt. Üblicherweise besuchen mehr als sechs Millionen Menschen das größte Volksfest der Welt. Nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer auf dem Fest selbst, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler profitieren davon. Laut Reiter werden mit dem Oktoberfest pro Jahr zwischen 1,2 und 1,3 Milliarden Euro umgesetzt.

2019 besuchten 6,3 Millionen Menschen die Wiesn. Sie tranken insgesamt 7,3 Millionen Maß und verzehrten unter anderem 124 Ochsen und 29 Kälber. Spitzenreiter der Gäste aus dem Ausland sind in der Regel Amerikaner und Briten.

Eine Parade zum Auftakt des Oktoberfestes 2019 Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Schrader

Das Oktoberfest hätte vom 19. September bis zum 4. Oktober stattfinden sollen. Nun hofft Bayern darauf, das Fest im nächsten Jahr noch "intensiver und freudiger nachholen zu können".

se/rb (afp, epd, kna, dpa, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen