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Politik

Abiy ordnet finale Offensive in Tigray an

26. November 2020

Nach dem Ablauf eines Ultimatums an die Führung der abtrünnigen Region Tigray kündigt der äthiopische Regierungschef einen Angriff auf die Regionalhauptstadt Mekelle an. Die Frist zur Kapitulation sei verstrichen.

Äthiopien Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali
Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed beteuert, Zivilisten schützen zu wollenBild: Office of the Prime Minister/Reuters

Im Konflikt mit der nördlichen Region Tigray hat Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed eine Militäroffensive auf die Regionalhauptstadt Mekelle angeordnet. Er habe die Armee angewiesen, "die dritte und letzte Phase" im Vorgehen gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF einzuleiten, erklärte Abiy auf Twitter. Bei dem Angriff werde "alles getan", um die Zivilbevölkerung zu schützen und Mekelle vor "größerem Schaden" zu bewahren.

Abiy hatte den Anführern in Tigray am Sonntag ein 72-stündiges Ultimatum gestellt. Er rief die Kämpfer der in der nordäthiopischen Grenzregion regierenden TPLF auf, sich zu ergeben. Sonst werde Mekelle, wo 500.000 Menschen leben, angegriffen. TPLF-Chef Debretsion Gebremichael wies das Ultimatum zurück.

Eine unabhängige Überprüfung der Angaben beider Seiten ist nicht möglich, weil Telefon- und Internetverbindungen in Tigray unterbrochen sind und der Zugang in die Region strikt überwacht wird. Auslöser des Konflikts ist nach Darstellung der Regierung in Addis Abeba ein bewaffneter Angriff von TPLF-Kräften auf in Tigray stationierte Regierungstruppen gewesen.

Schwer bewaffnete Kämpfer der Amhara Special Forces warten in Humera auf ihren Einsatz an der Seite der RegierungsarmeeBild: Eduardo Soteras/AFP/Getty Images

Abiy wirft der TPLF vor, einen bewaffneten Aufstand angezettelt zu haben, und hat die Luftwaffe und Bodentruppen in die Region beordert. Die TPLF hält Abiy ihrerseits vor, er verfolge sie und vertreibe ihre Politiker von Regierungs- und Sicherheitsposten. Seit Beginn der Kämpfe am 4. November wurden Tausende Menschen getötet, mehr als 40.000 flohen in den Sudan.

Parteizentrale der TPLF in Mekelle, einer Stadt mit 500.000 EinwohnernBild: EDUARDO SOTERAS/AFP/Getty Images

Hilfsorganisationen warnen

UN-Generalsekretär António Guterres rief abermals zum Schutze der Zivilbevölkerung auf. Hilfsorganisationen warnten erneut vor einer humanitären Katastrophe. "Keine der Kriegsparteien ist gewillt, Hilfsorganisationen Zugang zu den notleidenden Menschen in zu gewähren", kritisierten Caritas International, Misereor und die Sternsinger. Zu den Opfern gehörten ältere Menschen, Schwangere, Kinder und Menschen mit Behinderungen, die nicht fliehen könnten.

Im Zuge der Kämpfe sind rund 40.000 Menschen aus Tigray in das Nachbarland Sudan geflüchtetBild: Mohamed Nureldin Abdallah/REUTERS

Ethnische Gruppen spielen in dem Konflikt eine große Rolle. Äthiopien, eine Föderation aus zehn ethnischen Regionen, wurde jahrzehntelang von Tigray dominiert, bis Abiy vor zwei Jahren die Regierung übernahm. Der Friedensnobelpreisträger von 2019 gehört der Bevölkerungsmehrheit der Oromo an und hat auch familiäre Wurzeln in Amhara, einer Nachbarregion von Tigray.

uh/sti (dpa, afp, rtr)

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