1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Abriss des "Dschungels" hat begonnen

26. Oktober 2016

Im "Dschungel" von Calais werden die Zelte und Hütten niedergerissen und entsorgt. Die Räumung verlief bisher weitgehend friedlich. Einige der Flüchtlinge könnten auch nach Deutschland gebracht werden.

Frankreich Jungle Calais wird abgebaut
Bild: Reuters/N. Hall

Am zweiten Tag der Räumung des Flüchtlingslagers von Calais haben Polizisten die Abrissarbeiten abgesichert, um Zusammenstöße mit den noch verbliebenen Flüchtlingen zu verhindern. Die in orangefarbene Schutzanzüge gekleideten Arbeiter setzten Schaufelbagger und Motorsägen ein. Sie demontierten leere Zelte und Hütten und räumten Hinterlassenschaften wie alte Matratzen, Decken und Töpfe in Müllcontainer. Einige der Hütten gingen in Flammen auf. Unklar ist, ob sie von den Flüchtlingen angezündet wurden.

Bewohner verlassen mit ihren Habseligkeiten das CampBild: Reuters/P. Rossignol

Die zuständige Präfektin Fabienne Buccio sprach von nötigen "Aufräumarbeiten". Bulldozer kämen aber nicht zum Einsatz, versicherte sie.

Nach Angaben des französischen Innenministeriums verließen am Dienstag 1264 erwachsene Flüchtlinge das als "Dschungel" bekannte Lager. Sie wurden demnach mit Bussen in Aufnahmezentren in ganz Frankreich gefahren. Damit sind seit Beginn der Räumung am Montag knapp 3200 Flüchtlinge aus dem Lager gebracht worden.

Die meisten Flüchtlinge kommen aus Ländern wie Afghanistan, Äthiopien, Eritrea und dem Sudan. Viele waren mit der Hoffnung auf eine Weiterreise nach Großbritannien nach Calais gekommen.

Rund 770 Minderjährige aus dem "Dschungel" wurden in Wohncontainern untergebracht, die am Rande des Lagers stehen. Laut Innenminister Bernard Cazeneuve ist Großbritannien bereit, alle unbegleiteten Minderjährigen aus Calais aufzunehmen, deren Angehörige sich bereits im Königreich aufhalten. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen kritisierte, dass nur sehr grob anhand eines Gesichtschecks überprüft werde, wer minderjährig sei und damit auf das spezielle Asylverfahren hoffen dürfe.

Die Einwanderer wurden mit Bussen in Aufnahmezentren gebrachtBild: picture alliance/dpa/J. Mattia

Am Mittwoch sollen die verbliebenen Flüchtlinge mit Bussen weggebracht werden. Einige von ihnen kündigten Widerstand an. "Sie können mich festnehmen, ins Gefängnis stecken oder auf die Straße werfen. Ich will immer noch nach Großbritannien", sagte der 18-jährige Sudanese Ali Othma. Wie mit den sogenannten Widerspenstigen umgegangen werden soll, die unbedingt bleiben wollen, wird nicht offen gesagt. Inoffiziell ist zu hören, dass am Ende auch Polizei eingesetzt werden könnte.

Bislang verlief die Räumung allerdings ohne Probleme. Am Tor des Transitzentrums kam es zu Rangeleien mit der Polizei, dabei gab es aber keine Verletzten. In der Nacht habe es keine Zusammenstöße gegeben, teilte die Präfektur mit. In den Tagen zuvor war es am Rande des Camps zu nächtlichen Ausschreitungen gekommen, bei denen die Polizei auch Tränengas einsetzte.

Die Regierung will das Entstehen neuer illegaler Camps in Calais und an der Küste verhindern. "Die Ordnungskräfte vor Ort werden Kontrollen durchführen, vor allem an den Bahnhöfen", hatte Cazeneuve angekündigt. Die Auflösung soll nach Angaben der Präfektur etwa eine Woche dauern.

Bewohner protestieren gegen die RäumungBild: Picture-Alliance/dpa/T. Vandermersch

Die Räumung des Lagers könnte nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zur Rückkehr von Asylsuchenden nach Deutschland führen. Das BAMF teilte auf AFP-Anfrage mit, es stehe in engem Kontakt mit den französischen Behörden.

Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" rechnen die deutschen Behörden damit, dass Frankreich die Rücknahme hunderter Flüchtlinge fordert, die früher bereits in der Bundesrepublik registriert wurden. Eine offizielle Anfrage von französischer Seite liegt aber noch nicht vor.

Grundlage ist die sogenannte Dublin-Verordnung. Danach ist für die Aufnahme von Flüchtlingen derjenige EU-Staat zuständig, über den sie eingereist sind. In der Praxis ist aber oft der Staat maßgeblich, in dem sie erstmals registriert wurden.

stu/jj (afp, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen