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Politik

China beendet "abscheuliche" Gen-Experimente

29. November 2018

Nach der mutmaßlichen Genmanipulation an Babys in China dürfen die beteiligten Wissenschaftler ihre Arbeit vorerst nicht fortsetzen. Die Versuche hatten zuvor international für Entsetzen gesorgt.  

He Jiankui in seinem Labor in Shenzhen
He Jiankui in seinem Labor in Shenzhen (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Images/M. Schiefelbein

Die chinesische Regierung hat dem Wissenschaftler He Jiankui und seinen Mitarbeitern weitere Forschungsaktivitäten untersagt. Die von He berichtete Erzeugung genmanipulierter Babys sei "äußerst abscheulicher Natur" und verletze chinesische Gesetze und die wissenschaftliche Ethik, sagte der stellvertretende Wissenschaftsminister Xu Nanping der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, man sei strikt gegen die Gen-Manipulation bei Babys und habe bereits "verlangt, dass die betroffene Organisation die wissenschaftlichen Aktivitäten des betreffenden Personals aussetzt".

Zuvor hatten sich schon die Nationale Gesundheitskommission des Landes und die Chinesische Gesellschaft für Wissenschaft und Technologie (CAST) von He distanziert. "Die aktuelle Situation, wie sie von den Medien berichtet wird, ist ein schwerwiegender Verstoß gegen nationale Gesetze, Vorschriften und ethische Richtlinien", sagte der Vizechef der Gesundheitskommission, Zeng Yixin, in einem Interview mit dem Staatssender CCTV. Man werde entschlossen ermitteln, um den Anschuldigungen auf den Grund zu gehen, betonte er. Weil Wissenschaft und Technologie sich rasch entwickelten, sei es notwendig, "technische und ethische Normen" einzuhalten. 

Der Vorsitzende der Chinesischen Gesellschaft für Wissenschaft und Technologie (CAST), Huai Jinpeng, sagte, Hes Nominierung für einen nationalen Wissenschaftspreis werde zurückgenommen. Man gehe streng gegen jedes Fehlverhalten vor. 

Genlabor in ShenzenBild: picture-alliance/dpa/M. Schiefelbein

Der bislang international weitgehend unbekannte Forscher hatte Anfang der Woche mit einem auf Youtube veröffentlichten Video bei Wissenschaftlern und Ethikern weltweit für Entsetzen gesorgt. Darin hatte er die Geburt der ersten genmanipulierten Babys Lulu und Nana verkündet. Mit der Genschere Crispr/Cas9 hatte er nach eigener Darstellung in den Embryonen einen Zellrezeptor deaktiviert, der wichtig für die Infektion mit dem HI-Virus ist. 

Risiken für Mädchen und ihre Nachkommen

Eine unabhängige Bestätigung für die Behauptung gibt es bislang nicht. Überdies bezweifeln Experten den medizinischen Nutzen der Versuche und verweisen auf gesundheitliche Risiken für die beiden Mädchen und auch für ihre Nachkommen. 

He hatte seine Arbeit am Mittwoch auf einer Fachkonferenz in Hongkong gegen Kritik verteidigt. Dabei hatte er mitgeteilt, dass eine weitere Frau ein genmanipuliertes Kind austrage. Nach Abschluss des Kongresses verurteilten die Organisatoren der Konferenz die Experimente als "unverantwortlich". Es sei zu früh, um Änderungen an der DNA vorzunehmen, die an zukünftige Generationen vererbt werden könnten, hieß es in der am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Die von He aufgestellten Behauptungen seien "zutiefst beunruhigend".  

Auch international stieß die Forschung auf Kritik. "He Jiankui hat eindeutig eine rote Linie überschritten, vor allem weil er bei seiner Forschung die Sorgen der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft in Bezug auf die Editierung menschlicher Keimbahnen ignoriert hat", teilte die Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie mit. Zuvor  hatten sich die beiden anderen maßgeblichen Entwickler der Genschere, die US-Forscher Jennifer Doudna und Feng Zhang, distanziert. Andere Forscher warfen He in Hongkong vor, mit seinen "intransparenten" Versuchen den Ruf der gesamten Genom-Forschung gefährdet zu haben.

stu/rb (dpa, afp)

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