Als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland hängt sein Bild in der Ahnengalerie des Kanzleramtes. Helmut Schmidt war auch ein großer Freund der Kultur. Mit einem Staatsakt wurde er in Hamburg zu Grabe getragen.
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Helmut Schmidt: Leidenschaft für Politik und Musik
Als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland hängt sein Bild in der Ahnengalerie des Kanzleramtes. Helmut Schmidt war auch ein großer Freund der Kultur. Mit einem Staatsakt wird er in Hamburg zu Grabe getragen.
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Bis zuletzt: Seine Meinung war gefragt
Selbst mit viel jüngeren Teilnehmern versuchte sich SPD-Politiker und Altkanzler Helmut Schmidt (96) noch zu messen. Sein Wissen war beeindruckend, seine Analysen der Krisen dieser Welt profund, seine Weltsicht oft Maßstab für viele Zuhörer und Leser seiner Leitartikel. Auf Buchmessen und politischen Diskussionsveranstaltungen war Helmut Schmidt ein Publikumsmagnet. Auf ihn wurde gehört.
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Schulfreundschaft
Als Sohn eines strengen Studienrates war Helmut ehrgeizig. Seine liebste Schulkameradin war die hochaufgeschossene Hannelore (Loki), die er sehr bewunderte. Auch mitten zwischen lauter Jungs gab sie selbstbewusst das Kommando an. Beide gingen auf eine reformpädagogische Schule in Hamburg. 1937 machte Helmut Schmidt Abitur.
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Strategische Begabung
"Früh übt sich, wer ein Meister werden will..." Schon als kleines Kind hatte Helmut Schmidt Freude am Schachspielen. Das reiflich überlegte, strategische Denken war eine seiner größten Stärken als Politiker und Bundeskanzler. Helmut Schmidt behielt später auch in schwierigsten Krisensituationen, wie 1962 während der Hochwasserkatastrophe in Hamburg, einen klaren Kopf. Ein politischer Stratege.
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Hochzeit im Krieg
1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, heiratet Schmidt seine Kinderliebe Loki. Sie bleiben bis zu Lokis Tod (2010) ein Paar. Kurz vor der Hochzeit war Schmidt im Winter 1941 als Soldat an die Ostfront abkommandiert worden, ein einschneidendes Erlebnis für ihn. Im April 1945 gerät er in britische Kriegsgefangenschaft, kommt aber schon im August wieder frei. 1946 tritt er als Student in die SPD ein.
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Weg in die Politik
Sportlich nimmt der junge SPD-Politiker "Schmidt Schnauze", wie die Genossen ihn nennen, die Hürden auf dem Weg in die große Politik. Flammende programmatische Reden, wie hier 1968 auf dem Juso-Parteitag in Frankfurt am Main, fallen ihm nicht schwer. Er setzt sich mit Leidenschaft mit politischen Gegnern, auch in der eigenen Partei, auseinander.
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Nervenstarker Politiker
Als Verkehrs- und Militärexperte erwirbt sich Helmut Schmidt bald einen Ruf als regierungsfähiger Politiker. 1961 wird er Polizeisenator in Hamburg, dafür legt er sein Bundestagsmandat nieder: ein Mann der klaren Entscheidungen. Im Frühjahr 1962 managt er tatkräftig die Hochwasserkatastrophe in Norddeutschland - und wird Innensenator. 1964 holt ihn Willy Brandt in sein Wahlkampfteam.
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Der große Debattierer
Als leidenschaftlicher Politiker war Helmut Schmidt auch ein begnadeter Redner: präzise, hart in der Sache, rhetorisch begabt, mit geschliffenen Formulierungen und großer Überzeugungskraft. Der politische Gegner wurde nicht geschont, aber mit Respekt verbal attackiert. Schmidt legte Wert auf gut vorbereitete und durchdachte Redemanuskripte, griff aber oft spontan zu eigenen Argumenten.
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Partygänger Schmidt
Filmstar Hardy Krüger, Jg. 1928, ist in der Bundeshauptstadt Bonn gern gesehener Gast auf den Gartenpartys von Bundeskanzler Willy Brandt. 1971 ist hier auch Helmut Schmidt als gutgelaunter Partygast vertreten. Krüger spielte in dem Kriegsfilm "Einer kam durch" (1957) einen Offizier, der aus einem englischen Kriegsgefangenenlager ausbricht. Eine Thematik, die Schmidt sehr interessiert hat.
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Große Bühne für einen Redner
Der Deutsche Bundestag war sein zweites Zuhause. Hier wurde er am 17. Mai 1974 als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland vereidigt. Ein bewegender Moment im Leben dieses Politikers, der sich nur selten seine Gefühle anmerken ließ. Am 1. Juli 1999 tagte das Deutsche Parlament hier zum letzten Mal, da war Helmut Schmidt schon außer Diensten und längst nicht mehr Bundestagsabgeordneter.
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Reisen ins ferne China
Auf seinen Auslandsreisen als Bundeskanzler nahm Helmut Schmidt seine Frau Loki immer mit. Beide genossen es, abseits der protokollarischen Pfade auch die Kultur des jeweiligen Landes kennenzulernen. Beim Staatsbesuch in China 1975 stand in Peking der Besuch des Kaiserpalastes, der berühmten "Verbotenen Stadt", auf ihrem Besuchsprogramm.
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Besuch bei Kokoschka
Alle deutschen Bundeskanzler lassen sich bei einem Künstler ihrer Wahl für die Ewigkeit und die Gemäldegalerie im Kanzleramt porträtieren. Kanzler Schmidt besuchte während eines Kurzurlaubs den berühmten Maler Oskar Kokoschka in der Schweiz, der schon Adenauer gemalt hatte, und saß ihm für erste Skizzen Modell. Schmidt entschied sich am Schluss doch für einen anderen Maler.
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Nie mehr in Reih und Glied...
Helmut Schmidt war nicht der Mann der schwarzen Anzüge. Diese Art der Uniformierung war ihm nach seinen Erfahrungen als junger Wehrmachtsoffizier im Dritten Reich zuwider. Auch bei hochoffiziellen politischen Anlässen, wie 1980 beim G 7-Gipfel der europäischen Regierungschefs in Venedig, griff er lieber zu heller Kleidung. Loki suchte ihm immer die Krawatten aus.
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Genussfaktor Schachspielen
Gemeinsam mit seiner Frau Loki konnte sich Helmut Schmidt stundenlang dem Überdenken von strategischen Schachzügen widmen. Ganz norddeutsch stand die Teekanne mit Friesenmischung, Kandiszucker und Sahne immer daneben. Für den Politiker war das Schachspielen Entspannung und Gehirnjogging pur. Musikhören gehörte sonst zu seiner liebsten Freizeitbeschäftigung.
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Mozart-Kenner
Klavierspielen bedeutet dem Musikliebhaber Schmidt sehr viel. Nach seinem Rückzug von allen Regierungsämtern und aus der Politik hatte er endlich Zeit sich seinem Hobby intensiver zu widmen. Bei einem Konzert in der Tonhalle Zürich trat er 1983 sogar als Solist auf. Mit berühmten Pianisten wie Leonard Bernstein und Justus Frantz war er Zeit seines Lebens befreundet.
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Kein Ruhestand
Doch ein Ruhestand ohne politische Auseinandersetzung ist nichts für Altkanzler Schmidt. 1983 wird er Mitherausgeber der renommierten deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". Bei den diskussionsfreudigen Redaktionskonferenzen stößt er gern Grundsatzdebatten an. Er schreibt jetzt Bücher und Artikel über aktuelle politische Fragen. Seine Meinung wird weltweit geschätzt, vor allem von jungen Leuten.
Bild: ullstein bild - Beutner
Nie ohne Zigarette...
In der "Ahnengalerie" des Bundeskanzleramtes, die auch für Besucher freigegeben ist, fällt das Gemälde mit seinem Konterfei auf. DDR-Maler Bernhard Heisig hat Schmidt in diesem markanten Portrait für die Nachwelt festgehalten - in der Hand die obligatorische Zigarette. Der SPD-Politiker Helmut Schmidt war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland - hochgeachtet bis heute.
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1800 Gäste gaben dem Altbundeskanzler in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis das letzte Geleit. Der Sarg des Verstorbenen war vor dem Altar aufgebahrt, bedeckt von der schwarz-rot-goldenen Flagge mit Bundesadler, davor ein großer Kranz mit den Worten: "Wer soll uns jetzt die Welt erklären?"
Helmut Schmidt war in den letzten zwei Jahrzehnten eine moralische Instanz für viele Deutsche geworden. "Wir haben einen Giganten verloren", sagt Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz. "Gemeinsam mit Helmut Schmidt haben wir erlebt, wie aus lebensklugem politischem Pragmatismus scheinbar unbegrenzte moralische Autorität erwachsen kann."
Unter den Gästen fanden sich am Montag (23.11.2015) zahlreiche Politiker aus dem In- und Ausland ein, um sich von dem am 10. November verstorbenen Altbundeskanzler zu verabschieden; darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Frankreichs Ex-Präsident Valérie Giscard d'Estaing. Der Publizist und frühere US-Außenminister Henry Kissinger hielt eine bewegende Trauerrede für seinen Freund Helmut Schmidt und nannte ihn "eine Art Weltgewissen". Die Spuren, die er hinterlasse, seien tief, so Kissinger: "Aus der Achtung für den Bundeskanzler wurde der Respekt für den Publizisten, wurde die Verehrung eines Jahrhundertzeugen und elder statesman, wurde schließlich die Zuneigung zu einem Mann, der bis ins hohe Alter mit klarem Verstand brillierte, geschliffen formulierte und mit seinen gepflegten Leidenschaften trotzdem nahbar wirkte."
Nach dem Staatsakt gab es einen langen Trauerzug durch die Stadt, bei dem die Hamburger Bürger Schmidt die letzte Ehre erweisen konnten.