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Politik

Abschied von zwei toten deutschen Soldaten

29. Juli 2017

Die beiden Bundeswehrsoldaten, die in Mali bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen waren, sind wieder in der Heimat. Verteidigungsministerin von der Leyen, Kameraden und Angehörige nahmen in Köln Abschied.

Deutschland Von der Leyen reist nach Mali und Niger
Verteidigungsministerin von der Leyen und Oberst Neumann kurz nach der Trauerfeier auf dem Kölner Flughafen Bild: picture alliance/dpa/B. Pedersen

Auf dem Militärflughafen in Köln nahm Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Leichen der beiden Soldaten am Abend im Kreise von Angehörigen und Kameraden in Empfang. Sie waren mit einem Airbus der Luftwaffe von Westafrika nach Hause geflogen worden. In einem Hangar fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine kurze Trauerzeremonie, eine sogenannte Ehrenvolle Aufnahme, statt. Dabei wurden die Särge durch ein Spalier in einen Hangar getragen und von Militärseelsorgern gesegnet. In einer Kapelle konnten sich die Angehörigen von den Toten verabschieden.

Die beiden Soldaten aus Nordhessen waren am Mittwoch bei einem Aufklärungsflug mit einem Tiger-Kampfhubschrauber etwa 70 Kilometer nordöstlich der malischen Stadt Gao abgestürzt. Die Ursache wird untersucht. Die UN-Mission berichtet von Erkenntnissen, die auf technisches Versagen hindeuten. Es sind die ersten Todesfälle der Bundeswehr im Einsatz in Mali und die ersten im Auslandseinsatz seit 2015.

Zwei Tote bei Bundeswehr-Hubschrauberabsturz in Mali

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Nach Mali abgereist

Nach der Trauerfeier flog von der Leyen zu einem schon länger geplanten Besuch in Mali und Niger ab. Allerdings wurde der Trip wegen des Unglücks vorgezogen und verlängert. In Gao will sich die CDU-Politikerin ein Bild von den Ermittlungen zur Unglücksursache machen. Im Camp Castor will sie an einem Feldgottesdienst für die Todesopfer teilnehmen und mit deren Kameraden sprechen. In der Wüstenstadt sind Hunderte deutsche Soldaten als Teil der UN-Blauhelm-Mission MINUSMA stationiert, die die Einhaltung des Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellen überwacht.

Ein Flugschreiber gefunden

Inzwischen entdeckten Luftfahrtexperten der Bundeswehr einen der beiden Flugdatenschreiber der abgestürzten Maschine. Das Gerät sei aber beschädigt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Man wisse nicht, ob man die Daten auslesen könne. Der zweite Flugschreiber wurde noch nicht gefunden.

Nach dem Besuch in Gao fliegt von der Leyen nach Niger weiter, das die Bundeswehr als logistisches Drehkreuz für den Einsatz im Norden Malis nutzt. In der Hauptstadt Niamey sind Treffen mit dem Präsidenten und dem Verteidigungsminister geplant. Das bettelarme Niger ist mit der Stadt Agadez zugleich eine der wichtigsten Transitrouten für afrikanische Flüchtlinge und Migranten auf dem Weg über Libyen nach Europa.

Treffen mit Parly vorgesehen

In Niger beabsichtigt von der Leyen zudem, ihre französische Kollegin Florence Parly zu treffen. Frankreichs Armee ist mit dem Anti-Terror-Einsatz im eigenen Land und den Missionen vor allem in Afrika am Rande ihrer Kräfte. Präsident Emmanuel Macron dringt daher auf ein stärkeres militärisches und finanzielles Engagement Deutschlands in den früheren französischen Kolonien. Gerade der Sahel wurde in den vergangenen Jahren verstärkt zum Aufmarschgebiet für Dschihadisten, die von Afrika aus auch Europa bedrohen.

Gemeinsam wollen die beiden Ministerinnen die Baustelle für ein regionales Hauptquartier der G5-Sahel besuchen, der Gruppe der Sahel-Staaten Tschad, Niger, Mali, Burkina Faso und Mauretanien. Die EU sagte den G5 kürzlich 50 Millionen Euro zum Aufbau einer Eingreiftruppe zu, die Spezialeinheiten von jeweils rund 100 Soldaten in Gebiete entsenden soll, die als Hochburgen der radikalen Islamisten gelten. Die neue Truppe soll die Bemühungen der Minusma-Friedenstruppen, aber auch der Anti-Terror-Operation Barkhane mit ihren 4000 französischen Soldaten in der Region ergänzen.

Besuch in Bamako

Als letzte Station ihrer Reise besucht von der Leyen die malische Hauptstadt Bamako, wo weitere Bundeswehr-Soldaten stationiert sind. Deutschland hat sein militärisches Engagement in Mali zuletzt stark ausgebaut: Inzwischen stellt die Bundeswehr knapp 900 Soldaten für die etwa 12.000 Soldaten und Polizisten starke Blauhelmtruppe MINUSMA. Hauptaufgabe der deutschen Soldaten ist es, den Vereinten Nationen mit Hubschraubern, Drohnen und durch Patrouillen Aufklärungsergebnisse aus der Region um Gao zu liefern. Die MINUSMA-Mission gilt mit mehr als 100 Todesopfern als derzeit gefährlichster UN-Einsatz.

Ein deutscher Kampfhubschrauber vom Typ Tiger landet in GaoBild: picture-alliance/dpa/Bundeswehr/M. Tessensohn

Weitere rund 130 deutsche Soldaten sind Teil der europäischen Trainingsmission EUTM Mali, die hauptsächlich im ruhigeren Süden des Landes die einheimischen Sicherheitskräfte ausbildet. Der Einsatz in Mali ist damit nur wenig kleiner als die größte deutsche Militärmission in Afghanistan.

Tuareg-Rebellen und Dschihadisten hatten den Norden Malis 2012 unter ihre Kontrolle gebracht. Anfang 2013 intervenierte Frankreich auf Bitten des Landes, um den Vormarsch der Aufständischen in den Süden zu stoppen. Seither bemüht sich die internationale Gemeinschaft, Mali wieder zu stabilisieren, das früher als afrikanische Vorzeigedemokratie galt.

kle/mak (dpa, rtr, afp)

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