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Politik

Abschuss im Iran: Video zeigt zweite Rakete

15. Januar 2020

Die bei Teheran abgeschossene ukrainische Passagiermaschine ist einem US-Medienbericht zufolge von zwei iranischen Raketen getroffen worden. Die Projektile seien im Abstand von rund einer halben Minute abgefeuert worden.

Wrackteile der abgeschossenen Boeing
Wrackteile der abgeschossenen BoeingBild: Reuters/Wana/N. Tabatabaee

Nach dem Abschuss eines ukrainischen Flugzeugs mit 176 Menschen an Bord nahe Teheran soll ein weiteres Video nun zeigen, dass die Maschine nicht nur von einer, sondern von zwei iranischen Raketen getroffen wurde. Das berichten die "New York Times" und das "Wall Street Journal". Beide Blätter geben unabhängig voneinander an, das Video verifiziert zu haben.

Auf den verschwommenen Aufnahmen ist zu sehen, wie zwei Geschosse im Abstand von 20 bis 30 Sekunden das Flugzeug treffen. Das Video zeigt die brennende Passagiermaschine, die schlingernd versucht, zum Flughafen Teheran zurückzufliegen. Kurz darauf explodierte die Maschine und stürzte ab.

Die Raketen sollen aus knapp 13 Kilometern Entfernung von einem iranischen Militärstützpunkt abgefeuert worden sein. Das neue Video soll vom Dach eines Gebäudes im Dorf Bidkaneh gut sechs Kilometer von dem iranischen Militärstützpunkt entfernt aufgenommen worden sein. Es sei in der Nacht zum Dienstag von einem iranischen Nutzer bei YouTube hochgeladen worden.

Angst vor dem Gegenschlag

Das ukrainische Flugzeug war am 8. Januar inmitten der militärischen Konfrontation mit den USA nach iranischen Angaben irrtümlich abgeschossen worden. Der Iran hatte zum Zeitpunkt des Abschusses mit Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak auf die Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch die USA geantwortet. Offenbar befürchtete Teheran US-Gegenangriffe.

Frauen in Teheran gedenken der OpferBild: Getty Images/AFP

Zunächst hatten die iranischen Behörden von einem technischen Defekt gesprochen. Am Samstag hatte der Iran dann eingeräumt, für den Absturz des Passagierflugzeugs mit 176 Opfern verantwortlich zu sein.

Das neue Video könnte den Berichten zufolge auch eine Erklärung dafür liefern, warum das Kommunikationssystem des Flugzeugs nicht funktioniert habe. Möglicherweise habe die erste Rakete das System außer Betrieb gesetzt, bevor das Flugzeug ein zweites Mal getroffen worden sei.

Seit dem Abschuss gehen in Teheran immer wieder Menschen gegen die Regierung auf die StraßeBild: hamshahrionline.ir

Die iranische Führung steht wegen ihres Umgangs mit der Katastrophe auch im eigenen Land erheblich unter Druck. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder wütende Proteste. Am Dienstagabend soll es erneut Demonstrationen an Teheraner Universitäten gegeben haben sowie Zusammenstöße zwischen Studenten und den regierungstreuen Basidsch-Milizen, wie in Onlinenetzwerken verbreitete Videos zeigten. Nach iranischen Justizangaben wurden bei den Demonstrationen bislang rund 30 Menschen festgenommen. 

Rohani ruft zu nationaler Einheit auf

Angesichts der Proteste rief der iranische Präsident Hassan Rohani nun zu einem radikalen Wandel der Politik in seinem Land auf. "Die Menschen wollen mit Aufrichtigkeit, Anstand und Vertrauen behandelt werden", erklärte Rohani im Ministerrat. Er forderte die Iraner zugleich zur "nationalen Einheit" auf. Seine Ansprache wurde live im Staatsfernsehen übertragen, was als außergewöhnlich gilt.

Irans Präsidetn Hassan RohaniBild: picture alliance/dpa/Iranian Presidency

Die Streitkräfte seines Landes rief Rohani auf, sich für den Abschuss und die anschließende Informationspolitik zu entschuldigen und zu erklären, was genau passiert sei. Damit solle den Menschen gezeigt werden, dass die Armee "nichts verheimlichen" wolle.

 "Das Volk ist unser Meister, und wir sind seine Diener", erklärte Rohani weiter. "Der Diener muss den Meister mit Bescheidenheit, Genauigkeit und Ehrlichkeit ansprechen."

Ein erster Schritt hin zur "nationalen Versöhnung" könnten die Parlamentswahlen im Februar sein, erklärte der Staatschef. Die Menschen wollten "Vielfalt". Rohani forderte die Wahlbehörde auf, mögliche Kandidaten bei der Wahl nicht auszuschließen.

stu/se (dpa, afp)

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