Das Museum Barberini in Potsdam zeigt Werke des Malers Gerhard Richter: Keine Retrospektive, und auch nicht das Alterswerk des 86-Jährigen. Stattdessen geht es um den roten Faden in seinem Künstlerleben: die Abstraktion.
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Pure Konzentration: "Gerhard Richter. Abstraktion" im Museum Barbarini
Einige Bilder der aktuellen Schau im Museum Barberini waren noch nie öffentlich zu sehen. Private Sammler haben dafür ihre wertvollen Gemälde nach Potsdam ausgeliehen. Zu entdecken sind auch frühe Arbeiten von Richter.
Bild: Hubert Becker
"192 Farben" (1966)
Reine Farbfeld-Kompositionen kamen bei Gerhard Richter, der 1932 in Dresden/Sachsen geboren wurde, bereits in Arbeiten aus seiner Anfangszeit als freischaffender Maler vor. Seine Mutter, Buchhändlerin von Beruf, war begeisterte Pianistin. Ihr Wissen und ihre Leidenschaft für Harmonien hatte sie an ihren Sohn weitergegeben. Diese frühe Arbeit ist in der Potsdamer Ausstellung zu sehen.
Bild: Gerhard Richter
"Still" (1986)
Wichtige Einzelausstellungen haben sich in den letzten Jahren dem Werk von Gerhard Richter gewidmet. Aber keine hat sich explizit nur mit seinen abstrakten Gemälden beschäftigt. Die Abstraktion von realen Motiven bis hin zur reinen Farbmalerei, wie in dieser Arbeit von Richter aus dem Jahr 1986, ist das Thema der aktuellen Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam.
Bild: Gerhard Richter
"Rot-Blau-Geld" (1972)
Die Farbgebung spielte bei Gemälden aus den 1970er Jahren, neben der abstrakten Form, eine wichtige Rolle. Richter arbeitete auch gern mit reinem Schwarz-Weiß und modifizierte seinen formalen Kanon abstrakter Bilder durch die Verfremdung von fotografischen Motiven. Hier bewegt er sich in der Maltradition seines Akademie-Lehrers Karl Otto Götz.
Bild: Gerhard Richter
"Vorhang" (1964)
In seinen Anfangszeiten als Maler hat Richter noch ganz klassisch mit Öl und Pinsel auf kleinformatiger Leinwand gearbeitet. Erst später verwendete er andere Techniken, um die Farbe auf dem Bildträger aufzutragen. Am spektakulärsten sind seine großformatigen Rakel-Bilder, bei denen er die Farbe mit einem mannshohen Spachtel über die Leinwand drückt und wischt.
Bild: Gerhard Richter
"256 Farben" (1974)
Farbfeld-Malerei behält Gerd Richter während seiner späteren künstlerischen Laufbahn bei. Später ändern sich nur Farbnuancen, Zusammenstellung und auch die Bildformate. Dieses Ölgemälde von 1974 hat die Maße 2,22 mal 4.14 Meter und wirkt nicht nur in seiner Dimension beeindruckend. Es befindet sich im Besitz des Kunstmuseums Bonn und gehört dort zur ständigen Sammlung..
Bild: Gerhard Richter/R. Hansen
"Zwei Fiat" (1964)
Richter hat anfangs viel mit Vorlagen aus der Magazin-Fotografie und mit journalistischen Motiven gearbeitet. Diese frühe Arbeit, die er noch zu Akademiezeiten als Kunststudent in Düsseldorf schuf, zeigt eine fast abstrakte Momentaufnahme zweier Autos, die sich auf der Landstraße begegnen.
Bild: Gerhard Richter
"Fünf Türen" (1967)
Auch dieses Ölgemälde entstand auf Basis einer Fotografie. Richter benutzte gern Werbeprospekte und Zeitschriftenbilder als Vorlage. Hier hat er die reine Form der offenen Tür als abstraktes Motiv für seine serielle Malerei verwendet - jeweils leicht modifiziert. Er selbst nennt das "Tafelmalerei".
Bild: Gerhard Richter/Rheinisches Bildarchiv Köln
Selbstporträt: Gerhard Richter (1970)
Als Künstler und kritischer Beobachter des Zeitgeschehens hat sich Gerhard Richter immer wieder mit politischen Motiven, mit Konsum und populärer Kultur beschäftigt. Er selbst provozierte gern, prangerte Konsumterror und den Umgang mit der deutschen NS-Vergangenheit an und machte sich auch zum Motiv seiner fotografischen Arbeiten, wie hier 1970 in einem Selbstporträt.
Bild: G. Richter 2017
"Abstraktes Bild" (1984)
Die meisten Bilder von Gerhard Richter befinden sich im Besitz von Museen, großen Sammlungen oder in privaten Sammlerbeständen. Für jede Einzelausstellung müssen sie als Leihgabe ausgeliehen werden. So auch dieses Bild aus dem Jahr 1984, dass sich im Privatbesitz befindet. Die Ausstellung "Abstraktion" im Museum Barberini ist vom 30.6 - 21.10.2018 in Potsdam zu sehen.
Bild: Gerhard Richter
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Die Schau in dem - erst im vergangenen Jahr in einem wiederaufgebauten Palais in der historischen Mitte Potsdams eröffneten – Sammlermuseum heißt denn auch: "Abstraktion". Mit rund 90 Arbeiten will die Ausstellung einen großen Bogen von den 1960er Jahren bis hin zu neueren Arbeiten Gerhard Richters schlagen. Im Mittelpunkt stehe damit das "zentrale Thema seiner Malerei", verspricht das Museum.
Mehr noch: "Abstraktion ist ein roter Faden durch Richters Malerei", so Direktorin Ortrud Westheider. So sprunghaft und vielgestaltig Richters Werk beim Wechsel zwischen verschiedenen Werkphasen gewirkt habe, so konsequent habe sich sein Werk als stetige Fortführung und Wandlung der Abstraktion entwickelt. "Durch kalkuliertes Einbeziehen des Zufalls nimmt Richter die bewusste Steuerung des Malprozesses zurück. Er arbeitet mit Rasterstrukturen oder zieht mit der Rakel über die gesamte Bildfläche", so Westheider, die die Schau zusammen mit dem Richter-Biographen Dietmar Elger eingerichtet hat. Der Maler, ergänzt sie, vermeide schöpferisches Pathos und Bedeutungen, die außerhalb der Kunst liegen. "Die Bilder wirken so durch sich selbst."
Richters Werk wird weltweit gewürdigt
Konkret zeigt die Schau 90 zum Teil noch nicht öffentlich ausgestellte Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen. Richters schwarz-weiße Fotobilder, Farbtafeln und Ausschnitte sind ebenso zu sehen wie die grauen Bilder, Vermalungen und abstrakten Bilder der späten 1970er Jahre, als Richter seinen Leinwänden mit Pinsel, Rakel, Spachtel und viel Farbe zu Leibe rückte.
Gerhard Richters künstlerisches Werk ist weltweit in großen Retrospektiven gewürdigt worden: Bereits 2002 widmete ihm das New Yorker Museum of Modern Art eine Einzelausstellung.
Rund um seinen 80. Geburtstag 2012 feierten die Tate Modern in London, die Berliner Neue Nationalgalerie und das Centre Pompidou in Paris das Werk des Deutschen. "Gerhard Richter. Abstraktion" im Museum Barberini fügt den großen internationalen Richter-Ausstellungen nun einen sehenswerten Aspekt hinzu.