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Katastrophe

Viele Tote bei Flugzeugabsturz in Kolumbien

29. November 2016

Es sollte ein Triumph werden - am Ende steht eine Tragödie: Auf dem Weg zum Finale des Südamerika-Cups in Kolumbien stürzt eine Maschine mit einer brasilianischen Erstligamannschaft ab. 71 Menschen kommen ums Leben.

Kolumbien Flugzeug Absturzstelle
Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Benavides

Nach jüngsten Behördenangaben überlebten sechs Insassen den Absturz, 71 Menschen starben. An Bord des Fliegers war auch die gesamte Fußballmannschaft des brasilianischen Erstligisten Chapocoense. 19 Spieler des Vereins kamen ums Leben. Das Team war auf dem Weg zum Finale des Südamerika-Cups. Finalgegner Atlético schlug vor, Chapecoense den Titel zu überlassen.

Hinweise auf Fehler in der Bordelektronik

Die Chartermaschine vom Typ British Aerospace 146 der bolivianischen Gesellschaft Lamia hatte 72 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder an Bord, als sie um 22.34 Uhr Ortszeit (04.34 Uhr MEZ) bei Medellín in bergigem Gelände abstürzte. Das Flugzeug hatte gegen 22.00 Uhr einen Notfall gemeldet. Laut einem Sprecher der Luftfahrtbehörde gab es Hinweise auf Fehler in der Bordelektronik der Maschine. Drei Spieler, eine Stewardess, ein Flugzeugtechniker sowie ein Journalist überlebten Behördenangaben zufolge das Unglück. Auch Torwart Marcos Danilo Padilha war zunächst gerettet worden, er starb aber auf dem Weg ins Krankenhaus. Neun Spieler waren nicht zum Finale mitgereist.

Die Fans von Chapecoense trauernBild: Reuters/P. Whitaker

Das Flugzeug war in São Paulo gestartet und zu einem Zwischenstopp in Santa Cruz in Bolivien gelandet. Anschließend flog es weiter Richtung Rionegro bei Medellín. Nach Angaben des Zielflughafens José Maria Cordova setzte die Maschine gegen 22.00 Uhr ein Notsignal wegen eines "elektrischen Defekts" ab. Der Absturzort sei rund 50 Kilometer von Medellín entfernt in den Bergen von Cerro Gordo. Die beiden für die Ursachensuche wichtigen Blackboxes konnten geborgen werden.

Unglücksort schwer zugänglich

Der Bürgermeister der nahe der Absturzstelle gelegenen Stadt La Ceja, Elkin Ospina, sagte, der Unglücksort in 3300 Metern Höhe sei sehr unzugänglich. Retter brauchten mit ihren Tragen mehr als eine halbe Stunde bis dorthin. Zudem behinderte schlechtes Wetter die Rettungsarbeiten. Wie der Flughafen José Maria Cordova im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte, wurde deshalb der Plan zunächst verworfen, einen Militärhubschrauber einzusetzen. In den frühen Morgenstunden mussten die Bergungsarbeiten vorübergehend ausgesetzt werden.

Brasiliens Staatschef Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Vize-Vereinspräsident Ivan Tozzo sprach im Sender Globo SportTV von einem "schrecklichen Schmerz" und einer "sehr großen Tragödie". Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte, die "schreckliche Nachricht" gehe "besonders unter die Haut".

Fußballwelt geschockt

Auch die Anteilnahme in der Fußballwelt ist groß: "Die brasilianische Fußballfamilie trauert. Es ist eine Tragödie", schrieb Brasiliens Stürmer-Legende Pelé im Onlinedienst Twitter. Auch Argentiniens Fußball-Idol Diego Maradona zeigte sich bestürzt. "Von heute an bin ich Fan von Chapecoense", erklärte er. Stürmerstar Lionel Messi sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. Der Spieler war vor zwei Wochen mit der argentinischen Nationalelf mit derselben Maschine geflogen. Messis Verein, der FC Barcelona, und der spanische Spitzenclub Real Madrid unterbrachen ihr Training für eine Schweigeminute. Der Präsident des Weltfußballverbandes Fifa, Gianni Infantino, sprach von einem "sehr traurigen Tag für den Fußball".

Chapecoense war erst 2014 in die erste brasilianische Liga aufgestiegenBild: picture alliance/dpa/F. Remor

Chapecoense zählt in dem fußballverrückten Land zu den kleinen Clubs, erlebte zuletzt aber einen sportlichen Höhenflug. Nach zwei Jahrzehnten in unteren Ligen kämpfte sich das Team 2014 wieder in die erste Liga zurück. Im vergangenen Jahr belegte Chapecoense Real Tabellenplatz 14 unter 20 Mannschaften. Die nun abgesagten Endspiele gegen Atlético Nacional sollten zum Höhepunkt in der Vereinsgeschichte werden. Die Copa Sudamericana ist nach der Copa Libertadores der zweitwichtigste südamerikanische Vereinswettbewerb.

Das Unglück erinnert an andere schwere Flugzeugabstürze, bei denen Fußballteams betroffen waren; etwa an die Katastrophe vom 6. Februar 1958 in München, als eine Maschine mit der englischen Meistermannschaft Manchester United beim Start verunglückte und 23 Menschen starben, darunter acht Spieler.

cr/ww (dpa, afp)