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SportGlobal

Achraf Hakimi: Marokkos große WM-Hoffnung

13. Dezember 2022

Egal, wie am Mittwoch bei der Fußball-WM das Halbfinale gegen Weltmeister Frankreich ausgeht - Marokkos Star Achraf Hakimi gehört schon jetzt zu den Gewinnern der WM in Katar.

Ashraf Hakimi streckt einen Zeigefinger in die Luft und küsst die Flagge von Marokko auf seinem Trikot. Es ist der Jubel nach seinem entscheidenden Elfmeter im Viertelfinale gegen Spanien.
Verwandelte gegen Spanien den entscheidenden Elfmeter: Ashraf HakimiBild: Luca Bruno/AP/picture alliance

Wird Achraf Hakimi es nach dem WM-Halbfinale am Mittwoch gegen Frankreich (Anstoß 20 Uhr MEZ) wieder tun, sollte Marokko als erste Nation Afrikas ins Finale einer Weltmeisterschaft einziehen? Es war einer der besonderen Momente dieser WM in Katar: Als im Achtelfinale Marokkos überraschender Sieg nach Elfmeterschießen gegen Spanien feststand, stürmte Hakimi in Richtung Tribüne, umarmte und küsste seine Mutter Saida. Fernsehkameras aus aller Welt hielten die rührende Szene fest.

Doch der Star der marokkanischen Mannschaft tat es nicht für die Medien. Hakimi ist einfach ein Familienmensch. Und er weiß, dass seine Erfolgsgeschichte bei dieser WM ohne seine Eltern nicht möglich gewesen wäre. "Meine Mutter war eine Putzfrau und mein Vater ein Straßenverkäufer", sagte Hakimi in der spanischen Fernsehsendung El Chiringuito. "Sie haben ihr Leben für mich aufgegeben. Sie haben meinen Geschwistern [der Schwester Ouidad und dem Bruder Nabil - Anm. d. Red.] vieles vorenthalten, damit ich Erfolg haben kann. Heute spiele ich für sie."

Von Madrid über Dortmund und Mailand nach Paris

Mit Anfang 20 hatten sich Hassan Hakimi und Saida Mouh 1989 von Casablanca aus auf den Weg nach Spanien gemacht - auf der Suche nach besseren Lebensverhältnissen als in Marokko. Im November 1998 erblickte ihr Sohn Achraf das Licht der Welt. Schon früh erwachte seine Leidenschaft für den Fußball. Mit sieben Jahren kam "Arra", wie er damals gerufen wurde, zu Real Madrid und durchlief alle Jugendmannschaften. Mit 17 debütierte er bei Real Madrid Castilla, der zweiten Mannschaft von Real, ein Jahr später holte ihn der damalige Erfolgstrainer Zinedine Zidane in die erste Mannschaft der "Königlichen".

Im Trikot von Borussia Dortmund sorgte Hakimi von 2018 bis 2020 für FuroreBild: AFP/I. Fassbender

2018 verlieh Real Hakimi für zwei Jahre an den Bundesligisten Borussia Dortmund. Dort reifte der pfeilschnelle Außenverteidiger - zwischenzeitlich hielt er mit 36,49 Stundenkilometern den Geschwindigkeitsrekord der Bundesliga - zum Topspieler. 2018 und 2019 wurde Hakimi zu Afrikas Nachwuchsspieler des Jahres gekürt. Der BVB hätte ihn gerne gehalten, doch Inter Mailand machte 2020 das Rennen um das marokkanische Toptalent. Ein Jahr später wechselte er für eine Ablöse von rund 60 Millionen Euro zum Starensemble von Paris St. Germain.

Ziemlich beste Freunde

Sein bester Freund dort ist der fast gleich alte Superstar Kylian Mbappé - der Weltmeister aus Frankreich wird am 20. Dezember 24 Jahre alt. "Hier in Doha spiele ich gegen Marokko und dabei ausnahmsweise mal gegen meinen Freund", sagte Mbappé, als er im vergangenen Januar im PSG-Trainingslager in Doha auf die bevorstehende WM angesprochen wurde - als hätte er das überraschende Aufeinandertreffen im WM-Halbfinale vorausgeahnt. 

Bei PSG und privat sind Hakimi (l.) und Mbappe Kumpel, nicht aber im WM-HalbfinaleBild: Baratoux Loic/ABACA/picture alliance

"Ich werde meinen Freund zerstören müssen. Es wird mir ein wenig das Herz brechen, aber so ist der Fußball", scherzte Mbappé damals. Und Hakimi konterte lachend: "Ich werde ihn zerschmettern." 

60. Länderspiel für Marokko

Hakimi hätte aufgrund seines Geburtsortes Madrid auch für die spanische Nationalmannschaft spielen können, entschied sich aber 2015 für Marokko, das Herkunftsland seiner Eltern. Seinen Einstand in der A-Nationalmannschaft gab er im Oktober 2016 in einem Testspiel in Marrakesch gegen Kanada (4:0), bei dem der damals noch 17-Jährige in der 23. Minute eingewechselt wurde.

Das WM-Halbfinale gegen Frankreich wird das 60. Länderspiel Hakimis, sein neuntes bei Weltmeisterschaften. Bei der Endrunde vor vier Jahren in Russland hatte er alle drei Vorrundenspiele bestritten, Marokko war als Gruppenletzter ausgeschieden. Da hätte wahrscheinlich kaum jemand den Triumphzug von Hakimi und Co. bei der WM in Katar für möglich gehalten.

Die "marokkanischen Beckhams"

Egal wie die Partie am Mittwoch im Al-Bayt-Stadion in der Küstenstadt al-Chaur ausgeht - schon jetzt steht Hakimi als ein Gewinner dieser WM fest. Es läuft einfach rund für den Rechtsverteidiger, nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch privat. Mit seiner Frau, der spanischen Schauspielerin Hiba Abouk, hat Hakimi zwei Söhne: Amin kam im Februar 2020 zur Welt, Naim im vergangenen Februar.

Hiba Abouk (r.) und Achraf Hakimi auf dem Roten Teppich der Filmfestspiele 2022 in CannesBild: Simone Comi / ipa-agency.net/Venezia 2020/picture alliance

In den Boulevardmedien wurde das Glamour-Paar Hakimi bereits als die "Beckhams des marokkanischen Fußballs" bezeichnet. Nicht umsonst ging nach dem sensationellen Halbfinal-Einzug in den sozialen Medien ein Video der beiden viral. Es zeigte, wie sich Hiba bei Ashraf beschwerte, dass er erst eine Stadion-Ehrenrunde absolvierte, ehe er zu ihr kam, um sie zu umarmen. Vielleicht sollten sich Ehefrau und Mama am Mittwoch nebeneinander setzen, um sich von Ashraf Hakimi herzen zu lassen.