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PolitikUkraine

Acht Tote durch russischen Raketenangriff im Gebiet Odessa

10. Oktober 2024

Das russische Militär nimmt verstärkt Häfen im Großraum Odessa in der Südukraine unter Beschuss. Im Gegenzug attackiert die Ukraine ein Drohnenlager in Südrussland. Präsident Selenskyj startet zu einer Europa-Rundreise.

Das Getreideterminal mit vielen Kränen im Hafen von Odessa (10.04.2023)
Das Hafengebiet von Odessa wird wieder verstärkt von Russland beschossen (Archivbild)Bild: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix/picture alliance

Nach Russlands Raketenangriff auf Hafeninfrastruktur im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine ist die Zahl der Toten nach Behördenangaben auf acht gestiegen. "Heute früh starb ein 46-jähriger Hafenarbeiter im Krankenhaus", teilte Gouverneur Oleh Kiper mit. Später erlag ein 26-Jähriger im Krankenhaus seinen Verletzungen. Gut ein Dutzend Menschen wurde verletzt. Bei allen Opfern handelt es sich demnach um ukrainische Staatsbürger.

Zum genauen Ort des Angriffs machte Kiper keine Angaben. Zuvor hatten Beobachter eine ballistische Rakete in Richtung des Hafens Tschornomorsk nahe Odessa gemeldet. In örtlichen Gruppen in sozialen Netzwerken gab es Aufrufe für Blutspenden.

Der Gouverneur von Odessa, Oleh Kiper (Archivbild)Bild: Nina Liashonok/Avalon/Photoshot/picture alliance

Bei dem Angriff wurde ein unter der Flagge Panamas fahrendes ziviles Containerschiff getroffen. Dem Gouverneur zufolge ist es der dritte Angriff auf ein ziviles Schiff in den vergangenen vier Tagen. Damit versuche Russland, den von der Ukraine eingerichteten Getreidekorridor zu blockieren.

Zwei Tage zuvor war eine russische Rakete auf einem Schiff im Hafen von Odessa eingeschlagen, das unter der Flagge Palaus fährt. Bei diesem Angriff wurde nach Angaben der örtlichen Behörden ein Mensch an Bord getötet.

Der Frachter Paresa wurde am 7. Oktober im Hafen Pivdennyi bei Odessa von einer russischen Rakete getroffenBild: Ministry for Communities and Territories Development of Ukraine via REUTERS

In der südostukrainischen Industriestadt Krywyj Rih wurden zudem bei einem russischen Drohnenangriff mindestens zwei Menschen verletzt, als dort ein fünfstöckiges Wohnhaus beschädigt wurde.

Anscheinend russisches Drohnenlager getroffen

Die ukrainische Armee teilte derweil mit, dass sie eine russische Militäreinrichtung mit Hunderten von Kampfdrohnen in der Nähe von Oktjabrskij in der südrussischen Region Krasnodar zerstört habe. Dort seien etwa "400 Kampfdrohnen" aus iranischer Produktion gelagert worden.

Die Zerstörung des "Schahed-Drohnenlagers" werde "die Fähigkeit der russischen Besatzer, die Zivilbevölkerung in ukrainischen Städten und Dörfern zu terrorisieren, erheblich einschränken", hieß es. Die Region Krasnodar liegt östlich der Krim etwa 150 Kilometer von den ukrainisch kontrollierten Gebieten entfernt.

Russische Behörden bestätigten zumindest einen Brand in einem Lagerhaus nahe der Ortschaft Oktjabrskij. Etwa 800 Quadratmeter Fläche stünden in Flammen, teilte der regionale Operationsstab im Gebiet Krasnodar mit.

Videos, die angeblich in der Region aufgenommen wurden, zeigen einen großen Feuerball am Nachthimmel und mehrere Flammenherde. Die Koordinaten stimmen mit dem von Kiew vermeldeten Drohnenschlag überein. Der Operationsstab machte keine Angaben zur Brandursache und den dort gelagerten Objekten.

Ein ukrainischer Soldat bereitet den Einsatz einer Drohne vorBild: Jose Colon/Anadolu/picture alliance

Der Iran wird von westlichen Regierungen beschuldigt, sowohl Drohnen als auch ballistische Raketen an Russland zu liefern, um sie im Krieg gegen die Ukraine einzusetzen. Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die USA verhängten deshalb Anfang September neue Sanktionen gegen Teheran.

EU ebnet Weg für weitere Ukraine-Hilfen

Die EU-Staaten haben neue Finanzhilfen zugunsten der Ukraine organisiert. Eine Grundsatzeinigung in Brüssel sieht vor, für das von Russland angegriffene Land ein Darlehen von bis zu 35 Milliarden Euro zu arrangieren. Das Darlehen soll mit Zinserträgen aus eingefrorenen Vermögenswerten der russischen Zentralbank zurückgezahlt werden, wie die Vertretung der Mitgliedstaaten mitteilte.

Das Geld soll Teil eines noch größeren Unterstützungspakets werden, das im Sommer von der Gruppe der großen westlichen Industriestaaten (G7) beschlossen worden war. Es sieht mit russischen Geldern finanzierte Darlehen in Höhe von bis zu 50 Milliarden US-Dollar (etwa 46 Mrd. Euro) vor.

Selenskyj tourt quer durch Europa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzt seine Reise durch mehrere europäische Hauptstädte fort. In der Nacht zum Donnerstag flog er von Dubrovnik zunächst Richtung Großbritannien. In Kroatien hatte er zuvor an einem Gipfel der Balkanstaaten teilgenommen.

Zwölf südosteuropäische Staaten und die Türkei einigten sich dort darauf, dass ein Rückzug Russlands aus allen besetzten Gebieten in der Ukraine Bedingung für einen Frieden sei. Sie sprachen sich für den Friedensplan Selenskyjs aus sowie für eine Aufnahme der Ukraine in die NATO. Das geht aus der Abschlusserklärung des Gipfeltreffens hervor.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (links) und der kroatische Regierungschef Andrej Plekovic unterschreiben ein KooperationsabkommenBild: Damir Sencar/AP Photo/picture alliance

Eigentlich wollte Selenskyj zu einem diplomatischen Spitzentreffen zur Lage in der Ukraine am Samstag zum US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz reisen. Dieses Treffen mit Vertretern von mehr als 50 Ländern wurde am Mittwoch allerdings verschoben, nachdem US-Präsident Joe Biden einen geplanten Staatsbesuch in Deutschland wegen des Hurrikans "Milton" abgesagt hatte.

Visiten bei Starmer, Macron und Scholz

Der britische Premierminister Keir Starmer empfing Selenskyj am Morgen in London. Dort stieß der neue NATO-Generalsekretär Mark Ruttezu dem Treffen. Ein Thema des Dreiergesprächs sei der sogenannte Siegesplan Selenskyjs für den Krieg mit Russland gewesen, teilte Gastgeber Starmer mit. Es sei "sehr wichtig, dass wir unsere anhaltende Verpflichtung zur Unterstützung der Ukraine" zeigen können, fügte er hinzu. Die Gespräche mit Selenskyj böten die Gelegenheit, "den Plan durchzugehen und detaillierter zu besprechen". 

Die Regierung in Kiew hat angesichts der überlegenen russischen Luftwaffe von ihren westlichen Verbündeten wiederholt mehr Kampfjets und eine bessere Luftabwehr gefordert, um ihre Bevölkerung zu schützen. Selenskyj drängt die USA und Großbritannien zudem seit Monaten, den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen gegen Ziele weit auf russischem Staatsgebiet zu erlauben.

Wolodymyr Selenskyj und Keir Starmer in LondonBild: Henry Nicholls/AP Photo/picture alliance

Später reiste der ukrainische Präsident nach Paris weiter, um mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macronzusammenzukommen. Erst am Mittwoch hatte Frankreich die zugesagte Lieferung von Mirage-Kampfjets für das erste Quartal 2025 in Aussicht gestellt. Die Ausbildung von ukrainischen Piloten und Mechanikern für die Maschinen läuft bereits in Frankreich.

Auf Einladung von Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hätte ebenfalls am Samstag ein Vierer-Treffen der sogenannten Quad-Gruppe tagen sollen - mit Scholz, Biden, Macron und Starmer. Thematisch hätte es vor allem um die Ukraine und den Nahost-Konflikt gehen sollen. Auch dieses Gespräch wurde abgesagt. Dafür will Selenskyj nun am Freitag nach Berlin kommen, um den Kanzler und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu treffen.

kle/AR (dpa, afp)

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