Acht US-Baptisten kommen frei
18. Februar 2010Acht Amerikaner, Angehörige einer Baptisten-Kirche, denen in Haiti Kinderhandel vorgeworfen wird, konnten am Mittwochabend (18.02.2010) das Land verlassen und nach Florida ausreisen. Zuvor hatte ein Richter in Port-au-Prince ihre Freilassung angeordnet, ohne jedoch die Beschuldigungen gegen sie fallen zu lassen. Die Eltern der Kinder hatten ausgesagt, sie hätten ihre Kinder freiwillig an die Missionare übergeben, um für sie eine bessere Zukunft zu sichern.
Die beiden Leiterinnen der religiösen Gruppe, Laura Silsbyund und Charisa Coulter blieben jedoch zur weiteren Befragung in Haft. Nach Angaben ihres Anwalts, Aviol Fleurant, will der Richter herausfinden, warum die beiden bereits vor dem Erdbeben vom 12. Januar nach Haiti gereist seien. Fleurant sagte, seine Mandantinnen hätten in einem Waisenhaus im Nordosten des Landes helfen wollen.
Freilassung mit Rückkehr im Blick
Die fünf Männer und fünf Frauen wurden zweieinhalb Wochen nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti Mitte Januar beim Versuch festgenommen, 33 Kinder in die benachbarte Dominikanische Republik zu bringen. Die christlichen Missionare gaben an, bei den Kindern handle es sich um Waisen. Nach damaligen Angaben der Behörden konnten die US-Bürger, von denen die meisten einer Baptisten-Gemeinde in Idaho angehören, keinerlei Adoptionsdokumente vorweisen. Dazu stellte sich rasch heraus, dass etliche Kinder noch Angehörige hatten.
Der haitianische Sicherheitsminister Claudy Gassant sagte, die Freilassung bedeute nicht, dass die acht Verdächtigen unschuldig seien. Sie müssten damit rechnen, im weiteren Verlauf des Verfahrens nach Haiti zurückkehren zu müssen. Das US-Außenministerium teilte hierzu mit, es respektiere "das souveräne Recht der haitianischen Regierung, ihre eigenen Prozesse zu führen".
Frankreich erlässt Haiti Schulden
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kündigte am Mittwoch bei einem Besuch in Haiti an, 56 Millionen Euro Schulden zu erlassen. Zudem sagte er Hilfsleistungen von 270 Millionen Euro für die frühere französische Kolonie zu. "Ich bin gekommen, um dem haitianischen Volk zu sagen, dass es nicht alleine ist", betonte Sarkozy. Es war seit der Unabhängigkeit Haitis der erste Besuch eines französischen Staatsoberhauptes.
Haiti war am 12. Januar von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Mindestens 217.000 Menschen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Die Hauptstadt Port-au-Prince und weitere Gebiete wurden schwer zerstört. Mehr als eine Millionen Menschen wurden obdachlos, viele Kinder wurden zu Waisen. Unicef und die Regierung Haitis haben wiederholt vor Kindesentführungen und illegalen Adoptionen gewarnt.
Autorin: Natalia Karbasova (rtr, afp, apn, epd)
Redaktion: Dirk Eckert