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Achterbahnfahrt der Techwerte

Brigitte Scholtes Frankfurt am Main
4. Februar 2022

Ein Absturz für die Geschichtsbücher: Ein Viertel des Börsenwerts an nur einem Tag - das hatte vor Meta, der Facebook-Mutter - noch niemand geschafft. Andere, wie Snapchat und Amazon hingegen, legten zu. Was ist da los?

USA | Facebook-Angestellte vor dem neuen Firmen-Logo
Bild: Tony Avelar/AP/picture alliance

Es konnte einem wieder einmal schwindlig werden -  allein vom Zuschauen: Am Donnerstag ging es für die Technologiewerte zunächst deutlich bergab, als die Facebook-Mutter Meta vor allem mit ihrem Ausblick auf die Geschäftsentwicklung enttäuschte. Der Aktienkurs sank um mehr als 25 Prozent und riss andere Titel mit.  Manche Beobachter sprachen schon von einem Ausverkauf. Doch dann legten Online-Versandhändler Amazon als auch der Instant-Messenger-Dienst Snapchat Zahlen vor, die die Anleger wiederum begeisterten. Vor allem die Snapchat-Aktie fuhr Achterbahn. Nach einem Kursrutsch um fast ein Viertel meldete das Unternehmen den ersten Quartalsgewinn seiner Geschichte - daraufhin stieg der Kurs um mehr als 50 Prozent. Snapchat ist direkter Konkurrent des Facebook-Dienstes Instagram. Und nicht wenige Experten sehen auch eine Abwanderung von immer mehr Facebook-Nutzern in Richtung Tiktok.   

Spapchat gehörte zu den Gewinnern des TagesBild: Unsplash Souvik Banarjee

Trendumkehr, Wachablösung oder Auslese?

Es sind wohl mehrere Effekte, die zu diesen Schwankungen an der Börse beitragen, meinen Kapitalmarktexperten. Denn mit den anstehenden Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed schauten die Börsianer wieder stärker auf das Geschäftsmodell, sagt etwa Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank: "Da trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen." Denn an den grundlegenden Trends der Digitalisierung oder des Cloud-Computings ändere sich ja vorerst nichts. 

Doch lassen etwa die Pandemieffekte nach, erklärt Elias Halbig, Portfoliomanager der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment. Das spüren etwa Streamingdienste wie Netflix: dessen Zahlen vor einigen Tagen seien ein "echter Schock" gewesen, meint Halbig, weil sich die Anleger nun fragten, ob die Sättigungsgrenze beim Kundenwachstum inzwischen erreicht sei. Sorgen macht auch Paypal: Der Zahlungsdienstleister verwies bei Vorlage seiner Zahlen auf eine schwächere Nachfrage von Konsumenten mit niedrigeren Einkommen. Diese strukturelle makroökonomische Unsicherheit belaste den Markt. "Paypal fürchtet aber offenbar auch den stärkeren Druck des Wettbewerbs etwa durch Apple Pay", glaubt Halbig, davon habe das Unternehmen ablenken wollen.

Apple glänzt nach wie vor mit starken Absatz- und Umsatzzahlen - hier Tim Cook bei der Präsentation des iPhone 13 (September 2021)Bild: APPLE INC/REUTERS

Tech-Wert nicht gleich Tech-Wert

Die Technologiewerte, die man nun betrachte, kämen jedoch aus sehr unterschiedlichen Bereichen, sagt Hans-Jürgen Delp, Branchenanalyst der Commerzbank. Die Facebook-Mutter Meta könne man nicht mit IT-Werten wie Microsoft oder Apple vergleichen. Aus seiner Sicht sind vor allem die Aktien von interaktiven Medienkonzernen wie Facebook getroffen worden, während IT-Werte stabil seien, weil eben der Trend zur Digitalisierung Bestand habe. So sei der Kurs der Microsoft-Aktie in den letzten fünf Jahren um das Dreieinhalbfache gestiegen, damals lag sie bei gut 60 Euro, im November erreichte sie ein Hoch von gut 300 Euro und ist inzwischen auf gut 260 Euro abgebröckelt.

"Das tut den Anlegern jetzt vielleicht weh, aber die langfristige Perspektive stimmt", sagt Delp. Für die Börsianer ist ohnehin auch der Blick auf die Substanz eines Unternehmens wichtig. So sei Microsoft sehr liquide und könne seine Investitionen aus dem Cashflow stemmen, sagt Portfoliomanager Halbig von Union Investment. Das sei der grundlegende Unterschied zur Dotcom-Blase zu Beginn des Jahrtausends. Da müsse man deutlich unterscheiden, warnt auch Kapitalmarktexperte Halver. Unternehmen ohne ein nachhaltiges Geschäftsmodell würden abgestraft.

Auch Apple wurde vom Kurssturz nur leicht belastet. Der Grund: Wie auch Microsoft benötigt der iPhone-Hersteller keine Kredite, um sich zu refinanzieren. Wachstum sei vorprogrammiert, glaubt auch Portfoliomanager Elias Halbig. Ein Grund ist auch, dass Apple es geschafft habe, mögliche Engpässe bei Halbleitern zu vermeiden. Diese Sorge hatte die Aktie zunächst etwas gedrückt. Doch das Unternehmen konnte deutlich mehr iPhones verkaufen als der Markt erwartet hatte. Nach den vier Jahren guter Geschäftsentwicklung für die gesamte Branche gilt es also nun, wieder genauer auf die Geschäftsmodelle und die Substanz der Unternehmen zu schauen.

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