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Politik

Achtkampf um den SPD-Vorsitz

2. September 2019

Zwei Monate lief die Bewerbungsfrist - nun steht fest: Bei den deutschen Sozialdemokraten bewerben sich acht Zweierteams um den Parteivorsitz. Die Kandidatenduos müssen jetzt auf eine große Vorstellungstour zur Basis.

Deutschland SPD-Bühne im Willy-Brandt-Haus in Berlin
Bild: picture-alliance/M. C. Hurek

Nach zähem Start fand sich dann doch eine stattliche Kandidatenschar zusammen: Acht Duos - jeweils aus einem Mann und einer Frau - werden ins Rennen um die Führung der SPD gehen, wie die Partei vorbehaltlich der Zustimmung durch den Wahlvorstand mitteilte. Die Zweierteams erhielten demnach bis Ablauf der Bewerbungsfrist am Sonntagabend die erforderliche Unterstützung von mindestens fünf SPD-Unterbezirken oder einem Bezirks- oder Landesverband der Sozialdemokraten.

Die zugelassenen Bewerber sollen sich in den kommenden Wochen bei insgesamt 23 Regionalkonferenzen der Basis vorstellen - Start ist am 4. September in Saarbrücken. Mitte Oktober dürfen dann die knapp 440.000 SPD-Mitglieder abstimmen. Schließlich soll ein SPD-Parteitag im Dezember das siegreiche Duo formal wählen.

Vom Vizekanzler bis zur Politik-Veteranin

Als Schwergewicht tritt - nach langem Zögern - Bundesfinanzminister Olaf Scholz (61) an, der mit der brandenburgischen Landtagsabgeordneten Klara Geywitz (43) ein Team bildet. Scholz führte die SPD nach dem Debakel um den früheren Vorsitzenden Martin Schulz bereits 2018 für rund zwei Monate kommissarisch. Die 43-jährige Geywitz war früher stellvertretende Landesvorsitzende in Brandenburg.

Klara Geywitz und Olaf ScholzBild: picture-alliance/U. Baumgarten

Boris Pistorius und Petra Köpping haben sich als Landesminister profiliert: Der 59-jährige Pistorius ist seit 2013 Niedersachsens Innenminister, er gibt sich gerne als pragmatischer Macher-Typ. Die 61 Jahre alte Köpping ist als Sachsens Integrations-Staatsministerin eine der wichtigsten SPD-Politikerinnen im Osten, die sich auch im Kampf gegen Rechtsextremismus engagiert.

Hilde Mattheis und Dierk Hirschel stehen für einen klaren Linkskurs ihrer Partei. Als Vorsitzende des Forums "Demokratische Linke 21" innerhalb der SPD zählt die Bundestagsabgeordnete Mattheis (64) zu den scharfen Kritikern der großen Koalition. Der 1970 geborene Hirschel ist Funktionär bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Karl Lauterbach (56) und Nina Scheer (47) werben mit ihrer Kampagne "Sozial. Ökologisch. Klar" unter anderem für ein Ende der großen Koalition auf Bundesebene. Lauterbach ist als langjähriger Gesundheitsexperte seiner Fraktion bekannt, Scheer widmet sich vor allem umwelt- und energiepolitischen Fragen.

Nina Scheer und Karl LauterbachBild: picture alliance/dpa/W. Kumm

Norbert Walter-Borjans (66) und Saskia Esken (58) wollen eine "mutige Spitze" für die SPD sein. Walter-Borjans, von 2010 bis 2017 Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, wurde vor allem durch seinen Kampf gegen Steuerbetrug durch illegale Geldtransfers in die Schweiz bekannt. Die Informatikerin Esken sitzt seit 2013 im Bundestag und ist Mitglied im Innenausschuss und im Ausschuss Digitale Agenda.

Christina Kampmann (39) und Michael Roth (49) wählten für ihre Kampagne das Motto "Mit Herz und Haltung". Der Staatsminister im Auswärtigen Amt und die ehemalige NRW-Familienministerin wollen nach eigenen Angaben die Parteistrukturen gründlich umkrempeln und die Basis stärker einbeziehen.

Simone Lange (42) und Alexander Ahrens (53), die Oberbürgermeister der Städte Flensburg und Bautzen, wollen die SPD wieder näher an die Bürger bringen. Lange, eine frühere Kriminalpolizistin, war im April 2018 bei der Wahl des Parteivorsitzes gegen Andrea Nahles angetreten und hatte einen Achtungserfolg von knapp 28 Prozent erzielt. Ahrens hatte die SPD zwischenzeitlich verlassen, trat 2017 aber wieder ein.

Ralf Stegner und Gesine SchwanBild: Reuters/F. Bensch

Gesine Schwan, die zusammen mit Ralf Stegner antritt, ist mit 76 Jahren die älteste Bewerberin. Sie ist Chefin der Grundwertekommission ihrer Partei, zweimal scheiterte sie als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt. Der 59-jährige Stegner, der immer wieder mit zugespitzten Formulierungen für Schlagzeilen sorgt, koordiniert seit Jahren den linken SPD-Flügel und ist seit 2014 Parteivize. Der großen Koalition steht er skeptisch gegenüber.

Der Satiriker Jan Böhmermann scheiterte mit einer Kandidatur. Er hatte erst am Donnerstagabend verkündet, er wolle in die SPD eintreten - und sich direkt um den Vorsitz bewerben.

wa/kle (afp, dpa)

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