Johnny Depp als Trump
11. Februar 2016Das Timing könnte kaum besser sein. Gerade hat der republikanische Kandidat für die kommende US-Präsidentschaftswahl, Donald Trump, seinen haushohen Sieg im Staat New Hampshire feiern können. Und schon kommt aus dem Nichts eine Satire-Doku, die ihm - so die Macher - "mit etwas Glück auf die Nerven gehen wird". Erschienen ist der Film auf der Webseite "Funny or Die", einem preisgekrönten Videoportal, das sich auf Satire spezialisiert hat und für seine bissigen Clips und Filme regelmäßig Hollywoodstars gewinnen kann.
Die Handlung
Eine verschollene VHS-Videokassette aus dem Jahr 1988 taucht auf. Mit einer noch nie gesehenen Filmdoku über Donald Trump - gedreht von Trump höchstpersönlich. Selbstverständlich hat er auch das Drehbuch geschrieben, die Musik komponiert, alles geschnitten. "Donald Trump's The Art of the Deal. The Movie"" beginnt im typischen 80er-Jahre-Design, erinnert an "Dallas" oder "Miami Vice". Den Titelsong singt 80er Jahre-Star Kenny Loggins. Natürlich ist der komplette Film in herrlich verwaschener VHS-Qualität gehalten.
Und dann taucht er auf - der Immobilenmogul und Milliardär Donald J. Trump - gespielt von Johnny Depp. Die Maske ist perfekt. Hier sitzt jede Gesichtsfalte, die Mimik stimmt und die blond gefärbte Haartolle ist perfekt gefönt. Vor Selbstbewusstsein strotzend zeigt Trump seinen mächtigen Zeitgenossen, wer hier der Boss ist. Eine Stimme aus dem Off sagt bewundernd: "Donald Trump hat es einfach drauf. Geld, Macht, Respekt und eine osteuropäische Braut. Aber sein Erfolg kommt nicht aus dem Nichts." Damit spielt der 50-minütige Film auf Trumps Bestseller aus den 80ern "The Art of the Deal" (deutscher Titel: Die Kunst des Erfolges) an. Wie man erfolgreich verhandelt und im Immobilengeschäft aufsteigen kann, das will der Film erklären.
Die Geschichte
Mit zehn Jahren hat Trump ein Foto gesehen, das sein Leben verändern sollte, das Bild eines Jungen, der staunend vor dem Taj Mahal steht. Trump hat sich daraufhin geschworen, selbst einmal so ein Taj Mahal zu bauen. 30 Jahre später hat er es geschafft. "Trump's Castle" ist ein Spielcasino geworden. Das habe noch mehr Klasse als das indische Vorbild, sagt Trump in dem Film, denn "Trump's Castle" stehe im Bundesstaat New Jersey, was prächtiger sei als ein Ort irgendwo in Indien. Im Film sind auch die Rapper "The Fat Boys" mit an Bord - und die außerirdische Handpuppe ALF, die Trump bei dessen Hochzeit mit Ivana eine Rede hält - voll glühender Verehrung.
Der Hintergrund
Monatelang wurde an dem Film gearbeitet, die ganze Zeit wurde das Projekt geheim gehalten - was in Hollywood nicht immer ganz einfach ist. Anfangs dachten alle, die Produktion müsse schnell über die Bühne gehen. Der Chefredakteur von "Funny Or Die", Owen Burke, erklärte der New York Times, dass man zu Beginn des Projekts sicher war, dass Trump sich nicht lange als Präsidentschaftskandidat halten würde. So drehte Depp seine Szenen in nur vier Tagen ab. "Bizarrerweise verschwand Trump aber nicht", so Burke weiter, "dafür hatten wir dann mehr Zeit für die Produktion."
Die Regie zu diesem Webvideo führte der Filmemacher Jeremy Konner. Das Video gibt detailverliebt den Look der 80er Jahre wieder und nimmt den damals schon sprichwörtlichen Größenwahn Donald J. Trumps aufs Korn. Es gibt Pointen und kleine Gemeinheiten. Etwa als ALF zu Trump sagt: "Alle kennen dich als einen Mann, der niemals Leute aufgrund ihrer Rasse diskriminieren würde" - worauf ein schwarzer Kellner scheppernd sein Tablett fallen lässt.
Ob der Film sein Ziel, den republikanischen und höchst umstrittenen Präsidentschaftskandidaten vor der US-amerikanischen Öffentlichkeit bloßzustellen, erreichen kann, bleibt abzuwarten - denn Trump hat sehr viele Anhänger in den USA, die ihre glühende Liebe zu Trump ernst meinen - im Gegensatz zu ALF.