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Afghanische Journalistinnen für Frauenrechte

Sharam Ahadi19. Februar 2004

Während der Herrschaft des Taliban-Regimes waren die öffentlichen Medien in Afghanistan aus dem Alltag verbannt. Nach dem Sturz der Taliban wird die triste Medienlandschaft wieder bunter.

Frauenrechte: Lesen und Schreiben als GrundlageBild: AP

Dass der Demokratisierungsprozess in Afghanistan ohne freie und objektive Informationsvermittlung nicht möglich ist, steht außer Frage. Eine besondere Rolle spielen dabei afghanische Journalistinnen, die sich für die Rechte der Frauen in ihrem Land einsetzen. Eine von ihnen ist Jamila Mujahed, die Leiterin des ersten Frauenradios in Afghanistan und Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Malâley".

Neue Frauen-Stimme fürs Vaterland

Seit 19 Jahren engagiert sich Jamila Mujahed in den afghanischen Medien. Nach dem Sturz der Taliban war sie eine der ersten Nachrichtensprecherinnen, die vors Mikrophon traten. "Ich hätte selbst in meinen kühnsten Träumen nicht geglaubt, dass ich all das nochmals erleben würde", sagte sie kurz nachdem ihre Stimme im Land wieder zu hören war.

Seitdem sind mehr als zwei Jahre vergangen; zwei große Treffen der Loja Dschirga und die neue Verfassung des Landes haben große Hoffnungen geweckt. Es sei aber noch zu früh, um die Veränderungen zu beurteilen, sagt Jamila Mujahed: "Die afghanische Bevölkerung hatte sich bisher nie über Gesetze beklagt. Worüber sich die Leute beklagen, ist die Umsetzung der Gesetze. Diesmal hoffen und beten wir, dass auch die Umsetzung problemlos abläuft."

Aufklärungsarbeit kommt vor Wiederaufbau

Die 44-jährige betont immer wieder die bedeutende Rolle, die den Frauen bei der Umsetzung der neuen Gesetze und dem Aufbau des Landes zukommt. Mit ihrem Engagement im Bereich Rundfunk und Presse für Frauen leistet Jamil Mujahed Aufklärungsarbeit. Die Frauenzeitschrift "Malâley" ist die erste Zeitschrift, die nach dem Sturz der Taliban

herausgegeben wurde. Fotos und Illustrationen machen den Hauptteil der Zeitung aus - mehr als 90 Prozent der afghanischen Frauen sind Analphabeten.

Um die Aufklärungsarbeit trotzdem vorantreiben zu können, entstand die Idee eines Frauenradios: Am 8. März vergangenen Jahres ging die "Stimme der afghanischen Frau" auf Sendung und zählt mittlerweile zu den beliebtesten und meist gehörten nicht-staatlichen Radiosendern in Afghanistan.

Emanzipation durch Bildung

"Mit der Gründung des Senders verfolgen wir das Ziel, die afghanischen Frauen zu vereinen und sie durch Rundfunkberichte und Analysen über ihre Rechte aufzuklären. Wir wollen nicht politisch unterdrückt werden.

Wir möchten dieselben Zivilrechte haben, die Männern zugesprochen werden," sagt Jamil Mujahed. Der

Analphabetismus bleibt dabei ein wesentliches Problem: "Unser Forderung an alle Frauen ist, dass sie vor allem Lesen und Schreiben lernen müssen und sich bilden sollen. Denn eine Analphabetin kann in einer von Männern dominierten Gesellschaft sehr schwer zu ihrem Recht kommen, aber eine gebildete Frau kann um ihre Rechte kämpfen und sie verteidigen."

Mutige Kämpferinnen

Die Aufklärungsarbeit ist mit vielen Hindernissen verbunden. "In einem armen Land gehört viel Idealismus zum Journalismus. Wir möchten zwar darüber berichten, was geschieht. Aber die Sicherheit für Journalisten ist nicht gewährleistet", so Jamila Mujahed in einem Zeitungsinterview. Drohungen und Einschüchterungsversuche erschweren die

Arbeit der Journalistinnen. "Wir bekommen Drohanrufe, aber wir haben uns geschworen, den eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu führen", so Jamila. "Wir Frauen waren schon immer solchen Drohungen ausgesetzt und gezwungen, Zuhause rumzuhocken. Dieses Mal wollen wir den Drohungen entgegentreten und für unsere Rechte kämpfen."

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