Geflüchtet vor den Taliban, gestrandet in Neu-Delhi – und doch voller Talent und Hoffnung. Afghanische Frauen verwandeln Stoffabfälle aus Textilfabriken in kunstvolle Handarbeiten.
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Wie afghanische Frauen mit Stoffresten ihre Zukunft nähen
In einem Vorort von Neu-Delhi entsteht aus Stoffabfällen etwas ganz Besonderes: nachhaltiges Kunsthandwerk mit sozialer Wirkung.
Das Sozialunternehmen SilaiWali verbindet Upcycling, Empowerment von Frauen und Flüchtlingshilfe – und schafft so neue Perspektiven für afghanische Frauen. Die Idee stammt von der Designerin Iris Strill, die das Talent der Frauen in einem Workshop entdeckte.
Upcycling trifft Empowerment
Was mit einer Stoffpuppe aus Textilresten begann, wurde zum Verkaufsschlager. Heute fertigen die Frauen Taschen, Puppen und Wohnaccessoires – alles aus recycelten Materialien. Ihre Fähigkeiten im Sticken, Häkeln und Nähen stammen aus der Heimat und werden nun zur Grundlage für ein selbstbestimmteres Leben im Exil.
Zwischen Indien und der Welt
Trotz des Erfolgs bleibt das Leben in Indien herausfordernd. Viele Frauen träumen von einem Neuanfang in Ländern wie Kanada oder Australien. 2024 verließen über 100 Mitarbeiterinnen das Unternehmen – ein herber Rückschlag für das Projekt. Doch neue Frauen wurden eingearbeitet, und die Gemeinschaft wuchs enger zusammen.
Altkleider: Recycling oder ab auf die Müllkippe?
10:08
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Perspektiven schaffen durch soziales Unternehmertum
SilaiWali steht für soziale Integration, nachhaltige Mode und kreatives Upcycling Design. Die Produkte werden international verkauft, auch das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) unterstützt das Projekt. Und dennoch: Für viele Frauen ist es eine wertvolle Etappe auf dem Weg in ein freies, selbstbestimmtes Leben.
Mode statt Müll: Ghanas Designer im Kampf gegen Fast-Fashion
Hunderte Tonnen Secondhand-Kleidung landen täglich in Ghana, einem der größten Importeure gebrauchter Textilien in Afrika. Doch junge Designer und Designerinnen setzen sich kreativ gegen das Fast-Fashion-Problem ein.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Riesiger Kleidermarkt in Accra
Täglich kommen auf dem Kantamanto-Markt, einer der größten Secondhand-Textilmärkte weltweit, tonnenweise gebrauchte Klamotten an. Mit schnellen Handgriffen schneiden Händler die riesigen verschnürten Pakete auf und sortieren die Kleiderhaufen nach Qualität. Die bis zu 100 kg schweren, eng gepackten Plastikballen werden vor Ort unter den Verkäufern verteilt.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Wie die Nadel im Heuhaufen
Auf dem weitläufigen Markt in Ghanas Hauptstadt drängen sich die Käufer bereits am frühen Morgen durch die Stapel von Kleidungsstücken. Erwartungsvoll suchen sie nach Schnäppchen oder Designerstücken, die an den Marktständen angeboten werden. Dort findet sich eine Mischung aus gebrauchten und neuen, aber minderwertigen Kleidungsstücken, die aus dem Westen importiert wurden.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Fast-Fashion-Müllberge
Einige der importierten Kleidungsstücke kommen jedoch in so schlechtem Zustand an, dass die Händler sie entsorgen, um Platz für die nächsten Lieferungen zu schaffen. Weder Ghanas schnell wachsende Bevölkerung von 34 Millionen Menschen noch die überlastete Infrastruktur des Landes können die immense Menge an Kleidungsstücken bewältigen.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Junge Designer sagen den Kampf an
Doch junge, innovative Designer wecken die Hoffnung, das große Fast-Fashion-Problem zumindest ein wenig in den Griff zu bekommen. Auf dem Markt werden schon seit Langem alte Klamotten vor allem aus Europa geschneidert, gefärbt und gehandelt. Verschiedene Organisationen bringen junge Menschen und Modeschöpfer zusammen, um kreative Wege zu finden, weggeworfene Materialien sinnvoll zu nutzen.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Upcycling Träume werden wahr
In unmittelbarer Nähe zum Markt fand auch in diesem Oktober das Upcycling-Festival "Obroni Wawu" statt. Ein Ausdruck, der in der lokalen Akan-Sprache "die Kleidung des toten weißen Mannes" bedeutet. Die Organisatoren sehen die Veranstaltung als eine kleine Möglichkeit, einen zerstörerischen Kreislauf zu durchbrechen, der den westlichen Überkonsum zu einem Umweltproblem in Afrika gemacht hat.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Die Designs sind extravagant und einzigartig. Es gibt viel Glamour und Glitzer. Models präsentieren auf dem Laufsteg besondere Outfits, die Designer aus ausrangierten Materialien des Kantamanto-Markts gefertigt haben. Die Kollektion reicht von geblümten Blusen und Denim-Jeans bis hin zu Ledertaschen, Mützen und Socken, und zeigt, wie aus Altem Neues entstehen kann.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Nachhaltigkeit steht an erster Stelle
"Anstatt zuzulassen, dass die Textilabfälle unsere Gossen, Strände und Mülldeponien verstopfen, habe ich mich entschlossen, daraus etwas zu machen, dass wir
wieder verwenden können", erklärt einer der Designer auf dem jährlichen Festival, das von der "Or Foundation", einer gemeinnützigen Organisation, die an der Schnittstelle von Umweltgerechtigkeit und Modeentwicklung arbeitet, organisiert wird.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Freiwillige Helfer säubern die Strände
Die Flut an Altkleidern nach Afrika sorgt für Kritik, der Kontinent werde als Müllhalde genutzt. An Ghanas Stränden war ausrangierte Kleidung früher selten zu finden, doch mit den wachsenden Problemen in der Abfallwirtschaft hat sich dies in den letzten Jahren drastisch verändert. Regelmäßig treffen sich Freiwillige, um die Strände rund um Accra von angespülten Altkleidern und Müll zu säubern.
Bild: Misper Apawu/AP/picture alliance
Wegwerfmode überwinden
Wie verschmutzt die Strände dort sind, verdeutlicht diese Luftaufnahme. Die zahlreichen kreativen Initiativen in Accra sind jedoch ein Zeichen der Hoffnung für eine bessere Zukunft. Zugleich könnten und sollten sie die westliche Gesellschaft dazu anregen, dem Fast-Fashion-Problem in vielen afrikanischen Ländern mehr Aufmerksamkeit zu schenken und somit ein nachhaltigeres Konsumverhalten fördern.