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Politik

Afghanischer Polizeichef in Kandahar getötet

18. Oktober 2018

Nur wenige Tage vor den Wahlen trifft ein Anschlag den Gouverneurspalast der Provinzhauptstadt. Das Ziel: ein hochrangiges NATO-Treffen. Auch US-Militärs sind unter den Verletzten.

Afghanistan Kabul - Polizeiaufgebot nach Angriff
Polizeifahrzeug in Afghanistan (Symbolbild)Bild: picture-alliance/Photoshot/R. Alizadah

Der Polizeichef der afghanischen Provinz Kandahar, General Abdul Rasik, ist bei einem Anschlag tödlich verletzt worden. Zwei US-Soldaten wurden verwundet, wie ein Sprecher der NATO-Ausbildungsmission "Resolute Support" mitteilte. Sie seien ins Kreuzfeuer geraten.

Die Attacke galt demnach einem hochrangig besetzten Sicherheitstreffen im Gouverneurspalast der Provinzhauptstadt Kandahar. Das Gebiet liegt im Südosten des Landes. An der Besprechung hatte auch der neue NATO-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Scott Austin Miller, teilgenommen. Er blieb nach Angaben des Militärbündnisses unverletzt.

Der Geheimdienstchef der Provinz, Abdul Momin Hussein Chel, wurde dagegen getötet, wie der Generalstabschef der afghanischen Armee, Mohammed Scharif Jaftali, bestätigte. Ein Angreifer habe nach der Sitzung das Feuer auf die Anwesenden eröffnet, ehe er erschossen worden sei. Laut Jaftali war der Mann ein Leibwächter des Provinzgouverneurs Zulmai Wesa. Dieser wurde bei dem Anschlag verwundet.

Vor dem Anschlag: NATO-Oberbefehlshaber Miller (3. von links am Tisch) bei der Sitzung in KandaharBild: picture-alliance/dpa/AP Photo

Die radikalislamischen Taliban übernahmen die Verantwortung für die Tat, die nur zwei Tage vor der Parlamentswahl am Samstag geschah. Sie erklärten, der Angriff habe auf NATO-General Miller und Polizeichef Rasik gezielt.

Autobombe bei Bagram

Am Mittwoch waren bei einer Explosion in der Provinz Parwan nördlich der Hauptstadt Kabul fünf tschechische Soldaten verwundet worden, einer von ihnen schwer. Wie das Verteidigungsministerium in Prag jetzt erst mitteilte, waren die Angehörigen eines NATO-Kontingents in der Nähe der Militärbasis Bagram auf Patrouille, als eine Autobombe detonierte. Ihr gepanzertes Fahrzeug wurde durch die Druckwelle umgeworfen.

Militärübung vor der Wahl auf einem Trainingsgelände bei KabulBild: picture-alliance/dpa/XinHua/R. Alizadah

Anfang August waren bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan drei tschechische NATO-Soldaten getötet worden - ebenfalls nahe dem Luftwaffenstützpunkt Bagram. Erst am Mittwoch war bekanntgeworden, dass ein tschechisches Sonderkommando einen der Hintermänner getötet haben soll. Tschechien beteiligt sich derzeit mit rund 350 Soldaten an dem NATO-Einsatz am Hindukusch. Insgesamt sind dort bereits 13 tschechische Militärangehörige gefallen.

Fahrverbot für Lastwagen

Vor den Parlamentswahlen am Samstag laufen die Sicherheitsvorkehrungen auf Hochtouren. Mehr als 54.000 Einsatzkräfte, darunter Soldaten, Polizisten, Geheimdienstmitarbeiter und Angehörige der afghanischen Luftwaffe, seien dafür abgestellt worden, teilte das Innenministerium mit. Die Einheiten würden rund um Wahlzentren stationiert, aber auch mobil eingesetzt. Weitere 9500 Sicherheitskräfte seien als Reserve in Bereitschaft.

Arbeiter montieren am Montag Wahlplakate in der Hauptstadt KabulBild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

In der Hauptstadt Kabul werden über 200 zusätzliche Kontrollposten errichtet. Ab diesem Donnerstag dürfen keine Motorräder mehr in der Stadt fahren, ab Freitag gilt ein Verbot auch für Lastwagen. Am Wahltag selbst sind alle Zufahrtsstraßen nach Kabul gesperrt. Auch der wichtigste Grenzübergang nach Pakistan, Torkham, werde dann geschlossen, teilte das Ministerium weiter mit.

Warnung an Schulleiter

Die Taliban, die Wahlen als Sünde bezeichnen, hatten in einer Mitteilung Anfang Oktober erklärt, sie würden alles tun, um die Abstimmung zu blockieren. Am Mittwoch riefen sie zudem sämtliche Lehrer auf, ihre Schulen nicht als Wahllokal zur Verfügung zu stellen, um Schaden zu verhüten.

In der Provinz Herat werden schon Boxen für die Stimmzettel gestapeltBild: Getty Images/AFP/H. Hashimi

Aus Sicherheitsgründen wurden schon im Vorfeld mehr als 2000 Wahlstationen geschlossen. Viele der 8,9 Millionen registrierten Wahlberechtigten dürften aus Angst vor Anschlägen am Samstag zu Hause bleiben. Mindestens ebenso gefährlich wie die Ausübung des passiven Wahlrechts ist es in Afghanistan allerdings, sich aktiv als Kandidat aufstellen zu lassen: Mindestens zehn Bewerber wurden in den vergangenen Wochen bei Attentaten getötet, andere wurden entführt oder verwundet.

Es ist erst das dritte Mal seit dem Sturz der Taliban-Regierung vor 17 Jahren, dass in dem asiatischen Land ein Parlament gewählt wird. Mehr als 2500 Kandidaten bewerben sich um die 249 Sitze im Unterhaus, unter ihnen Ärzte, Mullahs, Söhne früherer Kriegsfürsten und ein Gefangener.

jj/sti (dpa, afp, rtr, epd)

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