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Beisetzung

Rainer Sollich20. Oktober 2006

Zwei Wochen nach dem Mord an Karen Fischer und Christian Struwe in Afghanistan herrscht bei den Kollegen von der Deutschen Welle immer noch tiefe Trauer und Fassungslosigkeit. Am Freitag (20.10.) wurden sie beigesetzt.

Während der Schweigeminute am 9.10.2006 in der Zentrale der Deutschen Welle in BonnBild: picture-alliance/dpa

"Hey Karen, als ich vor ein paar Tagen von der Konferenz hier in der Deutschen Welle zurück ins Büro kam, da hatte ich eine Nachricht von Dir auf meinem Handy. Du hast Dich für den Anruf vom Vortag bedankt. Und Du hast gesagt, dass es Dich gefreut hat, dass jemand zuhause an Dich denkt. Und Du hast mir noch einmal - wie schon so oft vorher - gesagt, dass ich mir keine Sorgen um Dich machen soll. Das letzte Bild, das ich von Dir und von Christian habe, ist als ich Euch vor Eurer Reise zum Flughafen gebracht und mich dort von Euch verabschiedet habe. Du hast gestrahlt, weil es endlich wieder nach Afghanistan ging, und genau dieses Bild von Dir, das wird mir in Erinnerung bleiben."

Karen FischerBild: DW

Worte und Erinnerungen einer Freundin von Karen und Kollegin aus dem Deutschen Programm von DW-RADIO - eine von zahlreichen Trauerbekundungen aus der Belegschaft der Deutschen Welle für die beiden in Afghanistan ermordeten Kollegen Karen Fischer und Christian Struwe. Auch Karen Fischer hatte überwiegend für das Deutsche Programm gearbeitet. Die Kollegen können das Geschehene bis heute nicht fassen, der Verlust der beiden Kollegen schmerzt und hinterlässt die bittere Frage nach dem "Warum?".

Es sind persönliche und sehr bewegende Worte, die viele Mitarbeiter der Deutschen Welle für ihre verstorbenen Kollegen gefunden haben. Karen Fischer und Christian Struwe waren bei dem Sender über ihr unmittelbares Arbeitsumfeld hinaus anerkannt und geschätzt, fachlich ebenso wie persönlich.

DW-Intendant Erik Bettermann hatte bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Ermordung der beiden freien Mitarbeiter am 7. Oktober 2006 in Nordafghanistan ihr Engagement für den Wiederaufbau des Mediensystems am Hindukusch gewürdigt: Sie hatten viel geleistet für das Land. Christian Struwe hatte bei dem von DW unterstützten Aufbau einer internationalen Nachrichtenredaktion beim staatlichen Fernsehen Afghanistans mitgewirkt. Karen Fischer hatte für den Hörfunk der Deutschen Welle unter anderem im vergangenen Jahr über die Parlamentswahlen in Afghanistan berichtet. Beide galten als erfahrene Auslandsberichterstatter und waren im Rahmen von Privat- und Dienstreisen schon mehrfach in Afghanistan gewesen.

Christian Struwe (rechts im Bild)Bild: DW

Große Trauer herrscht auch bei den anderen Sprachprogrammen von DW-RADIO, bei DW-WORLD, DW-TV und bei der DW-Akademie, in deren Auftrag Christian Struwe früher in Afghanistan tätig gewesen war. Viele Kollegen auch über die Deutsche Welle hinaus würdigen, dass Karen Fischer und Christian Struwe bei Reportage-Einsätzen stets Alltag und Schicksal der einfachen Menschen im Blick hatten, im Kaukasus ebenso wie nach dem jüngsten Krieg im Libanon.

Besonders fasziniert waren die beiden jedoch von Afghanistan, mehr noch: Sie haben dieses Land geliebt. Ratbil Shamel, Redakteur im Afghanischen Programm von DW-Radio, hat oft mit Karen Fischer und Christian Struwe zusammengearbeitet, auch in Afghanistan selbst´:

"Liebe Karen, lieber Christian, ich weiß noch genau, wie wir oft zusammen von einem Teehaus in Bamyan geträumt haben. Die Nächte in Kabul waren lang und luden dazu ein, in Träumereien zu versinken. Ich stehe nun fassungslos da und kann nicht begreifen, dass das Land, das ihr so sehr geliebt habt, Euch all Eurer Träume beraubt hat. Ich schäme mich dafür und bin zutiefst traurig. Traurig auch deshalb, weil ich und Afghanistan zwei wundervolle Freunde verloren haben. Ich weiß, dass das vielleicht nicht mehr von Belang ist, aber viele Menschen in Kunduz, Bamyan, Kabul oder Herat sind betroffen und teilen uns ihr Bedauern mit. Ich werde euch nie vergessen."


Die Beisetzung der beiden ermordeten DW-Mitarbeiter fand am 20. Oktober 2006 statt.

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