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KatastropheAfghanistan

Afghanistan: Verzweifelte Suche nach weiteren Überlebenden

9. Oktober 2023

Nach der Serie schwerer Erdbeben am Samstag im Westen Afghanistans hat ein neuer Erdstoß die Region erschüttert. Die Versorgung der Menschen gestaltet sich schwierig, trotz zahlloser Freiwilliger.

Helfer auf den Trümmern eingestürzter Lehmhäuser
Mit bloßen Händen suchen Helfer nach weiteren Verschütteten Bild: Muhammad Balabuluki/Middle East Images/AFP/Getty Images

Bei der Suche nach Verschütteten und der Versorgung obdachlos gewordener Dorfbewohner in Afghanistan sind inzwischen viele Freiwillige im Einsatz. "Viele Menschen sind aus weit entfernten Bezirken gekommen, um Menschen zu bergen", sagte ein Bewohner des Dorfes Kaschkak. Viele von ihnen hätten Schaufeln mitgebracht. "Alle sind überall damit beschäftigt, nach Leichen zu suchen. Wir wissen nicht, ob noch Menschen unter den Trümmern sind", sagte er weiter.

In den Dörfern nordwestlich der Provinzhauptstadt Herat sind die oftmals aus Lehm bestehenden Häuser durch das Beben völlig zerstört worden. Mit Lastwagen brachten Helfer zudem Lebensmittel, Zelte und Decken in schwer zugängliche Gebiete 30 Kilometer nordwestlich der Großstadt Herat.

Auch dieses Gebäude in Herat ist nicht mehr bewohnbar Bild: Muhammad Balabuluki/Middle East Images/AFP/Getty Images

Nachbeben der Stärke 4,9

Die Region war am Samstag von einem Beben der Stärke 6,3 und acht heftigen Nachbeben heimgesucht worden. An diesem Montag erschütterte ein weiterer Erdstoß der Stärke 4,9 den Nordwesten Afghanistans. Das Epizentrum habe 33 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Herat gelegen, teilte die US-Erdbebenwarte USGS mit. Ein Arzt in einer Notaufnahme der Provinz Herat erklärte, es seien zunächst keine Verletzten gemeldet worden. Das neue Beben sei aber "ziemlich intensiv" gewesen. Viele Menschen stünden unter Schock. Sie hätten ohnehin die Nacht im Freien verbracht.

Zur Zahl der Toten und Verletzten gibt es von den lokalen Behörden und der Taliban-Regierung in Kabul bisher unterschiedliche Angaben. Das Ministerium für Katastrophenhilfe in der Hauptstadt sprach am Sonntag von insgesamt mehr als 2400 Todesopfern, weitere 2000 Menschen seien verletzt worden. Zahllose Menschen verloren ihr Obdach.

Afghanistan befindet sich ohnehin in einer schweren humanitären Krise, weil nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 viele ausländische Hilfsorganisationen das Land verlassen hatten. Die betroffene Provinz Herat an der Grenze zum Iran leidet zudem unter einer jahrelangen Dürre, die in vielen Bauerndörfern zu Missernten geführt hat.

Die Schaufel ist oftmals das einzige Hilfsmittel bei der Suche nach Opfern im Erdbebengebiet Bild: Muhammad Balabuluki/Middle East Images/AFP/Getty Images

Caritas International kündigte an, schnell Nothilfen für die Erdbebenopfer zu organisieren. Ein Sprecher sagte, die Hilfsorganisation sei in der Region bereits seit längerem aktiv und untestütze dort Binnenflüchtlinge. Allerdings sei eine genaue Einschätzung der Lage schwierig, da die Kommunikation infolge der Beben vielerorts unmöglich oder erschwert sei.

se/fab (afp, kna, epd)