1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Afghanistans Nachbarn

23. November 2001

Die Afghanistan-Politik von Pakistan, Iran, Indien und China

Pakistan

Die Islamische Republik Pakistan ist von allen Ländern der Region am stärksten vom Krieg in Afghanistan betroffen. In der Northwest-Frontier-Provinz leben etwa eineinhalb Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan. Pakistan hat seine Grenzen geschlossen, um den Zustrom weiterer Flüchtlinge zu verhindern. Der Beitritt der Regierung von General Pervez Musharraf zur Anti-Terror-Koalition löste Proteste aus. Die Regierung fürchtet eine Destabilisierung des Landes.

Pakistan hat die Vertretungen der Taliban-Regierungen geschlossen und dem Taliban-Botschafter in Islamabad, Abdul Salam Saif, Redeverbot erteilt. Gleichwohl unterstützen einflussreiche Kreise in Pakistan immer noch die Taliban. Die Taliban waren jahrelang von Pakistan unterstützt und ausgerüstet worden. Pakistan gehört außerdem mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu den drei Staaten, die das Taliban-Regime diplomatisch anerkannt haben.

Die Regierung hofft auf weitere finanzielle Unterstützung durch die USA und ihre westlichen Verbündeten. Es war nach dem Atomtest 1998 und dem Militärputsch 1999 von den USA, der G 8, der EU und Japan mit Militärsanktionen belegt worden. Pakistan befürwortet eine multi-ethnische Regierung in Afghanistan unter Einbeziehung gemäßigter Taliban.

Iran

Der Krieg in Afghanistan bietet dem Land die Chance, aus seiner internationalen Isolation herauszukommen. Iran hat sich für neutral erklärt, indem es die Terroranschläge in den USA verurteilte, sich aber gleichzeitig gegen militärische Aktionen aussprach. Gleichwohl wird es immer wieder selbst als mögliches "Anti-Terror-ZieI" in den Medien genannt. Iran trägt eine große Last an Flüchtlingen aus Afghanistan.

Der iranische Außenminister Kamal Kharrazi begrüßte die Erfolge der Nordallianz und forderte das Ausland auf, eine Hungerkatastrophe in Afghanistan zu verhindern. Afghanistan solle seine politische Zukunft selbst bestimmen, die UN nur Hilfestellung leisten, etwa durch Einsetzen einer Übergangsregierung. Iran verweist auf den ungelösten Nahost-Konflikt als Quelle des Terrorismus.

Indien

Indien ist direkter Nachbar von Afghanistan, wenn auch nur auf wenigen Grenzkilometern im Nordwesten des Landes. Die mit ungefähr 1 Milliarde Einwohnern bevölkerungsreichste parlamentarische Demokratie der Welt gehört der Anti-Terror-Allianz an, spielt aber – insbesondere im Vergleich mit Pakistan - eine eher untergeordnete Rolle. Indien will sich stärker in Afghanistan engagieren, nachdem die Kontakte mit der Eroberung Kabuls durch die Taliban im September 1996 praktisch abgebrochen waren. Die Regierung unterstützt die Nordallianz.

Indien war selbst in der Vergangenheit Opfer von Anschlägen islamischer Fundamentalisten. Hintergrund ist der Kaschmir-Konflikt, der auf die Teilung des indischen Subkontinents nach der Unabhängigkeit 1947 zurückgeht. Indien betrachtet den Anschluss der beiden Provinzen Jammu und Kaschmir nach dem pakistanisch-indischen Krieg 1947 als endgültig. Indien bezeichnet pro-pakistanische Aktionen in Kaschmir mit Waffengewalt als "Terrorismus", während Pakistan sie als "Freiheitskampf" betrachtet. Die Atommacht lehnt es weiterhin ab, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten.

China

China könnte zusammen mit Russland der große diplomatische Gewinner des Afghanistan-Krieges sein. Die Regierung in Peking will vor allem ihre Beziehungen zu den Vereinigten Staaten verbessern, die unter dem Flugzeugzwischenfall auf der Insel Hainan im April 2001 gelitten haben. Die Volksrepublik fürchtet ein Überspringen des Konfliktes auf andere zentralasiatische Staaten.

Der diplomatische Schulterschluss mit dem Westen hat auch Auswirkungen auf die Innenpolitik. China verfolgt in der Provinz Xinjiang eine Politik der Ansiedlung von Han-Chinesen, was bei den dort ansässigen Uiguren die Befürchtung auslöst, in der eigenen Heimat zur Minderheit zu werden. Wiederholt verübten uigurische Separatisten Anschläge gegen chinesische Einrichtungen. China verkauft seine repressiven Gegenmaßnahmen als "Kampf gegen den internationalen Terrorismus".