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Politik

Afrika braucht "dringend" Corona-Impfungen

27. Mai 2021

Die WHO appelliert an die Weltgemeinschaft, vorhandene Impfstoffe mit Afrika zu teilen. Der Kontinent sei weitgehend von der Versorgung ausgeschlossen. Aktuell fehle es auch an Vakzinen für Zweitimpfungen.

Malawi Impfung gegen das Corona-Virus
Corona-Schutzimpfung in Malawi (Archivbild)Bild: Joseph Mizere/dpa/XinHua/picture alliance

Allein in den kommenden sechs Wochen brauche Afrika 20 Millionen Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca, um bei Erstimmunisierten das Impfintervall für einen vollen Schutz einhalten zu können. Derzeit bestehe jedoch wenig Hoffnung auf eine schnelle Lieferung, um die bereits fixierten Impftermine halten zu können, hieß es von Seiten der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Moeti: Schutz für besonders gefährdete Menschen hat Priorität

Wenn die Vorräte zur Neige gehen, sei Dose-Sharing eine schnelle und kurzfristige Lösung, sagte die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti, bei einer virtuellen Pressekonferenz. Nur durch die Abgabe von Impfdosen könne sichergestellt werden, dass Afrikaner mit erhöhtem Risiko an COVID-19 zu erkranken, den "dringend nötigen Schutz" erhalten. "Jegliche Unterbrechung unserer Impfkampagne würde den Verlust von Leben und Hoffnung nach sich ziehen", so die WHO-Diplomatin. Lob äußerte die WHO für Frankreich. Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron habe dem Kontinent mehr als eine halbe Million Impfdosen in den kommenden Wochen zugesagt.

Deutsch-französische Initiative für Impfstoffproduktion

Hilfen für eine Corona-Impfstoffproduktion in Afrika stehen im Zentrum einer Reise von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an diesem Freitag nach Südafrika. Spahn will für die Bundesregierung am Auftakttreffen einer Initiative teilnehmen, mit der Deutschland und Frankreich ihre Unterstützung für den Aufbau einer eigenen Vakzin-Produktion in Afrika bekräftigen. Deutscher Ansatz sei, die dortige Herstellung so zu stärken, dass Impfstoffe in Lizenz hergestellt werden können, hieß es in Berlin. Auch der französische Staatspräsident Macron wird zu dem Treffen in Pretoria erwartet.

WHO-Afrika-Direktorin Matshidiso Moeti warnt, jede Unterbrechung der Impfkampagne führe bei den Menschen zu einem Verlust an HoffnungBild: picture-alliance/dpa/KEYSTONE/S. Di Nolfi

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte in der vergangenen Woche bei einer Gesundheitskonferenz der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Rom angekündigt, dass die EU den Bau von Standorten für die Impfstoffproduktion in Afrika mit einer Milliarde Euro unterstützen werde.

Die WHO betonte mehrfach, dass langfristig Afrikas Staaten die lokale Produktion von Vakzinen vorantreiben müssen. Zudem fehlt es laut WHO in vielen afrikanischen Ländern an Geld und der Logistik, die für eine großangelegte Impfkampagne notwendig wären.

Behandlung auf einer COVID-Station in einem Krankenhaus bei Kapstadt (Archivbild)Bild: RODGER BOSCH/AFP

Einige Länder des Kontinents steuern derzeit auf ihre dritte Corona-Welle zu. Bisher verzeichnete Afrika offiziell knapp 4,8 Millionen COVID-19-Erkrankungen, bei einer Bevölkerung von rund 1,3 Milliarden Menschen. Fast jeder dritte Infizierte wurde in Südafrika registriert. Die Dunkelziffer dürfte auf dem gesamten Kontinent hoch liegen. Bisher haben rund zwei Prozent der afrikanischen Bevölkerung eine Corona-Schutzimpfung erhalten.

Mitverantwortlich für die geringe Impfrate in Afrika ist laut Experten die Corona-Krise in Indien. Das Serum Institute of India war Afrikas wichtigste Impfstoff-Quelle. Bereits im März jedoch strich der Pharma-Riese alle großen Lieferungen ins Ausland.

qu/uh (kna, dpa, afp)

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