Afrika-Cup in Äquatorialguinea
13. Januar 2015 Die Regierung von Äquatorialguinea zeigte sich vor Beginn des Afrika-Cups zuversichtlich, dass alles rechtzeitig für das Turnier fertig werde. Dabei ist das kleine zentralafrikanische Land nur kurzfristig als Veranstalter der vom 17. Januar bis zum 8. Februar angesetzten Fußball-Afrikameisterschaft eingesprungen. Marokko hatte sich im November aus Angst vor der in Westafrika grassierenden Ebola-Epidemie zurückgezogen. Äquatorialguinea hatte die Afrikameisterschaften bereits 2012 zusammen mit Gabun ausgerichtet. Nun wird das lediglich knapp 800.000 Einwohner zählende Land das Turnier alleine organisieren.
"Natürlich wird das Regime in Malabo versuchen, das Image des Landes im Ausland zu verbessern", sagt Victor Nogueira von Amnesty International. Die Nichtregierungsorganisation gehört zu den Stimmen, die seit Jahren systematisch die Regierung Äquatorialguineas kritisieren und ihr massive Menschenrechtsverletzungen vorwerfen.
"Repressives, diktatorisches Regime"
"Hier handelt es sich um ein sehr repressives, diktatorisches Regime, in dem Oppositionelle angegriffen werden", so Nogueira. "Die Art und Weise, wie die Justiz im Land funktioniert, ist höchst kritikwürdig. Es gibt extralegale Hinrichtungen; außerdem werden die Presse- sowie die Meinungsfreiheit unterdrückt."
Amnesty International beklagte beispielsweise in den vergangenen Jahren, dass Oppositionspolitiker ohne Gerichtsverfahren willkürlich inhaftiert und gefoltert wurden. Politischen Gefangenen sei teilweise dringende medizinische Behandlung verwehrt worden.
Nach Informationen von Amnesty International sind im März 2014 mindestens vier Häftlinge hingerichtet worden. Zwei Wochen später suspendierte die Regierung offiziell die Todesstrafe, um die Bedingungen für den Beitritt zur Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) zu erfüllen.
Bittere Armut trotz Ölreichtums
Rein rechnerisch gehört Äquatorialguinea dank seines Reichtums an Öl und Gas zu den reichsten Ländern Afrikas, doch bei der Bevölkerung kommt nur wenig vom Ressourcenboom an. Der Elite des Landes wird vorgeworfen, die Einnahmen aus dem Export der Rohstoffe auf private Konten umzuleiten. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International belegte das Land im Jahr 2013 den 163. von 177 Plätzen und galt damit als einer der zwanzig korruptesten Länder weltweit (in der jüngsten Ausgabe Korruptionswahrnehmungsindex 2014 ist das Land nicht erfasst worden).
"Dank seines Ölreichtums hat das Land ein sehr hohes Pro-Kopf-Einkommen im Vergleich zum afrikanischen Durchschnitt, aber gleichzeitig sind die Armut und die Ungleichheit im Land sehr hoch", sagt Nogueira. So wie die Bevölkerung des 1968 von Spanien in die Unabhängigkeit entlassenen Landes kaum von Ressourcenreichtum profitiert, glaubt er nicht, dass vom Africa-Cup viel bei den einfachen Bürgern ankommen wird.
Fußball als Imagekampagne für ein korruptes Regime
Präsident Teodoro Obiang Nguema regiert das Land seit 1979 - damals putschte er sich gegen seinen Onkel an die Macht. Der Vorsitzende des Verbandes der portugiesischen Nichtregierungsorganisationen, Pedro Krupenski, vermutet, dass Nguema den Africa-Cup nutzen will, um sein Image aufzubessern. "Fußball-Meisterschaften sind in Afrika eine wunderbare Gelegenheit, um ein gutes Bild abzugeben", sagt Krupenski.
Krupenski sieht aber auch die Chance, dass die Afrika-Meisterschaften dazu beitragen könnten, die weniger glanzvolle Realität des Landes an das Licht der weltweiten Öffentlichkeit zu bringen. Der Africa-Cup könnte durchaus auch ein Türöffner sein, damit die desolate Menschenrechtslage im Land bekannt wird. "Natürlich sind diese Ereignisse auch Propaganda-Veranstaltungen. Aber sie richten die Aufmerksamkeit auch auf die anderen Seiten der Länder", sagt Krupenski.
Normalerweise gehört Äquatorialguinea zu den für internationale Journalisten am verschlossensten Länder der Welt. Doch für Sportereignisse wie die Afrika-Meisterschaften wurden zahlreiche Visa an Berichterstatter vergeben. Nogueira von Amnesty International hofft, dass die Journalisten nicht nur über die Sportergebnisse berichten. "Es ist klar, dass es Restriktionen geben wird, aber wenn die Journalisten wirklich Interesse an diesen Themen haben, dann könnten sie sicherlich auch über die weniger sichtbaren Seiten des Landes berichten."