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Politik

Afrikaner in Wuhan

Clarissa Herrmann
4. Februar 2020

Auch afrikanische Studenten in Wuhan sind besorgt wegen des Ausbruchs und der schnellen Verbreitung des Coronavirus. Knapp 5000 Afrikaner studieren dort. Sie berichten von Geldsorgen, Nahrungsmittelknappheit und Heimweh.

Äthiopien Coronavirus l Flughafen - Ankunft
Vorsichtsmaßnahmen am Flughafen in Addis Abeba, Äthiopien Bild: DW/G. Tedla

Seit zwei Wochen habe er seine Wohnung kaum verlassen, sagt Abdul Salam Aji Suleiman. Er studiert an der Huazhong Universität in Wuhan. Nur in äußerst dringenden Fällen geht er raus - etwa um Essen zu kaufen. "Und dann tragen wir diese Masken, um uns zu schützen", erzählt er im DW-Interview. Suleiman wünscht sich, die nigerianische Botschaft würde ihn und seine Landsleute evakuieren, wie andere Länder dies auch tun: "Das ist das Gefühl fast aller Nigerianer, die hier leben: Sie wollen nach Hause, aus Angst vor dem Virus."

Doch der Wunsch ist schwer zu erfüllen. Zwar hat Marokko am Sonntag einige seiner Bürger aus Wuhan zurückgeholt. Doch Senegals Präsident Macky Sall verkündete am Montag in Dakar, sein Land könne die senegalesischen Studenten nicht zurückholen. Wie andere afrikanische Länder hätte Senegal nicht die Mittel und die nötige Infrastruktur dafür: Flüge, medizinisches Personal, entsprechend ausgestattete Quarantänestationen. "Wir sind in Kontakt mit den Studenten und konnten sie finanziell unterstützen. Aber eine Rückführung ist nicht so einfach", sagte Sall.

Studenten bei der Abschlusszeremonie der Universität in Wuhan vergangenen SommerBild: picture-alliance/dpa/Imaginechina/Sun Xinming

Kein Geld, keine Lebensmittel

Die Gegend um die Stadt Wuhan ist abgeriegelt, die Millionen-Metropole eine Geisterstadt unter Quarantäne. Der Verkehr ist eingeschränkt, viele Supermärkte sind geschlossen, die Lebensmittelpreise sind bei einigen Produkten um das Zehnfache gestiegen. Auch die etwa zwanzig guineischen Studenten wünschen sich, dass ihre Regierung sie nach Hause holt. Séidou Kéita ist einer von ihnen. "Oder wenigstens eine finanzielle Unterstützung", sagt er, so wie es Länder wie Senegal und Elfenbeinküste täten. Denn die meisten seiner Kommilitonen bekämen kein Stipendium.

Da die Banken in Wuhan geschlossen sind, sei es schwierig, Devisen aus Guinea zu erhalten, so Kéita."Wir haben fast kein Geld bei uns", erzählt er. "Unsere Landsleute haben uns ausgeholfen. Gerade gestern haben sie ihr Geld mit uns geteilt, damit wir die letzten beiden Tage überleben konnten." Und der Masterstudent Nankouman Kéita ergänzt: "Die wenigen Lebensmittel, die wir im Moment haben, sind fast am Ende. Unsere Lebensumstände sind im Moment ein bisschen schwierig." Aber die guineische Botschaft in Peking bittet die Studenten um Geduld.

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Bauarbeiten für ein Notfallkrankenhaus in WuhanBild: Getty Images

"Lasst uns in unser Land zurückkehren!"

Auch eine 20-jährige Informatikstudentin aus Äthiopien muss sich weiter gedulden. Im DW-Interview berichtet sie ebenfalls von Nahrungsmittelknappheit. Aber es ginge auch um den menschlichen Kontakt: "Wegen der Ausbreitung der Krankheit dürfen wir nicht raus gehen", sagt sie der DW. "Zum Glück haben wir derzeit keine gesundheitlichen Probleme. Aber wie lange kann man alleine in einem geschlossenen Raum sitzen?" fragt sie und fordert: "Lasst uns aus China in unser Land zurückkehren."

Auf dem afrikanischen Kontinent selbst ist noch kein Krankheitsfall mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet worden. Die ersten Verdachtsfälle auf dem Kontinent - in der Elfenbeinküste, in Äthiopien und in Kenia - wurden von der WHO nicht bestätigt. In Wuhan allerdings hat sich laut BBC ein Kameruner infiziert. Die afrikanischen Fluggesellschaften stellen nach und nach ihre Flüge nach und aus China ein, zuletzt Air Algérie. Nur Ethiopian Airlines hält den Flugverkehr derzeit noch aufrecht.

Am Flughafen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Ethiopian Airlines fliegt noch nach ChinaBild: DW/G. Tedla

Aus Ebola gelernt?

Auf einer Pressekonferenz in Genf verglich der Generaldirektor der WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag die Situation mit dem Ebolaausbruch in der Demokratischen Republik Kongo. Beide Epidemien zeigten, wie wichtig es sei, vorbereitet zu sein, anstatt in Panik zu verfallen. "Dank der großen Bemühungen der internationalen Gemeinschaft konnte die Verbreitung von Ebola zurückgehen", sagte Ghebreyesus. "Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein großer Triumph." Auch wenn viele afrikanische Länder aus der Ebola-Krise gelernt haben und Frühwarnsysteme entwickelt haben: die Gesundheitssysteme vieler afrikanischer Staaten sind weiterhin schwach.

Am wichtigsten sei es, sehr schnell festzustellen, ob jemand an dem neuen Virus erkrankt ist, sagt auch der Virologe Ndongo Dia vom Institut Pasteur in der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Diese Herausforderung sei bereits gemeistert: Verdachtsfälle im Senegal könnten diagnostiziert werden, sagt Dia. "Wir haben hierfür alles, was wir brauchen."

Mitarbeit: Zahraddeen Umar Dutsen Kura, Reliou Koubakin, Lidet Abebe

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