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Film

Afrikanische Zukunftsmärkte bei der Filmmesse

Nadine Wojcik
14. Februar 2017

Er ist einer der wichtigsten Marktplätze für Filme: Auf dem European Film Market verhandeln parallel zur Berlinale rund 9.000 Verkäufer und Einkäufer - die afrikanische Filmbranche suchte man dabei bislang vergebens.

Africa Hub beim European Film Market Martin Grophius Bau
Bild: DW/N. Wojcik

Die Geräuschkulisse im Martin-Gropius-Bau, einem imposanten Gebäude mit Säulengängen, ist enorm. Auf den Flatscreens laufen Filmtrailer in Dauerschleife, an den Tischen sitzen Verleiher, Distributoren und Produzenten, verhandeln Filmrechte, unterschreiben Lizenzen. Insgesamt 750 Filme werden hier verkauft, schwarze Mini-Busse, die EFM-Shuttles, fahren interessierte Käufer nonstop von der Messe in die Kinos, in denen die zum Verkauf stehenden Filme gezeigt werden.

In den Hallen haben die Filmverkäufer ihre Stände aufgebaut, teilweise mit eigenen Möbeln und mobilen Mini-Konferenzräumen. Sie sind nach Ländern eingeteilt, jedes scheint vertreten zu sein: Spanien, Lettland, USA, Rumänien, Japan – aber wo ist der afrikanische Kontinent abgeblieben? Wo findet man Nigeria, das mit "Nollywood" die stärkste Filmbranche aufzuweisen hat, wo Südafrika, dessen attraktive Filmstudios mittlerweile internationale Produktionen anziehen?

Zu lange marginalisiert

Serge Noukoue kämpft für Visionen Bild: DW/N. Wojcik

"Es fehlt die Vision", sagt Serge Noukoue, der als Produzent für den Vertrieb "Côte Quest" an der Elfenbeinküste arbeitet. Und er meint damit beide Seiten: die europäische, die die afrikanische Filmwelt bislang links hat liegen lassen, aber auch die afrikanische, die noch nicht erkannt hat, dass es lohnenswert sein kann, die eigenen Filme international zu verkaufen. Diese Lücke will der European Film Market (EFM) schließen - und startete in diesem Jahr erstmalig den "Berlinale African Hub", in Kooperation mit World Cinema Fund und finanziert vom Auswärtigen Amt. Das kleine Konferenzzentrum ist ein mobiler, gläserner Bau direkt neben dem Martin-Gropius-Bau.

Hier berichten afrikanische Filmemacher über Virtual Reality, Drehorte oder panafrikanische Initiativen. Noch wichtiger jedoch ist, dass es während der Berlinale erstmalig einen Ort gibt, wo sich interessierte Filmschaffende und -händler treffen. "Der Hub ist wirklich wichtig. Afrika wurde viel zu lange auf all die Probleme des Kontinents marginalisiert", meint Noukoue. "Es wird Zeit, dass wir unsere Geschichte international erzählen, mit afrikanischen Filmemachern."

Vielversprechender Wachstumsmarkt

Philipp Hofmann macht sich für afrikanische Filme starkBild: DW/N. Wojcik

Das kann Philipp Hoffmeister unterstreichen. Der Geschäftsführer von "Rushlake Media", ein Vertrieb, der unter anderem auf afrikanischen Film spezialisiert ist, kommt seit vielen Jahren zur Berlinale. "In diesem Jahr gibt es dank des Africa Hub erstmalig überhaupt ein Interesse an dem Markt", sagt er. Er würde sich noch viel mehr wünschen: "Der Kontinent liegt direkt vor unserer Haustür. Afrikanische Metropolen sind schneller zu erreichen als New York City. Da gibt es durchaus noch viel mehr zu entdecken."

Mit "Rushlake Media" kauft und verkauft Hoffmann auf dem internationalen Markt vor allem qualitativ hochwertige Werke, unter anderem "Nairobi Half Life", den bislang erfolgreichsten kenianischen Film. Hoffmann glaubt an sein Geschäftsmodell: "Der afrikanische Markt ist - China ausgenommen - der einzige, der derzeit noch wächst."

Austausch auf Augenhöhe 

Es geht um internationalen Austausch, nicht nur beim Verkauf, sondern auch bei der Produktion. So wurden beispielsweise in einem kurzen Vortrag die Captown Studios als Drehorte vorgestellt. Gegründet vor erst sechs Jahren spielen die Studios heute eine internationale Rolle im Filmgeschäft, hier wurde unter anderem der Actionfilm "Mad Max" gedreht. "Was für ein trauriger Film wäre das geworden, wenn es dort nicht die südafrikanische Kulisse zu sehen gegeben hätte", sagt Rodney Charles. Der Schauspieler und Produzent ist eingeladen, in den kommenden Tagen eine Diskussion zum Thema afrikanische Käuferinteressen zu moderieren. "Ich merke deutlich, dass wir mittlerweile auf Augenhöhe diskutieren", sagt er. "Europa und die USA drehen in Afrika, afrikanische Filme finden ihren Weg auf den internationalen Markt. Der tatsächliche Wert der afrikanischen Filmindustrie ist endlich erkannt."

Rodney Charles schwärmt von der südafrikanischen Filmkulisse Bild: DW/N. Wojcik
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