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Politik

Die Zukunft in Beton gegossen

Isabelle Hartmann10. Februar 2014

Afrikas Big Five? Das sind Straßen, Eisenbahnlinien, Flughäfen, Häfen und Kraftwerke. Die milliardenschweren Großprojekte bestimmen die Agenda des Kontinents.

Bauarbeiter auf einer Großbaustelle in Johnnesburg (Foto: AP Photo/Karel Prinsloo)
Bild: picture alliance/ASSOCIATED PRESS

In den kommenden Jahren wird in Afrika mit Bauprojekten viel Geld zu verdienen sein: Nach Angaben der Weltbank verfügt die südliche Hälfte des Kontinents über die schlechteste Infrastruktur weltweit. Mit Großprojekten, so die Hoffnung, soll diese Schwäche schnell behoben und das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden.

Der Trend geht zu Millionen- bzw. Milliardeninvestitionen: Zwischen 1990 und 2010 haben sich die ausländischen Direktinvestitionen auf dem Kontinent von 61 Milliarden auf 554 Milliarden US-Dollar verneunfacht. "Asien ist für uns als Bauindustrie kein Markt mehr", sagt Jörg Wellmeyer, geschäftsführender Ko-Direktor des Bauriesen Strabag International. "Afrika ist der Kontinent, wo wir die Zukunft der deutschen Industrie sehen."

Kleine Investitionen haben das Nachsehen. Sie haben den Ruf, zu wenig zu bewegen und zu hohe Fixkosten mit sich zu bringen. Deswegen hat beispielsweise die angolanische Regierung 2011 den Mindesteinsatz für ausländische Investoren von 100 000 Dollar auf eine Million Dollar erhöht. Kleinere Projekte sind zwar erlaubt, genießen aber nicht die großen steuer- und zollrechtlichen Vorteile des Investitionsgesetzes. Seitdem lenkt die angolanische Regierung die Investitionen gezielt auf Branchen, die sie als besonders förderungswürdig erachtet: Verkehr, Kommunikations- und Informationstechnologie.

380 Milliarden US-Dollar bis 2030

Der Kongo-Fluss soll für 12 Milliarden US-Dollar einen weiteren Staudamm bekommenBild: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images

Das Programm für Infrastrukturentwicklung (PIDA) der Afrikanischen Union soll dafür sorgen, dass bis 2030 afrikaweit eine Summe von 380 Milliarden US-Dollar in Schienen, Straßen, Häfen, Flughäfen und Kraftwerke investiert wird. Zehn Bauvorhaben, die je mehr als eine Milliarde US-Dollar kosten werden, sind bereits beschlossene Sache. Das größte davon ist der Inga III-Staudamm in der Demokratischen Republik Kongo, der die gesamte Region mit Strom versorgen könnte. Als Investoren für das 12 Milliarden US-Dollar schwere Projekt sind die staatliche Société Nationale d'Électricité, die Afrikanische Entwicklungsbank und die französische Électricité de France im Gespräch. Voraussichtlich 2015 soll mit dem Bau begonnen werden.

Die Bauarbeiten für eine knapp 4,7 Milliarden US-Dollar teure Eisenbahnlinie sind bereits angelaufen, Hauptinvestor ist die Volksrepublik China. Sie soll die kenianische Hafenstadt Mombasa mit der Hauptstadt Nairobi und der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Burundi verbinden. Die Botschafterin Ruandas in Deutschland, Christine Nkulikiyinka, ist sich sicher, dass diese Zugverbindung einen positiven Einfluss auf die regionale Wirtschaft haben wird. Bisher brauche man zwei bis drei Wochen, um Waren auf dem Landweg von Mombasa bis Kigali zu transportieren, so Nkulikiyinka. Die neue Eisenbahnlinie werde die Transportdauer auf zwei bis drei Tagen reduzieren. "Das macht uns auch viel attraktiver für Investoren, die sich in Rwanda niederlassen wollen. Denn sie wissen, dass ihre Waren überall in die Region schnell und sicher ankommen." Auch für die Bevölkerung sei dann vieles billiger zu bekommen, glaubt Nkulikiyinka.

PPP, BOT und Co.

Neue Straßen sollen die wirtschaftliche Entwicklung voranbringenBild: picture alliance/Photoshot

Wie die Finanzierung aussieht, ist je nach Projekt unterschiedlich. Wo die Erhebung von Gebühren möglich ist, wie beispielsweise bei Häfen oder Flughäfen, sind BOT-Modelle (Build Operate Transfer) beliebt: Ein Investor baut die gewünschte Infrastruktur, kassiert dann für eine festgelegte Zeit die Gebühr und übergibt den Hafen oder Flughafen danach den beteiligten Staaten. Dieses Modell wurde für die Bahnstrecke zwischen Kenia und Burundi beschlossen.

"PPPs", also Public Private Partnerships, werden dann ausgehandelt, wenn der Staat nicht zum Betreiber werden soll oder will. Er finanziert die Investition mit und refinanziert sich dann über die Einnahmen, die die private Firma macht, zum Beispiel beim Bau einer U-Bahn.

Bei Investitionen, die keine direkten Einnahmen generieren, etwa bei einem weitläufigen Straßennetz, wird die Finanzierung meistens von den beteiligten Regierungen und einem internationalen Entwicklungspartner, wie der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank oder der deutschen KfW gestemmt.

Deutschland traut sich nicht

Egal, welches Modell gewählt wird: Deutsche Unternehmen sind bei den afrikanischen Großprojekten kaum präsent. Schuld daran ist das schlechte Image Afrikas als Krisen- und Chaosherd. Außerdem haftet das Bild von korrupten Machthabern an dem Kontinent - auch wenn die Korruption dort laut Transparency International oft nicht schlimmer ist als in Russland oder dem Nahen Osten.

Bislang investiert vor allem China in Afrikas InfrastrukturBild: Getty Images

Zudem machen Berichte über schlechte Erfahrungen, die deutsche Unternehmen in Afrika gemacht haben, die Runde: Bauvorhaben, die trotz hoher Investitionen von afrikanischer Seite abgebrochen werden oder fertiggestellte Straßen, die nicht wie vertraglich vereinbart unterhalten wurden. So etwas verunsichere viele Unternehmer, glaubt Jörg Wellmeyer von Strabag. Er trage gerne das unternehmerische Risiko eines Projektes, stehe für Verluste auch gerade, sagt Wellmeyer. "Aber wir können das Risiko nicht tragen, wenn der Kunde - der Staat - uns zum Beispiel nicht zahlt, wenn es politische Unruhen gibt oder wir enteignet werden." So überlässt die deutsche Industrie mutigeren Wirtschaftsmächten einen Großteil der Geschäfte in der boomenden Region, zum Beispiel China.

Fehlende Garantien

Eine Lösung gäbe es aber, sagt Frank Kehlenbach, der Geschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie: Die Investitionen deutscher Unternehmen sollten besser abgesichert werden, indem ein Teil der Investitionssumme oder der Einnahmen garantiert wird. Das könnten Banken übernehmen, aber auch Entwicklungshilfe-Organisationen. Die Idee: Sie sollten versichern, dass sie den beteiligten Firmen einen bestimmten Prozentsatz der Investition zurückbezahlen, falls das Projekt aus politischen Gründen scheitert. Damit hätten die Investoren Rückendeckung. Bislang gelten solche Garantien in Deutschland nicht als Entwicklungshilfe. Diese Regel sollte geändert werden, damit Investoren ihre Projekte wagen, findet Kehlenbach. "Eine solche Garantie würde einen großen Umschwung bringen."

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