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Hohe Erwartungen

Thomas Köpp6. November 2008

In Afrika wird Barack Obamas Wahlsieg als Sieg der Gleichberechtigung gefeiert. Man hofft auf mehr Engagement von Seiten Washingtons - doch das ist fraglich.

Was hat Afrikas Bild von Obama mit der Realität zu tun?Bild: AP
Ruft spontan einen Feiertag aus: KibakiBild: AP Photo

In Afrika wird der Wahlsieg von Barack Obama enthusiastisch gefeiert. Die Menschen betrachten den Sohn einer Amerikanerin und eines Kenianers als einen der ihren und setzen große Hoffnungen in ihn und seine Politik. In Kogelo, dem Dorf, aus dem Obamas Großmutter stammt, tanzten die Menschen auf den Straßen. Kenias Präsident Mwai Kibaki sagte, er sei stolz, dass Obama kenianische Wurzeln habe, und erklärte den 6. November spontan zum Feiertag.

"Revolution"

"Das ist eine historische Entwicklung. Historisch in dem Sinne, dass es ein großer Erfolg im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist", sagt Ramtame Lamamra, der neue Beauftragte der Afrikanischen Union für Frieden und Sicherheit. Damit steht er nicht allein. Der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan aus Ghana bezeichnete Obamas Wahlsieg als ein historisches Ereignis, mit dem er zu seinen Lebzeiten nicht gerechnet hätte. Senegals Staatschef Abdoulaye Wade sprach gar von einer "Revolution der Mentalitäten" in den USA.

Keine Lachnummer: Senegals Präsident Wade sieht eine "Revolution"Bild: AP

Der Generalsekretär der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, Mohamed Ibn Chambas, hofft, der Kampf gegen Armut und für mehr Entwicklung in Afrika werde unter dem neuen Präsidenten stärkeren Nachdruck bekommen: "Wir spüren die Nahrungsmittelkrise und auch eine Energiekrise. Das macht es noch schwieriger, die angestrebten Entwicklungs- und UN-Millenniumsziele zu erreichen", sagt Chambas. "Wir hoffen, dass die neue Regierung die Anliegen der Afrikaner versteht und die Themen Armut und Unterentwicklung angeht. Dazu gehört auch, dass man eine Beziehung des gegenseitigen Respekts aufbaut, von der beide Seiten profitieren."

Verlass auf Zusagen?

Chambas meint damit nicht zuletzt den finanziellen Einsatz Amerikas für Afrika, etwa eine Annäherung der von der USA zugesagten offiziellen Entwicklungshilfequote von 0,7 Prozent des Bruttoinlandproduktes. "Diese Marke ist international festgelegt worden als Beitrag zur Entwicklung.

Wilson Aipkore, Programmleiter des Instituts für Sicherheitsstudien in Nairobi, wünscht sich vor allem, dass die Politik Obamas sich der Krisenherde in Afrika annimmt. "Das Thema Sicherheit ist sehr wichtig. Wir hoffen, dass sich die neue amerikanische Regierung mit der Sicherheitslage am Horn von Afrika befasst." Aipkore sprach in dem Zusammenhang besonders von Somalia: "Wir gehen davon aus, dass Somalia mehr Aufmerksamkeit bekommt. Denn Somalia ist ein gescheiterter Staat. Wir hoffen, dass wir mit einer neuen US-Regierung zusammen Somalia helfen können, wieder zu einem funktionierenden Staat zu werden."

"Nicht zu sehr schwarz"

Begeisterung in KeniaBild: AP

Der Politikwissenschaftler und Afrika-Experte Andreas Mehler, Direktor des Institutes für Afrika-Studien in Hamburg, warnt jedoch vor sehr hohen Erwartungen. Die USA befänden sich in einer tiefen, vor allem wirtschaftlichen Krise. "Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sich Obama auf die heimischen Probleme konzentrieren wird. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass US-Präsidenten in ihrer ersten Amtszeit nicht viel außenpolitisches Profil entwickeln. Das wird sich wahrscheinlich auch diesmal und auch für Afrika erweisen. Ich glaube nicht, dass das Ganze an der vordersten Front steht." Umso mehr, als Obama sich auch nicht den Anschein geben dürfe, er sei Präsident nur einer Bevölkerungsgruppe in den USA. "Obama wird ja auch sehr darauf achten, nicht zu sehr als schwarzer Präsident zu erscheinen, und da wäre eine Überbetonung Afrikas geradezu falsch", sagt Mehler.

Für Lamamra bedeutet der Wahlsieg Obamas trotz aller Vorsicht vor zu hohen Erwartungen dennoch eine Neu-Definition der Beziehungen zwischen Afrika und den USA. Der Sieg Obamas werde die amerikanischen Positionen und die amerikanische Politik nicht über Nacht veränderen. "Aber ich denke, dass die amerikanisch-afrikanischen Beziehungen von mehr emotionalem Engagement, von mehr Nähe bestimmt sein werden. Und wahrscheinlich auch von mehr Eifer, Dinge so zu tun, dass sie die USA und den afrikanischen Kontinent näher zusammenbringen."

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