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Afrikas Wirtschaftselite in Ruanda

Manuela Kasper-Claridge z.Z. Kigali11. Mai 2016

Ruanda, das "Land der 1000 Hügel", wird für seine wirtschaftlichen Erfolge gelobt. Dabei herrschte in dem afrikanischen Wirtschaftswunder vor 22 Jahren noch Anarchie. Aus Kigali berichtet Manuela Kasper-Claridge.

World Economic Forum in Ruanda
Bild: World Economic Forum /Benedikt von Loebell

Ruanda: Gastgeber für das Weltwirtschaftsforum zu Afrika.

01:56

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In Kigali, der Hauptstadt Ruandas, trifft sich von 11.- 13.5.2016 die Elite Afrikas zum Weltwirtschaftsforum über Afrika. 1200 Teilnehmer aus über 70 Staaten, darunter neun Staatschefs, diskutieren über die wirtschaftliche Zukunft des Kontinents. Am Tagungsort selbst kann schon studiert werden, wie wirtschaftlicher Erfolg aussehen kann, denn Ruanda gilt in Afrika als Klassenbester.

Irgendwie erscheint ihm sein Leben immer noch wie ein kleines Wunder. Kevin Kabatsi ist erst 22 Jahre alt und sitzt in einem schönen Büro mit Blick auf einen der vielen grünen Hügel Kigalis. Er leitet einen privaten Investment-Fonds, der in kleine und mittelständische Betriebe investiert. Es sind Kaffeproduzenten, Zuckerhändler oder Technologiefirmen. Die Investitionssumme liegt zwischen 15.000 und 50.000 US-Dollar.

Das Weltwirtschaftsforum für Afrika in Ruandas Hauptstadt Kigali: Gut besuchte Veranstaltungen und ...Bild: World Economic Forum /Benedikt von Loebell

Die Stunde Null

Kabatsi ist in Südafrika aufgewachsen, seine Familie war vor dem Völkermord in Ruanda geflohen, der innerhalb weniger Wochen fast eine Million Menschen das Leben gekostet hatte.

"1994 war für unser Land gewissermaßen die Stunde Null", sagt er mit nachdenklicher Miene. Viele Menschen waren tot oder im Exil. Alles musste wieder aufgebaut werden - auch das Vertrauen der Menschen ineinander, fügt er hinzu.

Dass Ruanda heute eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas ist und ein hervorragendes Wirtschaftsklima hat, hätte sich Kabatsi nie träumen lassen, aber er hatte es gehofft. Deshalb ging er vor zwei Jahren in sein Geburtsland zurück. Für ihn ist das Land der 1000 Hügel ein Land der tausend Möglichkeiten. "Stellen Sie sich vor: Hier können Sie an nur einem Tag ein Unternehmen gründen, wenn Sie alle Papiere dabei haben!“, sagt er stolz.

Afrikanischer "Top Performer"

Die Weltbank rechnet in ihrem aktuellen Länderbericht für Ruanda mit einem Wirtschaftswachstum von knapp 7 Prozent, mehr als in den meisten anderen afrikanischen Ländern. Das Genfer Weltwirtschaftsforum spricht davon, dass Ruanda ein "Top Performer" und eine der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften Afrikas ist.

Deshalb wurde der Tagungsort für das diesjährige Weltwirtschaftsforum zu Afrika auch ganz bewusst ausgesucht und Ruanda nutzt die Gelegenheit. Die 1200 Delegierten werden gleich am Flughafen in einem großen Zelt mit Kaffee, Tee und heißer Schokolade empfangen - alles ruandische Exportprodukte. An den blitzblanken Straßen stehen große Schilder, auf denen "Ruanda, das Land der 1000 Hügel, begrüßt sie" zu lesen ist.

...Möglichkeiten für internationale Begegnungen in ebenso entspannter wie geschäftiger Atmosphäre.Bild: World Economic Forum /Jakob Polacsek

Weltwirtschaftsforum kurbelt die Wirtschaft an

"Schauen Sie, wie jetzt jeder aus der Bevölkerung mit ganz wichtigen Leuten sprechen kann, nur weil das Weltwirtschaftsforum hier ist. Das ist doch unglaublich! Und dann der Tourismus: Die Hotelzimmer sind ausgebucht, man hat Mühe, noch eins zu bekommen. Viele fliegen auch mit unserer nationalen Fluggesellschaft nach Kigali. Das alles kurbelt auch die Wirtschaft an", erzählt Ephraim Rwamwenge begeistert.

Der 27-jährige gehört zum Netzwerk der sogenannten Global Shaper des Weltwirtschaftsforums und hat für die nächsten Tagen Dutzende Termine in seinem Kalender stehen. Er nutzt die Gelegenheit zu Kontakten außerhalb seines Landes. Viele afrikanische Unternehmer sind hier, aber auch Politiker und Vertreter von Unabhängigen Organisationen (NGO´s).

Es geht um die digitale Zukunft Afrikas - aber auch um Infrastrukturprojekte, um nachhaltiges Wirtschaften, um Energie und um die demographischen Herausforderungen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2050 die Bevölkerung Afrikas auf 2,5 Milliarden Menschen anwachsen könnte.

Jobs gesucht

Die nationale Beschäftigungsbehörde Ruandas betont, das jährlich mindestens 200.000 neue Jobs geschaffen werden müssen, um größere Arbeitslosigkeit zu verhindern.

Die Weltbank spricht von einer großen demographischen Herausforderung für Ruanda, weil viele Menschen der gegenwärtig überdurchschnittlich jungen ruandischen Gesellschaft ins arbeitsfähige Alter kommen werden.

Die ruandische Regierung unter Präsident Kagame setzt deshalb auf den Ausbau der Privatwirtschaft. Hier könnten viele neue Jobs geschaffen werden. Die geographische Lage mit der Nähe zu Tansania und Uganda oder Kenia ist auch günstig. Die nächsten Tage werden deshalb auch eine Werbeveranstaltung sein für das "Land der Hügel".