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#afrodeutschland - Deutschland so weiß?

Susanne Lenz-Gleissner
10. März 2017

"I'm a black man in a white world" - Mit dieser Songzeile bringt es Soulsänger Michael Kiwanuka auf den Punkt: Die westliche Welt ist weiß dominiert. Vielen Weißen ist das oft gar nicht so bewusst.

Symbolbild Händedruck Handschlag Hand reichen Integration
Bild: imago/imagebroker

"Ihr seid ja sehr tolerant, dass ihr so eng mit einem Schwarzen befreundet seid." Dieser Kommentar einer Bekannten über einen Freund hat mich verblüfft. Und vor Scham in den Boden versunken wäre ich am liebsten, als eine entfernte Verwandte besagtem Freund penetrant den Arm betatschte, weil sie neugierig war, wie sich schwarze Haut wohl so anfühlt.

Bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch in einer gutbürgerlichen Kleinstadt wurde mein Bekannter  den ganzen Abend angestarrt. Da fing ich an, mich für das Verhalten anderer Weißer zu schämen und darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn ich nicht mit weißer, sondern mit schwarzer Haut geboren worden wäre. Wie wäre es, wenn meine Hautfarbe ständig Thema wäre? Und warum ist Hautfarbe eigentlich überhaupt ein Thema?

"I’m a black man in a white world" - Mit dieser Songzeile bringt es Soulsänger Michael Kiwanuka auf den Punkt:  Die westliche Welt ist weiß dominiert. Uns Weißen ist das oft gar nicht so bewusst. Wir haben verdrängt, dass wir mit dem Kolonialismus das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen nachhaltig vergiftet haben. In den Lehrplänen unserer Schulen spielt die deutsche Kolonialpolitik nur eine marginale Rolle, obwohl der Kolonialismus den Weg in den Nationalsozialismus auf fatale und zynische Weise geebnet hat. Die kolonialen Klischees, sie vergiften auch jetzt - in Zeiten der sogenannten Flüchtlingskrise - wieder das gesellschaftliche Klima. Ressentiments, Anfeindungen und manchmal auch  Gewalt erleben schwarze Menschen in Deutschland häufiger - Afrodeutsche, Geflüchtete - Menschen, die "anders" aussehen.

Mit unserem Multimediaprojekt "Afro.Deutschland" (Projektleitung: Susanne Lenz-Gleißner / Rolf Rische) wollen wir den häufig subtilen Alltagsrassismus schildern und hinterfragen. Im Dokumentarfilm "Afro.Deutschland" (Regie: Jana Pareigis, Susanne Lenz-Gleißner, Adama Ulrich) kommen ausschließlich Schwarze zu Wort. In Begegnungen mit der afrodeutschen Journalistin Jana Pareigis schildern sie, wie sie ihre (Wahl-)Heimat Deutschland erleben.

Auf unserer Homepage dw.com/afrodeutschland (Redaktion: Gaby Reucher / Susanne Lenz-Gleißner) werden historische, kulturelle und gesellschaftliche Phänomene beleuchtet. Themen sind z.B. die "Völkerschauen" in der NS-Zeit, die Initiative "Schule ohne Rassismus", die u.a. von Ex-Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah unterstützt wird, oder das Ringen um den korrekten Sprachgebrauch.

Wir freuen uns auf Feedback via Twitter: #afrodeutschland

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