Der frühere Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner plädiert für eine zeitweilige Sperrung von Pässen in den Dolomiten. Man könne den Tourismus in der italienischen Alpenregion damit im Sommer in Bahnen lenken.
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Das Messner Mountain Museum in Südtirol
Die Bergsteigerlegende Reinhold Messner hat alle Achttausender der Welt bestiegen, Wüsten und die Antarktis durchquert. Abenteuer und Naturliebe des Südtirolers werden an sechs Standorten lebendig.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
Messner Mountain Museum Corones
Messners Museen stehen alle in seiner Heimat Südtirol, fast alle thronen auf hohen Felsen. Das sechste steht auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes in 2275 Metern Höhe, entworfen wurde es von der weltbekannten Architektin Zaha Hadid.
Bild: MMM/H. Wisthaler
MMM Corones - Die großen Wände
Jedes Museum hat seinen eigenen Themenschwerpunkt. Museum Nr. 6 ist den "großen Wänden" gewidmet. Mit einer Fülle von Exponaten erzählt Messner von Triumphen und Tragödien an den berühmtesten Bergen der Welt - Matterhorn, Cerro Torre, K2.
Bild: MMM/H. Wisthaler
Messner Mountain Museum Juval
Sein erstes Museum eröffnete Reinhold Messner 1995 auf Schloss Juval, wo er auch wohnt. Das Museum kann im Frühjahr und im Herbst im Rahmen einer einstündigen Tour besichtigt werden. Die führt teilweise durch Privaträume, darunter die Bibliothek.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
MMM Juval - Wohnsitz und Museum
Auf Schloss Juval zu besichtigen ist der Expeditionskeller mit Messners Bergsteigerausrüstung: sein Schlitten, mit dem er das Eis durchquert hat, seine Steigeisen und Eispickel. Und immer wieder zu sehen sind auch Exponate aus aller Welt.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
Messner Mountain Museum Dolomites
Auf dem Monte Rite ließ Reinhold Messner eine ehemalige militärische Befestigungsanlage umbauen. Im Jahr 2002 eröffnete er sein zweites Museum, in 2181 Metern Höhe. Von hier aus eröffnet sich ein Rundblick auf die Gipfel der Dolomiten.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
MMM Dolomites - Museum in den Wolken
Das zweite Museum erzählt, wie die Dolomiten erschlossen wurden und stellt die Erstbesteiger der Felsen vor. Neben Gemälden von der Romantik bis zur Neuzeit lagern hier auch 250 Millionen Jahre alte Fossilien aus der Bergwelt.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
Messner Mountain Museum Ortles
Das dritte Museum folgte 2004. Es ist ein Neubau und liegt am höchsten Berg Südtirols, dem Ortler. Das Museum ist unterirdisch angelegt und wirkt wie in den Berg hineingeschoben.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
MMM Ortles - Eis und Schnee
Die Ausstellung thematisiert die eisige Welt der Hochgebirge und Polkappen. Messner erzählt von den Macht des Eises und von den Schrecken der Lawinen. Ausgestellt sind Eisgeräte und Navigationshilfen aus zwei Jahrhunderten.
Bild: MMM/Paolo Zanzi
Messner Mountain Museum Firmian
Die Mauern von Schloss Sigmundskron bei Bozen sind bis zu fünf Meter stark. Sie beherbergen seit 2006 Messners viertes Museum. Die großräumige Anlage gleicht einem Parcours, der die Besucher aus der Tiefe der Bergwelt bis zum Gipfel führt.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
MMM Firmian - Alpine Geschichtsstunde
Messner nennt sein viertes Museum "Der verzauberte Berg". Es widmet sich u.a. der Geschichte des Bergsteigens. Sie begann 1786 mit der Besteigung des Mont Blanc und gipfelt im alpinen Tourismus der Gegenwart.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
Messner Mountain Museum Ripa
Das Schloss Bruneck thront über der gleichnamigen Stadt. Hier eröffnete Reinhold Messner 2011 das fünfte Museum. "Ripa" kommt aus dem Tibetischen: ri heißt Berg, pa bedeutet Mensch.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
MMM Ripa - Bergvölker aus aller Welt
Auf Schloss Bruneck stellt Reinhold Messner die Bergvölker vor, die er auf seinen Reisen traf. Er zeigt ihr Wesen, ihre Traditionen, ihre Naturverbundenheit. Während der moderne Alpinismus erst 250 Jahre alt ist, leben die Menschen seit mehr als 10.000 Jahren im Gebirge, als Jäger, Wanderhirten, Bauern.
Bild: MMM/Georg Tappeiner
Botschaft eines Bergsteigers
Das sechste Museum von 2015 soll das letzte sein. Reinhold Messner, der alle 14 Achttausender Berge bestiegen hat, nennt sein Museumsprojekt seinen "15. Achttausender". Es verkörpere die Summe all seiner Erfahrungen. Das Messner Mountain Museum (MMM) mit seinen sechs Standorten ist seine Hommage an die Welt der Berge.
Bild: MMM/H. Wisthaler
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"Zu den Bergen gehört eine bestimmte Stille, eine bestimmte Entschleunigung, eine unverbrauchte Landschaft", sagte Messner. Es gehe langfristig darum, die "Aggression des Tourismus" auszusperren."Die Leute könnten sich wieder verständigen, wenn sie irgendwo klettern. Wenn Autos in Kolonnen zu Tausenden stehen, verstehen sie ihr eigenes Wort nicht mehr, weil alle hupen, wenn es nicht weitergeht", sagte Messner.
"Es geht nicht an, dass wir in den Bergen die gleiche Aggression, den gleichen Lärm, die gleiche Luftverschmutzung haben wie in den Ballungszentren. Die Leute kommen aus diesen Gründen aus den Städten zu uns - und dann finden sie es hier noch schlimmer vor. Da ist ja Wahnsinn."
Messner schlug vor, bestimmte Pässe etwa von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr für Autos zu sperren. In der Zeit könnten Radler fahren und Wanderer die Ruhe genießen."Früher oder später müssen die gesamten Dolomiten eine Logistik bekommen: Dass der und der Pass zu ist, und vielleicht hier und da einer offen - damit sich der Tourismus besser verteilt." Wo Bergbahnen und andere Infrastrukturen bereits gebaut seien, gebe es kein Zurück mehr. Deshalb müsse jeder Neubau genau überlegt werden. Am Riedberger Horn habe der Umweltgedanke gesiegt.
Das Wandern schade den Bergen nicht, sagte der Extrem Bergsteiger. Auch die Mountainbiker und die neu hinzugekommenen E-Biker könne man nicht verbannen, obwohl E-Bikes ihren Strom "irgendwo aus der Steckdose" bekämen, "Atomstrom aus Frankreich vielleicht".
Die Abgrenzung von Wegen für Radler und Wanderer müsse lokal entschieden werden. "Da gibt es Diskussionsbedarf und lokalen Entscheidungsbedarf. Aber keine vernünftige Berggemeinde, die vom Tourismus lebt, wird die Biker ausgrenzen."