Aggression: Deutsche Post beklagt Attacken auf Mitarbeitende
22. Oktober 2024Früher hatten Postboten es des öfteren mit Hunden zu tun, die durch Bellen und Beißen verhinderten, dass Briefe und Pakte ausgeliefert werden konnten. Inzwischen scheint hingegen die Zahl der ungehobelten menschlichen Kunden zu steigen. Laut Nikola Hagleitner, Mitglied im Vorstand der zum Logistikkonzern DHL Group gehörenden Deutschen Post, sind Zustellerinnen und Zusteller immer wieder Aggressionen ausgesetzt.
"Ich finde es erschütternd, wenn ich höre, was sich unsere Mitarbeiter teilweise auf der Straße anhören müssen", sagte sie der Funke Mediengruppe. Neben aggressiven Verhalten tritt dabei auch Rassismus zutage. So beschwerten sich manche Kundinnen und Kunden bei der Post zum Beispiel darüber, dass Zustellerinnen und Zusteller "eine andere Hautfarbe hätten" oder dass sie "nicht von Ausländern Briefe ausgehändigt bekommen" wollen. Und das werde "noch deutlich schärfer formuliert", betonte Hagleitner.
Wobei solche Kundinnen und Kunden postwendend eine zurückweisende Reaktion von dem Unternehmen bekommen: "So etwas lassen wir nicht stehen und da sind wir in unseren Antworten sehr klar."
Sie wünsche sich, dass den Mitarbeitenden wieder mehr Wertschätzung entgegengebracht werde, sagte Hagleitner, die für den Bereich "Post & Paket Deutschland" im Vorstand zuständig ist. "Es ist ein Job, der wichtig ist und der Deutschland am Laufen hält." Die Deutsche Post beschäftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus rund 180 Ländern. "Bei uns ist jeder willkommen, der unsere Werte teilt", sagte Hagleitner der Funke-Mediengruppe.
Grundsätzlich stelle die Post überall zu. "Wenn es irgendwo einmal schwierig ist, suchen wir nach Lösungen, lassen zum Beispiel zu zweit zustellen oder schicken einen Coach mit", betonte sie. Das sei aber nur selten notwendig.
Vorübergehend keine Zustellung in Duisburg
Eine sicher extreme Ausnahme waren die Vorgänge in dem als "Weißer Riese" bekannten Hochhaus in der Stadt Duisburg im Westen Deutschlands: Aus Sorge um die Sicherheit seiner Beschäftigten stellte DHL wochenlang in dem Gebäude mit 20 Etagen und 320 Wohnungen keine Sendungen mehr zu.
Inzwischen kommen die DHL-Paketboten wieder in das Haus, das als sozialer Brennpunkt gilt. Dies tut die Firma nach eigenen Angaben aber nur "in Begleitung". "Wir werden die begleitete Zustellung an zwei Werktagen in der Woche für einige Wochen testen und dann die Situation neu bewerten", sagte eine Konzernsprecherin Ende September der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Wer den DHL-Zusteller begleitet, etwa ein privater Sicherheitsdienst, sagte sie auf Nachfrage nicht.
Post-Vorstandsfrau Hagleitner verweist auf Probleme auch in anderen Bereichen: "Im Straßenverkehr sind Beleidigungen schon eher die Regel", sagte Hagleitner. "Hier haben sich unsere Zustellerinnen und Zusteller bereits ein dickes Fell zugelegt, wenn sie zum Ausladen in zweiter Reihe parken müssen und beschimpft werden."
AR/sti (epd, DHL, dpa)