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Agrarwende - wieso eigentlich?

15. Januar 2016

In Deutschland fordern viele Menschen eine Wende in der Landwirtschaft. Es ist eine breite Bewegung für gesunde Lebensmittel und für Klima-, Umwelt- und Tierschutz. DW zeigt die Beweggründe dieser Menschen.

Berlin Demonstration gegen Agrarindustrie Foto: Florian Schuh dpa/lbn
Bild: picture-alliance/dpa

An diesem Samstag (16.01.2016) findet die sechste Großdemonstration für eine Agrarwende in Deutschland statt. Unter dem Motto "Wir haben es satt!" werden voraussichtlich wieder zehntausende Menschen auf die Straße gehen. Ein breites Bündnis aus über 50 Umwelt-, Entwicklungs-, Verbraucher-, Tierschutz- und Landwirtschaftsverbänden rufen zu dieser Demonstration auf. Anlass ist die internationale Grüne Woche in Berlin: Die weltweit größte Landwirtschaftsmesse gilt als Symbol für die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft.

Mehr Dünger, mehr Pesitzide, mehr Antibiotika

Die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark verändert: Kunstdünger und Pestizide landen auf den Äckern, die Bewirtschaftung der Böden ist viel intensiver geworden. Kleinere Bauernhöfe überleben den harten Konkurrenzkampf meist nicht und müssen aufgeben. Der Trend geht zu großen Agrarfabriken mit zehntausenden Tieren.

Diese industrielle Landwirtschaft sorgt für Unbehagen und Protest: Das Sojafutter für die großen Mastställe stammt größtenteils aus Übersee; Regenwälder werden für seinen Anbau abgeholzt. Um die Tiere in den großen Ställen ohne Krankheiten schnell zur Schlachtreife zu bringen, wird vorsorglich Antibiotika ins Futter gemischt.

Die so erzeugten Lebensmittel weisen oft Rückstände von Ackergiften und Antibiotika auf. Viele Verbraucher fürchten, dass ihre Gesundheit darunter leidet. Die schnelle Aufzucht von Schweinen, Kühen und Geflügel auf engstem Raum bezeichnen viele als Tierquälerei.

Massentierhaltung in einem deutschen GeflügelbetriebBild: picture alliance/Walter G. Allgöwer/JOKER

Folgen für die Natur

Viel Kritik kommt von den Umweltschutzverbänden: Die industrielle Landwirtschaft gilt als Hauptverursacher des massiven Artenschwunds in Deutschland. Wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen durch Ackergifte, Überdüngung, Monokulturen und intensive Landnutzung verloren. Wie die Naturschutzorganisation Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in einer aktuellen Studie nachwies, ist in den letzten 15 Jahren die Masse der Insekten um rund 80 Prozent zurückgegangen.

Auch die Qualität des Wassers leidet unter der Landwirtschaft: Nach Angaben des Umweltbundesamts überdüngen die Landwirte seit Jahrzehnten die Böden - vor allem mit Gülle aus Tiermastfabriken. Darin enthaltenes Phosphat und Nitrat sickert durchs Erdreich ins Grundwasser, in Flüsse und Seen. Die zunehmende Konzentration des Nitrats im Grundwasser ist für die Trinkwasserversorgung ein Problem - die Wasserwerke schlagen Alarm. Wasser aufzubereiten kostet mehr Geld als früher.

Gülle als Dünger - ein Teil davon sickert ins GrundwasserBild: picture alliance/F. May

Mehr Klimagase

Demonstranten für eine Agrarwende führen auch den Klimaschutz an. Nach Angaben des Weltklimarats ist die Landwirtschaft für rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Treibhausgas CO2 entsteht bei der energieintensiven Herstellung von Düngern. Außerdem werden Regenwälder für neue Sojafelder abgeholzt.

Durch intensive Düngung der Felder wird das besonders klimaschädliche Lachgas (N2O) frei. Auch Methan (CH4) ist ein Problem. Es entsteht in den Mägen von Schafen, Ziegen und Kühen, also wiederkäuenden Tieren. Halten Landwirte eine größere Zahl dieser Tiere für die Produktion von Fleisch und Milch, so ist das schlecht fürs Klima. Eine Kuh stößt pro Jahr etwa so viel klimaschädliches Treibhausgas aus wie ein PKW auf einer Strecke von 18.000 Kilometer.

Ökologische Landwirtschaft: verträglicher für die UmweltBild: imago/R. Lueger

Vorbild ökologische Landwirtschaft

Als Alternative zur industrialisierten Landwirtschaft sehen Umweltschützer und Experten die ökologische Landwirtschaft: kleinere Betrieben, die vor allem für den regionalen Markt vor Ort produzieren.

Der Ökoanbau darf keine synthetischen Dünger und Pestizide spritzen; auch die dichte Tierhaltung in großen Mastbetrieben mit Antibiotika im Futter ist nicht erlaubt. Zudem müssen die Betriebe ihr Tierfutter selber anbauen oder aus der Nachbarschaft beziehen. Der Import von gentechnisch verändertem Sojafutter aus südamerikansichen Urwaldregionen ist somit ausgeschlossen.

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