Ai Weiwei gilt als einer der berühmtesten lebenden Künstler. Seine Memoiren handeln nicht nur von seinem eigenen Leben, sondern auch von Chinas Geschichte.
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Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat in Berlin seine Autobiografie "1000 Jahre Freud und Leid" vorgestellt, vom Verlag Penguin Random House in 14 Sprachen veröffentlicht. Der Künstler und Aktivist, der sich seit 2015 vor allem durch seine Auseinandersetzung mit den Themen Migration und Flucht einen Namen gemacht hat, ist bekannt für provokante Aktionen und Werke - und dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Anlässlich seines Umzugs von Berlin nach Großbritannien hatte Ai gegenüber der britischen Tageszeitung "The Guardian" geäußert, dass im deutschen Alltag noch immer Nazi-Gedankengut existiere.
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Ai Weiwei hält sich mit Kritik an Deutschland zurück
Bei einer Veranstaltung in Berlin anlässlich der Buchveröffentlichung äußerte sich der Künstler zu seinen Memoiren, moderiert vom deutschen Schriftsteller Daniel Kehlmann, bei Kritik und Publikum gleichermaßen beliebt. Kehlmann ermutigte Ai in Berlin, dem Publikum Einblick in seine fremdenfeindlichen Erfahrungen in der deutschen Hauptstadt zu geben. Ai Weiwei wiederholte diese Kritik nicht und sagte stattdessen, dass er "mit einem großen Mundwerk geboren" und nur eine von vielen Stimmen sei - und diese nicht unbedingt richtig sein müsse. Er fügte hinzu, dass er viele seiner früheren Aussagen bereue.
Abseits seiner zahlreichen aufsehenerregenden Aktionen der vergangenen Jahrzehnte, die Ai Weiwei laut Kehlmann zum "vielleicht berühmtesten lebenden Künstler" gemacht haben, ermöglichen die Memoiren einen Blick in Chinas wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht dabei das Martyrium seines Vaters, das 150 Seiten von Ais Buch einnimmt.
20 Jahre Gefangenschaft und Arbeitslager
Ai Weiweis Vater Ai Qing wird als einer der größten Lyriker Chinas geachtet. Der Titel von Ai Weiweis Memoiren ist einem der Gedichte Ai Qings entlehnt: "Von tausend Jahren Freud und Leid blieb keine Spur zurück." Kurz nach der Geburt von Ai Weiweis Vater im Jahr 1910 sagte eine Wahrsagerin voraus, dass das Kind seiner Familie Unglück bringen werde. Also wurde Ai Qing von einer Bauernfamilie großgezogen, die laut Ai Weiweis Recherchen ihre eigene, etwa gleich alte Tochter, ertränkte, um das Baby aus gutem Hause bei sich aufnehmen zu können.
Obwohl der Aberglaube zu jener Zeit in China einflussreicher war als die Wissenschaft, wurden Studierende bereits ins Ausland geschickt, um im Westen zu lernen. In Paris, wo Ai Weiweis Vater zwischen 1929 und 1932 lebte, entdeckte dieser Kunst, Philosophie und Literatur für sich. Er studierte Werke, die den weiteren Verlauf seines Lebens verändern sollten. Kurz nach seiner Rückkehr nach China wurde er festgenommen und für drei Jahre eingesperrt - wegen seiner Mitgliedschaft in einer linksgerichteten Organisation, die sich gegen die Nationale Volkspartei Chinas wandte. 1957, im Geburtsjahr seines Sohnes, wurde Ai Qing schließlich unter Mao als "rechtsgerichtet" denunziert und mit seiner Familie in einem Arbeitslager interniert.
Während Maos "Kulturrevolution"wütete, wuchs der Druck auf Ai Qing. Obwohl er alle seine Bücher verbannt hatte, wurde er für die "Verbreitung bürgerlicher Literatur" verurteilt und 1967 mit seinen beiden Söhnen in den Nordwesten Chinas gebracht, wo er öffentliche Toiletten reinigen musste. Seit er zehn Jahre alt war, lebte Ai Weiwei mit seinem Vater in einem unterirdischen Verschlag. In seinen Memoiren beschreibt er äußerst bildhaft diese Wohnhöhle, in der es von Ratten und Läusen wimmelte.
Trotz der widrigen Lebensumstände erinnert sich Ai an ein "Gefühl von Sicherheit", das paradoxerweise diese Isolation von der Außenwelt bei ihm ausgelöst hatte: "Die Entfremdung und Feindseligkeit, mit denen uns die Menschen begegneten, ließen in mir ein klares Bewusstsein entstehen, wer ich war", ist in seiner Autobiografie zu lesen.
Auf die Frage aus dem Publikum, wie er es geschafft habe, die Erniedrigungen und die ständige Verfolgung seines Vaters zu ertragen, antwortete Ai Weiwei, dass er vermutlich "zu dumm" und "unsensibel" gewesen sei, um zu bemerken, wie sehr er wirklich gelitten habe. Nach Maos Tod kehrte die Familie im Jahr 1976 nach Peking zurück.
Eintauchen in die New Yorker Kunstszene
Nach politischer und wirtschaftlicher Reform in China in den 1980er-Jahren gehörte Ai Weiwei zur ersten Generation chinesischer Studenten, die wieder ins Ausland reisen durften. In New York traf er 1984 auf den Beat-Poeten Allen Ginsberg - ausgerechnet an jenem Abend, als dieser sein Gedicht über "revolutionäre Dichter" vortrug, die ausgesandt wurden, um "in der Provinz Xinjiang Scheiße zu schippen". Einer von ihnen war Ai Weiweis Vater.
Während er die Werke von Andy Warhol und Marcel Duchamp entdeckte, musste sich Ai Weiwei gleichzeitig mit einer völlig andersartigen Kultur auseinandersetzen.
Dem begegnete er mit einer Mischung aus Arroganz und Selbstironie. Schon bei seiner Ankunft in den USA habe er geglaubt, ein "neuer Picasso" zu werden.
Seine Mutter sorgte dafür, dass er bodenständig blieb: "Meine Mutter glaubt immer noch nicht, dass ich ein erfolgreicher Künstler bin. Da er dem Urteilsvermögen seiner Mutter vertraue, tendiere er dazu, die Kunstwelt nicht zu ernst zu nehmen.
Ai Weiweis Kunst in Bildern
Der Konzeptkünstler und Polit-Aktivist feiert seinen 60. Geburtstag. In seinen Installationen beschäftigt er sich mit Menschenrechten, Korruption oder Unterdrückung. Eine Auswahl seiner Werke.
Bild: picture-alliance/dpa/R. De Waal
"Good Fences Make Good Neighbors"
Ai Weiwei weiß, was es heißt, ein Flüchtling zu sein: In seiner Heimat China ist er selbst ein Verfolgter. Für seine große Schau in New York hat er über fünf Stadtteile Kunstwerke verteilt, die sich mit der globalen Flüchtlingskrise auseinandersetzen. Eine der größten Installationen ist der "Vergoldete Käfig" am Rande des Central Parks (Bild), in den man durch Drehkreuze ein- und austreten kann.
Bild: picture-alliance/newscom/J. Angelillo
Die Flüchtlingskrise als wiederkehrendes Thema
Das Drama der Flüchtlinge lässt ihn nicht los. Immer wieder verarbeitet Ai Weiwei ihr Schicksal in seinen Werken. So baute er ein 70 Meter langes Schlauchboot mit 258 überlebensgroßen Insassen. Bei den Venedig-Filmfestspielen ging sein Dokumentarfilm "Human Flow" ins Rennen um den Goldenen Löwen.
Bild: picture-alliance/CTK/V. Roman
Kunst oder Selbstdarstellung?
Ende 2015 ging das Foto des dreijährigen syrischen Flüchtlingkindes Alan Kurdi, der tot am Strand angespült wurde, um die Welt. Die Aufnahme mit Ai Weiwei entstand im Januar 2016 für das News-Magazin India Today auf der griechischen Insel Lesbos. Doch nicht jeder fand diese Art des Protestes gegen die europäische Asylpolitik ethisch vertretbar. Sie sorgte für heftige Diskussion.
Bild: Rohit Chawla/India Today via AP
Luther aus Ai Weiweis Perspektive
Die Ausstellung "Luther und die Avantgarde" zeigt Werke zeitgenössischer Kunst. Bilder seien weder gut noch böse, sie könnten den Glauben und das Nachdenken über Gott und die Welt anregen, sagte der Reformator einst. Seine Haltung zu künstlerischer Freiheit ebnete der modernen Kunst den Weg. In seiner Installation zeigt Ai Weiwei seinen Blick auf Individualität, Religion und Widerstand.
Bild: Daniel Biskup
Legosteine im Gefängnis von Alcatraz
Auch andere Ausstellungen Ais hatten klare politische Aussagen. Von September 2014 bis April 2015 war auf der früheren US-Gefängnisinsel Alcatraz eine Werkschau zu sehen, in denen der Künstler auf die Situation politisch Verfolgter aufmerksam machen wollte. Aus 1,2 Millionen Legosteinen hatte er Porträts von Menschen im Exil oder in Haft geformt. Dabei waren auch Edward Snowden und Nelson Mandela.
Bild: Getty Images/J. Sullivan
"Berlin, ich liebe dich."
Während der Berlinale 2015 drehte Ai Weiwei per Fernregie aus Peking eine achtminütige Episode des Kinofilms "Berlin, I love you". Darin beschreibt er, wie er über die große Distanz die Beziehung zu seinem damals sechsjährigen Sohn Ai Lao, der mit der Mutter in Berlin lebt, aufrecht erhalten hat. Die technische Herausforderung gelang über Satellit und Skype.
Bild: picture-alliance/dpa/L. Schulze
Die erste Ausstellung in China
Ai Weiweis Werke durften lange nicht in China gezeigt werden. Doch im Juni 2015 lockerte sich die starre Haltung der Behörden. Am 6. Juni eröffnete in Peking die erste Einzelausstellung Ais in China. Obwohl klar war, dass Ai in der Schau keine politisch motivierten Werke zeigen würde, fand die Eröffnung erst zwei Tage nach dem Jahrestag des Massakers vom Tiananmen Platz (1989) statt.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Ng Han Guan
Sonnenblumenkerne
100 Millionen Sonnenblumenkerne aus Porzellan ließ Ai für die Londoner Tate Gallery herstellen. Zwei Jahre lang arbeiteten 1600 Menschen an der Installation, die ab Herbst 2011 ein halbes Jahr lang in London zu sehen war. Die "Sunflower Seeds" erinnern an die Zeit der Kulturrevolution, während der das Symbol der Sonnenblume ein beliebtes Propagandamotiv war.
Bild: L. Gene/AFP/Getty Images
"Circle of Animals / Zodiac Heads"
Die zwölf Tierkreiszeichen sind die Reproduktion eines Brunnens in einem alten chinesischen Königspalast, der 1850 von französischen und britischen Truppen zerstört wurde. Als Ai diese Skulpturen in New York ausgestellte, gab es Interpretationsspielräume: Reizte er China mit der symbolischen Ausfuhr eines Kulturschatzes? Oder spielte er auf die Plünderungszüge westlicher Kolonialmächte an?
Bild: picture-alliance/dpa/F. Arrizabalaga
6000 Hocker
Selbst aus dem Hausarrest heraus konnte Ai Weiwei seine Ausstellungen im Ausland organisieren. Die Installation "Stools" war 2014 im Berliner Martin Gropius-Bau zu sehen. Tausende Hocker aus seiner Heimat China - zum Teil uralte Stücke, die beim Umzug in die Stadt zurückgelassen wurden - sollten auf den Verlust chinesischer Traditionen, vor allem im ländlichen Gebiet, aufmerksam machen.
Bild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images
"Very Yao"
Immer mehr Chinesen fahren eigene Autos. Das traditionelle Verkehrsmittel - das Fahrrad - verschwindet immer mehr aus dem Straßenbild. Radfahrern wird oft die Schuld für Verkehrsunfälle gegeben. Diese Installation aus 150 Rädern soll an Yang Jia erinnern, der auf einem angeblich geklauten Fahrrad erwischt wurde. Man hängte ihm den Mord an sechs Polizisten an. Dafür erhielt er die Todesstrafe.
Bild: Getty Images
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So wurde Ai zum "gefährlichsten Künstler" Chinas
Ai wurde dank seiner provokativen Werke schnell so berühmt wie berüchtigt, zum Beispiel, als er im Jahr 1995 eine kostbare Urne aus der Han-Dynastie zerschmetterte, deren Wert auf eine Million Dollar beziffert wurde.
Einen Wendepunkt erreichte seine Karriere jedoch nach dem Erdbeben in Sichuan im Jahr 2008, bei dem rund 80.000 Menschen starben. Die vom Staat erbauten Schulen hätten laut offiziellen Angaben erdbebenfest sein müssen, was aber nicht der Fall war, so dass die Schülerinnen und Schüler keine Chance hatten, zu überleben. Aber die chinesischen Regierung verhinderte, dass Informationen an die Öffentlichkeit drangen. Ai startete eigene Recherchen und begann daraufhin, auf seinem Blog die 5.219 Namen der getöteten Kinder zu veröffentlichen.
Dieses Projekt, das den Titel "Remembering" (deutsch: "Erinnern") trug, führte dazu, dass Ai Weiwei fortan menschliche Schicksale in seiner Kunst verarbeiten wollte. Das machte ihn zugleich zu einem "gefährlichen" Dissidenten. Jahrelang wurde er vom chinesischen Geheimdienst verfolgt. 2011 entführte ihn die Polizei und inhaftierte ihn für 81 Tage.
Nach seiner Entlassung wurde sein Reisepass beschlagnahmt und Ai unter Hausarrest gestellt - vier Jahre lang. Erst im Jahr 2015 gelang ihm die Ausreise aus China und der Umzug nach Berlin.
Freiheit kann man überall finden
Daniel Kehlmann bat den Künstler um einen Rat, wie sich die persönliche Freiheit auch unter den Bedingungen der Gefangenschaft bewahren ließe, auch in Hinsicht auf die Pandemie, in der sich sehr viele Menschen ebenfalls gefangen fühlten.
Freiheit bedeute, durch Beobachtung Wege zu finden, kreativ zu sein, antwortete Ai, und fügte hinzu: "Dazu braucht man nicht die ganze Welt".
Wie Chinas Kunst politisch wurde
Mit Chinas Öffnung nach der Kulturrevolution standen den Künstlern plötzlich neue Wege offen. Pfade, die immer wieder an Mauern endeten - sie umgingen sie subtil oder räumten sie gar aus dem Weg. Bilder aus 30 Jahren.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Langsdon
Ai Weiwei: "Mao" (1986)
Mao starb 1976. Sein Tod markierte auch das Ende der Kulturrevolution. Als sich Mitte der 1980er Jahre moderne Künstler in ihren Bildern experimentell mit der Figur Mao auseinandersetzten, war das noch immer ein Wagnis. Wollte man ihn hinter Gittern sehen oder ganz nah an ihn herantreten? Auch Ai Weiwei arbeitete sich, inspiriert von Andy Warhol, in seinen "Mao Images" am Idol Mao ab.
Bild: Getty Images/AFP/P. Crock
Geng Jianyi: "Two people under a light"
Geng Jianyi, geboren 1962, war einer der Avantgardisten der modernen Kunst in China. Er gehörte zu einer der vielen freien Künstlergruppen, die sich Mitte der 1980er Jahre bildeten. Als er als Abschlussarbeit seines Studiums in Hangzhou das erste Mal ein Paar malte, wurde das Bild als zu "kalt" abgelehnt, es entsprach nicht dem positiven Menschenbild. Der weltweit ausgestellte Künstler starb 2017.
Bild: picture-alliance/dpa/Ym Yik
Wang Guangyi: "Great Criticism" (1992)
Wang Guangyi, geboren 1957, gehörte in den späten 1980er Jahren der "Gruppe des Nordens" an, die sich viel mit Texten der westlichen Philosophie auseinandersetzte. Die Verbindung von Propaganda-Kunst der Kulturrevolution mit Pop-Art-Ästhetik brachte seinen Werken das Etikett "Politischer Pop" ein. "Great Criticism" ist seine bekannteste und paradoxerweise kommerziell erfolgreichste Serie.
Bild: Imago/B. Strenske
Yue Minjuns lachende Fratzen
Auch Yue Minjun, geboren 1962, gehört zu den Führern der Avantgarde in China - und inzwischen zu den Stars internationaler Auktionen. In seinen irre lachenden Fratzen sind oft auch seine eigenen Gesichtszüge zu erkennen. Sein "Zynischer Realismus" prägte nach den Ereignissen auf dem Pekinger Tiananmen-Platz 1989 eine wichtige Stilrichtung innerhalb der gesellschaftskritischen Künstlerbewegung.
Bild: picture-alliance/ROPI
Fang Lijun: Zynischer Realismus
Der 1963 geborene Maler und Holzschnittkünstler gehörte 1989 zu den Künstlern der bahnbrechenden Ausstellung "China Avant-Garde" in Peking. Glatzenmänner vor einem Hintergrund von Meer oder Himmel wurden in den 1990ern zu seinem Markenzeichen und zum programmatischen Bild des Aufbruchs in der Kunst. Immer wieder zeigt er Menschen als Teil einer Massengesellschaft, gelangweilt und zornig zugleich.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Krato
Feng Mengbo: "Der Große Vorsitzende"
Der "Große Vorsitzende" gibt auf dem Bild von Feng Mengbo seinem Doppelgänger die Hand. Feng wurde 1966 in Peking geboren, als die Kulturrevolution ausbrach. Der Video- und Installationskünstler setzte sich schon als Student in seinen Bildwelten subversiv mit dem revolutionären Idol auseinander. Feng recycelt die Bilder der Mao-Ära später auch in seinen Videos und Animationen.
Bild: picture-alliance/dpa/Estella Collection
Zeng Fanzhi: "Das Abendmahl" (2001)
Zeng Fanzhis vier Meter breites Gemälde "The Last Supper" erzielte 2013 bei einer Versteigerung in Hongkong mit 23,3 Millionen Dollar eine Rekordsumme für asiatische Kunst. In Zengs Werk sind die Jünger Jesu, wie sie in da Vincis Vorbild zu sehen sind, durch Pioniere mit roten Halstüchern ersetzt. Nur "Judas" trägt eine westliche Krawatte, ein Hinweis auf Chinas Hinwendung zum Kapitalismus.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Langsdon
Cao Fei: "Live in RMB City" (2009)
Cao Fei ist Chinas bedeutendste Medien-Künstlerin und in den wichtigsten internationalen Ausstellungen vertreten. Ihre Werke - hier ein Standbild aus einem Video - sind oft eine subjektive Mischung aus Fiktion und Dokumentation. Sie setzt sich auf diese Weise mit dem Hochgeschwindigkeitsurbanismus auseinander, aber auch mit neuesten Technologien und ihren sozialen Folgen.
Bild: Kunstsammlung NRW
Huang Yongping: "Leviathanation" (2011)
Huang Yongping, geboren 1954, gehörte zu den frühesten Künstlern der chinesischen Avantgarde. 1986 gründeten er und andere die Gruppe "Xiamen Dada", die ihre Bilder nach den Ausstellungen öffentlich verbrannte. 1989 nahm er als einer der ersten chinesischen Künstler an einer Ausstellung in Frankreich im Centre Pompidou teil. Nach dem 4. Juni 1989 blieb er in Paris, wo er auch heute noch lebt.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Bradshaw
"Nut Brother" in Beijing (2015)
100 Tage war Wang Renzheng alias "Nut Brother" 2015 in Peking unterwegs, um mit einem Industriestaubsauger den Smog-Staub aus der Luft zu sammeln. Am Ende ließ der Künstler-Aktivist aus Shenzhen die eingesammelten Partikel in einer Ziegelfabrik mit Lehm vermischt zu Blocksteinen backen. Luftverschmutzung zum Anfassen - und sein Kommentar zum Verhältnis Mensch und Natur, ließ "Nut Brother" wissen.
Bild: Nut Brother
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Als Beispiel nannte er seine Zeit in Haft: Die sei auch eine Schulung seiner Vorstellungskraft gewesen, einfach dadurch, dass er zwei junge Soldaten beobachtet habe, die ihn bewachten. Er habe sich ausgemalt, wo sie herkämen, wie ihre Leben aussähen und was sie dazu brachte, die Befehle der Regierung kommentarlos auszuführen. Wenn er noch länger inhaftiert gewesen wäre, sagte Ai, wäre aus ihm noch ein Schriftsteller geworden.
So eindrucksvoll, wie er diese Beobachtungen in seinen Memoiren zu Papier bringt, lässt sich feststellen: Es ist ihm bereits gelungen.
Adaptiert von Philipp Jedicke und Christine Lehnen