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Prominente Hilfe für Idomeni

Panagiotis Kouparanis18. März 2016

Die Flüchtlingssituation im griechischen Ort Idomeni beschäftigt die Welt. Jetzt war der chinesische Künstler Ai Weiwei dort. Im Gespräch mit der Deutschen Welle erläutert er sein Engagement vor Ort.

Ai Weiwei im Flüchtlingscamp Idomeni. Foto Kouparanis, DW
Bild: DW/P. Kouparanis

Ai Weiwei kann sich unscheinbar machen. Mit seiner dunkelblauen Kleidung und der Basecap fällt er am Freitag kaum einem der zahlreichen Journalisten im Flüchtlingscamp von Idomeni auf. Dabei ist er den ganzen Tag mit einem Team von Mitarbeitern dort.

"Idomeni geht uns alle an"

Warum er sich für die Sache der Flüchtlinge engagiere? Warum nicht, antwortet Ai Weiwei. Wenn Millionen Menschen nach Griechenland und Europa kommen und hier in Idomeni "unter solchen Bedingungen feststecken, dann geht das die Allgemeinheit etwas an". Die Grenzschließung sei "nicht fair Menschen gegenüber, die vor einem Krieg geflohen sind". Natürlich wissen alle, dass die Grenze nicht mehr geöffnet werde, aber dennoch hoffen es die Menschen im Flüchtlingscamp. "Sie glauben, dass Europa immer noch die eigenen Werte achtet." Ai Weiwei findet das Ganze "beschämend". Die Menschen hätten Ängste und Wunden von den Kriegen in ihrer Heimat: "Diese Wunden bluten immer noch hier in Europa und keiner kümmert sich wirklich darum."

Mit der Flüchtlingsfrage sei er eher zufällig konfrontiert worden. Im letzten Jahr hatte er mit seinen Kindern auf einer griechischen Insel Ferien gemacht. Mehr spontan sagte er sich, "lasst uns doch mal einen Blick auf das nahe gelegene Lesbos werfen". Man fuhr die Küstenstraßen der Insel ab, die Sonne schien, das Wetter war wunderschön, das Meer blau. Plötzlich sahen sie vor sich ein Boot die Küste ansteuern und Menschen am Strand herausspringen. Er hielt an und sah "diese traurigen Menschen, Frauen, Kinder. Diesen Moment kann ich nicht vergessen."

Ai WeiWei dokumentiert mit seinem Kamerateam viele traurige Geschichten im FlüchtlingscampBild: DW/P. Kouparanis

Eine Frage der Kunst?

Zu der Zeit war Ai Weiwei auf der Suche nach einem Studio. Spontan entschied er: "Wenn ich ein Studio brauche, dann soll es hier sein." Er sei jemand, der erst wenn er etwas gesehen und erfahren hat, einen Bezug dazu haben kann. Die Werkstatt auf Lesbos ist seit Anfang des Jahres in Betrieb. Er halte sich sehr oft dort auf. Ai Weiwei bestätigt, dass er weiterhin die Absicht hege, auf Lesbos ein Mahnmal für ertrunkene Flüchtlinge zu errichten. Es soll an die Tausende von toten Menschen erinnern, "die auf der Suche nach Freiheit und Frieden zu Opfern wurden".

In Idomeni dreht der chinesische Künstler mit seinen Mitarbeitern einen Film. Es sei sowohl ein Unterfangen die Lage zu erforschen, als auch ein Versuch, eine "Sprache" zu finden, um über Humanität und Menscherechte zu erzählen. Es werde eine komplizierte Angelegenheit werden, versichert er. Vor allem werden Menschen ihre Geschichte erzählen und auch zentral in Ai Weiweis Kunstaktionen mitwirken. Bei seinem ersten Besuch in Idomeni in der vergangenen Woche stellte er einen weißen Flügel in den Schlamm und eine junge Syrerin spielte unter einer Plane im Regen Klavier.

Ai WeiWei will mit seinen Aktionen auf die Lage in Idomeni aufmerksam machenBild: picture-alliance/Nur Photo/G. Siamidis

Diesen Donnerstag ließ er sich von einem der Friseure unter den Flüchtlingen die Haare schneiden. Er habe ohnehin einen Haarschnitt gebraucht, aber zugleich sei das Schneiden an diesem Ort "symbolisch". Es gibt nicht wenige, die solche Aktionen oder auch die Installation mit den Schwimmwesten von Flüchtlingen an den Säulen des Konzerthauses am Gendarmenmarkt in Berlin kritisieren. Tatsache ist aber, dass wir in einer Welt der Bilder leben. Ai Weiwei gelingt es immer wieder mit seinen Bildern Aufmerksamkeit zu erwecken. Manch einer würde sagen, "zu erheischen", aber Ai Weiwei spricht von "Symbolik".

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