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Ai Weiwei-Kunstwerke auf Alcatraz

28. September 2014

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat sich einen ungewöhnlichen Ausstellungsort ausgesucht. Seit diesem Wochenende präsentiert er seine Exponate auf der ehemaligen US-Gefängnisinsel Alcatraz.

Ai Weiwei Ausstellung Alcatraz (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP/Eric Risberg

Ai Weiwei will in der Ausstellung auf die Situation politisch Verfolgter aufmerksam machen: "Es geht um Menschenrechte, freie Meinungsäußerung und die Schaffung einer gerechten Gesellschaft weltweit." Mithilfe von 1,2 Millionen Legosteinen, bunten Papierdrachen und Ton-Installationen hofft der Künstler, die Besucher für das Thema zu sensibilisieren. So zeigen seine 176 aus kleinsten Legosteinen zusammengesetzten Porträts Menschen im Exil oder in Haft. Ihr Schicksal wird in Begleitmaterialien erklärt. Einige wie Nelson Mandela oder Edward Snowden sind weltbekannt, die meisten Gesichter dürften den Besuchern jedoch neu sein.

Gesänge, Skulpturen und Postkarten

Von einem schmalen Gang aus, in dem früher bewaffnete Wärter die Gefangenen bei der Arbeit bewachten, können die Besucher auf die fünf Tonnen schwere Skulptur "Refraction" herabschauen. Sie gleicht dem Flügel eines Vogels, mit "Federn" aus dem glänzenden Material von tibetischen Solarkochern.

Exponat "Der Drache"Bild: picture-alliance/dpa/Jan Stuermann

Im ehemaligen Zellenblock A kann man über zwölf versteckte Lautsprecher Gedichte, Lieder und Reden verschiedener Dissidenten von Pussy Riot bis hin zu Nelson Mandela hören. "Stay Tuned" nennt sich diese Sound-Installation. Gesänge der Hopi-Indianer erinnern daran, dass deren Stammesangehörige im 19. Jahrhundert zu den ersten politischen Gefangenen auf der Insel zählten. Im ehemaligen Speisesaal schließlich können Besucher Postkarten auswählen, die an Dissidenten auf der ganzen Welt adressiert sind. Man solle ihnen eine Nachricht schreiben, um ihnen zu zeigen, dass man sie nicht vergessen habe, so Ai Weiwei.

In nur neun Monaten sei die ungewöhnliche Schau mit dem Titel "àLarge: Ai Weiwei on Alcatraz" auf die Beine gestellt worden, erzählt Kuratorin Cheryl Haines. Ai Weiwei wolle seine Werke bewusst einer breiteren Schicht nahe bringen, besonders jenen, die selten oder nie in ein Museum gehen.

Ausreiseverbot

Der Künstler selbst hat alle Skulpturen und Multimedia-Kunstwerke in seinem Studio in Peking entworfen. Er selbst wird die Ausstellung nie zu sehen bekommen, da der regimekritische 57-Jährige bis heute nicht ins Ausland reisen darf. Der Sohn eines bekannten chinesischen Dichters wurde 2011 von den Pekinger Behörden 81 Tage in Isolationshaft gehalten, danach stand er wegen angeblichem Steuerbetrug unter Hausarrest.

Ai Weiwei kämpft für politische RechteBild: picture-alliance/dpa

Geschichte lebendig gemacht

Der ehemalige Hochsicherheitstrakt Alcatraz in der Bucht von San Francisco ist seit Jahren ein Touristenmagnet, eine Ausstellung gab es hier allerdings noch nie. Seitdem das Gefängnis 1963 aufgegeben wurde, steht die Insel unter Denkmalschutz - und als Brutstätte für viele Vögel auch unter Naturschutz.

Die meisten Gebäude sind baufällig. Trotzdem machte sich die Nationale Parkbehörde für das Projekt stark. "Durch die Kunst von Ai Weiwei werden Themen wie Haft, Isolation und Freiheit nun lebendig und für die heutige Zeit relevant", sagte Michele Gee vom National Park Service. Die Ausstellung läuft bis zum 26. April 2015.

War nicht immer ein Idyll: AlcatrazBild: picture-alliance/AP/Eric Risberg

suc/rb (dpa)

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