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HIV-Selbsttest

Gudrun Heise
29. November 2019

Wenn Sie sich die Frage stellen, ob Sie sich mit HIV infiziert haben, sollten Sie sich testen lassen. Viele scheuen jedoch den Gang zum Arzt. "Aber es gibt Alternativen", erklärt Mediziner Norbert Brockmeyer.

HIV-Selbsttest
Bild: picture-alliance/KEYSTONE/C. Beutler

Deutsche Welle: Für wen ist der HIV-Selbsttest gedacht?

Norbert Brockmeyer: Der HIV-Test ist vor allem für diejenigen gedacht, die große Angst vor einer Stigmatisierung haben, wenn herauskommt, dass sie zu einem HIV-Test gehen. Sie müssen zwar noch in eine Apotheke, um den Test zu kaufen, aber das ist nicht so auffällig, wie etwa zum Gesundheitsamt zu gehen.

Wie funktioniert der Test?

Für den Test braucht man etwas Blut aus der sogenannten Fingerbeere. Das kennen wir vom Blutzuckertest. Das Blut wird dann beispielsweise auf kleine Plättchen gegeben. Der Blutstropfen bewegt sich in einem kleinen Röhrchen, in dem entsprechende Antigene eingearbeitet sind. Reagieren die mit dem Blut, verfärbt sich der Test. Dabei läuft immer eine Kontrolle mit, die zeigt: So muss es aussehen, wenn der Test positiv ist. Das sind dann zwei Balken. Wenn der Test negativ ist, sieht man nur einen Balken.

Macht der HIV-Selbsttest den Arztbesuch überflüssig?

Norbert Brockmeyer leitet das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin in BochumBild: picture-alliance/dpa/Katholisches Klinikum Bochum

Nein, es macht den Arztbesuch natürlich nicht überflüssig. Wenn der Test positiv ist, sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Denn es ist ganz wichtig, so früh wie möglich mit der Therapie zu beginnen. Dann haben diese Menschen dieselbe Lebenserwartung wie nicht HIV-Infizierte.

Wie zuverlässig ist der Test?

Die HIV-Teste sind - wie alle Teste – nicht hundertprozentig. Bei HIV ist die Leitlinienvorgabe, dass immer zwei Teste gemacht werden sollten. Das heißt, es sollte auf jeden Fall nachgetestet werden, ob die Person wirklich HIV-positiv ist. Wir haben schon Patienten gehabt, die das Ergebnis des Selbsttests als positiv angesehen haben und sind dann zu uns ins Zentrum gekommen. Der Zweittest hat dann gezeigt, dass sie nicht positiv waren.

Ist der Selbstentnahmetest anonym?

Die Proben können Sie anonym an ein Labor schicken, beziehungsweise halb anonym. Sie werden dann benachrichtigt. Das geht per Telefon oder per SMS. Sie erfahren so, ob der Test negativ oder positiv war. Fällt er positiv aus, sollten Sie sich natürlich sobald wie möglich entsprechend behandeln lassen.

Menschen, die therapiert sind, sind nicht mehr infektiös. Der große Erfolg ist, dass die Zahl der Neudiagnosen weiter gesunken ist. Das hat auch etwas mit den hervorragenden Therapien zu tun und damit, dass bei erfolgreicher Behandlung kein Virus mehr im Blut nachweisbar ist.

Wie gut wird der Test angenommen?

Insgesamt hat sich der Test bewährt. Auch in unserem Zentrum für sexuelle Gesundheit in Bochum ist er stark nachgefragt. Es gibt einen hohen Bedarf.

Was wir aber nicht außer Acht lassen dürfen, ist, dass HIV in der Bevölkerung bekannt ist und dass man sich vor einer Infektion schützen sollte. Aber andere STI, also sexuell übertragbare Infektionen, sind viel häufiger als HIV. Aber sie sind leider nicht so stark im Bewusstsein der Bevölkerung.

Welche anderen Untersuchungen bieten Sie in Ihrem Zentrum an?

Wenn jemand zu uns zu einem Test kommt, bieten wir neben einem HIV-Test immer auch Tests auf andere Geschlechtskrankheiten an. Chlamydien zum Beispiel oder Gonokokken, Tripper also. Das Risiko, sich damit zu infizieren, ist viel größer als sich mit HIV anzustecken. Und das müssen wir allen klar machen. Wer Angst hat, sich mit HIV infiziert zu haben, sollte sich auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen testen lassen.

Norbert Brockmeyer ist Professor an der Dermatologischen Universitätsklinik Bochum und dort Leiter des Zentrums für sexuelle Gesundheit und Medizin.

Das Interview führte Gudrun Heise.

 

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