Aids vernichtet Wissen in Mosambik
15. Juni 2005Die Hälfte der HIV-Infizierten in Mosambik ist unter 25 Jahre alt. Kaum eine Familie bleibt verschont: Jeder sechste Mosambikaner ist bereits HIV-positiv, 270.000 Kinder sind Aids-Waisen. Während die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 2010 für einen Menschen ohne Aids auf 50 Jahre geschätzt wird, sinkt sie für einen HIV-Infizierten auf 36,5 Jahre.
Eltern können Wissen nicht weitergeben
Offizielle Quellen in der Hauptstadt Maputo bestätigen täglich 500 neue Fälle von HIV-Infektionen bei Personen zwischen 15 und 49 Jahren. Darum hat die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) beschlossen, 34 Informationszentren im subsaharischen Afrika einzurichten, um den Aidswaisen zu helfen, vor allem landwirtschaftliche Fähigkeiten zu erlernen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Von diesen drei Dutzend Zentren wurden 28 in Mosambik errichtet, mit dem Ziel, hunderten von Kindern zu helfen. Viele von ihnen können nicht auf den Feldern arbeiten. Ihre Eltern starben, bevor sie ihnen die elementarsten Fertigkeiten auf diesem Gebiet beibringen konnten.
"In diesen Bildungszentren geht es vor allem darum, den Aids-Waisen die Chance auf ein achtbares Leben zu bieten", erklärt Peter Vandor, Vertreter der FAO in Mosambik. "Die Lage wird von Tag zu Tag schlimmer und diese Waisen werden von ihren Familien und Gemeinden ausgeschlossen. Sie haben keinen Zugang zu einer Reihe von Kenntnissen im Bereich Agrikultur." Die Schulen der FAO sollen ihnen vermitteln, wie man auf dem Feld arbeitet, wie man kocht und besseren Kontakt zu anderen Kindern bekommt.
Diskriminierung gefährdet Frauen
Ein anderes Aids-Projekt haben jüngst die Regierung von Mosambik und die Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Es soll die Bekämpfung der HIV-Infektion im weiblichen Teil der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen. Denn 58 Prozent der HIV-Positiven in Mosambik sind Frauen. Das auf etwa 12 Millionen Dollar angesetzte Projekt wird von der Regierung Flanderns (Belgien) finanziert und soll innerhalb von vier Jahren umgesetzt werden.
Nach Meinung von Filomena Rugero, Expertin im UNO-Büro in Mosambiks Hauptstadt Maputo, ist auch die Diskriminierung, der die mosambikanischen Frauen ausgesetzt sind, Grund für die erhöhte Ansteckungsgefahr. "Die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sind ungleich", klagt sie. "Beispielsweise können Frauen den Gebrauch von Präservativen nicht aushandeln. Ebenso werden sie vom Gesetz diskriminiert." Wenn zum Beispiel die Ehemänner sterben, stünden die Frauen mittellos da, weil der Besitz und das Eigentum automatisch an die Familie des Mannes gingen. Und: "Viele Mädchen gehen nicht zur Schule, weil sie den Müttern bei der Hausarbeit und der Erziehung der jüngeren Brüder helfen müssen. Das Schwangerschaftsrisiko ist ein weiterer Grund, der sie zu Hause bleiben lässt."
Im Jahr 2004 starben mehr als drei Millionen Menschen an Aids. Sollten im Jahr 2025 immer noch Millionen von Menschen das HI-Virus in sich tragen, sind nach Meinung der UNO nicht die an fehlenden Behandlungsmöglichkeiten das Problem - sondern der weltweit mangelnde politische Wille zur Aids-Bekämpfung.