AIG: Weitere Staatshilfen trotz Rekordverlust
2. März 2009Der US-Staat musste das Unternehmen bereits zwei Mal finanziell unterstützen. Am Montag (02.03.2009) gab der Konzern einen Rekordverlust von 61,7 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2008 bekannt. Das entspricht mehr als 450.000 Dollar pro Minute und ist der größte Quartalsverlust einer Firma in der US-Wirtschaftsgeschichte. Gleichzeitig wird der Konzern weitere Staatshilfen von 30 Milliarden Dollar erhalten.
AIG will Fed an einzelnen Sparten beteiligen
Aus informierten Kreisen heißt es, dass sich das Direktorium von AIG auf ein überarbeitetes Rettungspaket verständigt habe. Neben der neuen Finanzspritze möchte der Konzern mit seinen 100.000 Beschäftigten demnach seine bisherigen Schulden bei der Regierung verringern. Der Plan sehe vor, dass AIG unter anderem die Mehrheitsanteile an dem beiden Lebensversicherungen AIA und Alico an die US-Notenbank Fed überträgt. AIA gilt als besonders lukrativ unter den asiatischen AIG-Sparten.
US-Regierung: Besser AIG retten als bankrott
Die US-Regierung sei offenbar der Meinung, es wäre besser, AIG mit Steuergeldern zu retten als das Risiko eines Bankrotts einzugehen, sagte eine mit der Situation vertraute Person. AIG war der weltweit größte Versicherer gemessen am Marktanteil.
Ein Kollaps von AIG hätte weitreichende Folgen. Analysten schätzen, dass der Konzern auch heute für forderungsbesicherte Wertpapiere und andere Schulden in Höhe von 300 Milliarden Dollar haftet. Ein Bankrott wäre daher eine Gefahr für die US-Industrie, aber auch für den weltweiten Versicherungsmarkt.
Auch Deutschland potenziell betroffen
Auch deutsche Firmen könnten betroffen sein, denn AIG ist hierzulande der zehntgrößte Industrieversicherer. Laut Experten gibt es kaum ein DAX-Unternehmen, das nicht zumindest teilweise über AIG versichert wäre. So werden beispielsweise Produktionsanlagen durch der AIG gegen Schäden und Ausfälle abgesichert.
Auch viele Kommunen könnten durch eine Pleite des Konzerns in Mitleidenschaft gezogen werden, da AIG auch viele so genannte Cross-Border-Leasing-Geschäfte versichert hat. Bei diesen Geschäften werden kommunale Einrichtungen wie die Abwasserkanäle an ausländische Unternehmen verkauft und anschließend von diesen zurückgemietet. Diese Verträge mit Laufzeiten bis zu 99 Jahren sind ebenfalls von der AIG abgesichert.
Die Hilfe von 30 Milliarden Dollar sollen aus dem Fonds für die Finanzbranche bezahlt werden. Mit den vorigen Finanzspritzen kommt AIG auf insgesamt 70 Milliarden Dollar und bekommt damit ein Zehntel der Gesamtmittel des Fonds. Insgesamt belaufen sich die staatlichen Unterstützungen für den Konzern sogar schon auf 150 Milliarden Dollar.
AIG könnte auch in Zukunft auf Hilfe angewiesen sein
Analysen gehen davon aus, dass AIG auch in Zukunft vom Staat unterstützt werden muss, solange sein Kollaps eine so große Gefahr bedeutet. Die US-Regierung war immer wieder kritisiert worden, dass sie Lehman Brothers nicht geholfen hatte und sich so die Krise verschlimmerte.
Vergangene Woche hatte die US-Regierung angekündigt, dass sie ihren Anteil an der Bank Citigroup auf bis zu 36 Prozent erhöhen will. Die Nachricht zog die Börsenkurse weltweit nach unten. An der Wall Street fielen die Kurse auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren. (sts)