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PanoramaIndien

Air-India-Absturz in Ahmedabad: Ein Flugschreiber gefunden

Veröffentlicht 13. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 13. Juni 2025

Wie konnte es zum Boeing-787-Dreamliner Absturz in Indien kommen? Premierminister Narendra Modi ist zum Unglücksort gereist, um mit dem einzigen Überlebenden zu sprechen. Aufschluss sollen die Flugdatenschreiber geben.

Indien | Trümmer des Passagierjets liegen in einem Haus (13.06.2025)
Heck des abgestürzten Air-India-DreamlinersBild: PUNIT PARANJPE/AFP

Es grenzt an ein Wunder: Einer der Passagiere des Air-India-Fluges von Ahmedabad im Westen Indiens nach London-Gatwick in Großbritannien überlebte den Absturz der Maschine. Vishwash Kumar Ramesh saß auf Platz 11A, direkt an einem Notausgang. Der indischstämmige britische Staatsbürger konnte sich selbst befreien. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde des Bundesstaates Gujarats kam er zur Behandlung von Verbrennungen und anderen Verletzungen in ein Krankenhaus.

Ramesh sagte dem staatlichen indischen Rundfunk, er könne immer noch nicht glauben, dass er am Leben sei. Nach seinen Angaben hatte die Boeing unmittelbar nach dem Start an Schub verloren. Dann seien in der Kabine die Lichter angegangen, und gleich danach habe die Maschine beschleunigt, schien aber nicht mehr an Höhe zu gewinnen, bevor sie abstürzte, so die Angaben des Überlebenden.

Überlebender Ramesh beim Krankenbesuch von Heimatminister Shah (2.v.r.) Bild: Ministry of Home Affairs India/AP/picture alliance

Ramesh sagte, das Flugzeug sei auf der Seite an der er saß, in ein Gebäude gestürzt. Er konnte entkommen, nachdem die Tür des Notausgangs aufgesprungen war. Er habe den Sicherheitsgurt geöffnet und sich aus dem Flugzeugrumpf gezwängt. "Als ich die Augen öffnete, stellte ich fest, dass ich noch am Leben war", sagte der 40-Jährige.

Premier Modi am Unglücksort

Nach Heimatminister Amit Shah besuchte auch Indiens Premierminister Narendra Modi den Überlebenden am Tag nach dem Absturz in der Klinik und ließ sich ebenfalls den Unfallhergang aus Sicht des Passagiers schildern. Im Gespräch mit Beamten und Bergungsteams machte sich Indiens Regierungschef auch ein Bild von der Lage vor Ort. Modi äußerte sich nach dem Besuch der Unglücksstelle bestürzt. "Der Ort der Zerstörung stimmt traurig", ließ er verlauten. Es handele sich um eine "unvorstellbare Tragödie".

Premierminister Modi (M.) am Absturzort in AhmedabadBild: Indian Press Information Bureau (PIB)/HANDOUT/AFP

Die Maschine der Gesellschaft Air India war am Donnerstag nach dem Abheben unweit des Airports von Ahmedabad in das Wohngebiet Meghani Nagar der Millionenstadt gestürzt. Das Flugzeug vom Typ Boeing 787-8 Dreamliner hatte kurz nach dem Start einen Notruf abgesetzt. Auf einem Handy-Video und den Aufnahmen einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie die Maschine mit nach oben gerichteter Nase und ausgefahrenem Fahrwerk schnell an Höhe verlor, in ein Gebäude krachte und in einem Feuerball explodierte.

241 Todesopfer im Flugzeugwrack

Laut Angaben von Air India kamen 241 der 242 Menschen an Bord ums Leben. Die indische Nachrichtenagentur ANI berichtet, es habe sich um 230 Passagiere und zwölf Crew-Mitglieder gehandelt.. Unter den Passagieren befanden sich laut Air India 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier.

Da das vollgetankte Flugzeug in ein Wohnheim für angehende Mediziner stürzte, ist mit weiteren Opfern zu rechnen. Indische Medien berichten, dass in dem Wohnheim Menschen ums Leben gekommen seien und viele Personen verletzt wurden. Zur Gesamtzahl der Opfer gibt es bislang keine offiziellen Angaben der Behörden.

Wie der örtliche Polizei-Vizechef Kanan Desai mitteilte, sind unter den Toten mindestens 24 Menschen, die nicht an Bord des Flugzeugs waren. Einsatzkräfte durchsuchen die Trümmer nach weiteren Opfern. Da weiterhin sterbliche Überreste gefunden würden, so Desai, könne die Opferbilanz steigen.

DNA-Proben für die Identifizierung

Bereits am Donnerstagabend hatte der indische Innenminister Amit Shah erklärt, dass die offizielle Opferzahl erst mitgeteilt werde, wenn die DNA-Tests abgeschlossen sind. Die ganze Nacht über kamen Angehörige der Flugzeuginsassen zur medizinischen Fakultät Ahmedabad, um für einen Erbgutabgleich zur Identifizierung der Opfer eine DNA-Probe abzugeben.

Auch die Suche nach der Unglücksursache läuft. Einer der beiden Flugdatenschreiber wurde inzwischen in den Trümmern gefunden. "Das bedeutet einen wichtigen Schritt vorwärts in den Untersuchungen", so Indiens Minister für  Zivilluftfahrt, Ram Mohan Naidu Kinjarapu. Nach seinen Angaben wurde die Blackbox gefunden, die Daten speichert. Zu dem anderen gesuchten Gerät, dem Stimmenrekorder, teilte der Minister nichts mit.

Alle großen Flugzeuge sind mit zwei dieser Geräte ausgestattet. Sie zeichnen technische Daten auf, zum Beispiel von Triebwerken, Landeklappen sowie Höhen -und Seitenrudern, und schneiden die Gespräche der Piloten im Cockpit mit.

Diese Aufzeichnungen können auch Aufschluss darüber geben, warum die Klappen an den Flügeln offenbar bereits eingefahren waren, während das Fahrwerk noch ausgeklappt war - wie es die Videoaufnahmen des Absturzes zeigen. Beides ist in dieser Flugphase kurz nach einem Start ungewöhnlich. Die Klappen sorgen für mehr Auftrieb und das Fahrwerk wird normalerweise schnell eingezogen, um den Luftwiderstand der aufsteigenden Maschine zu verringern.

AR/se (ap, afp, dpa, rtr)

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