Es hatte sich schon länger abgezeichnet, jetzt kam das Ende im Morgengrauen: Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus will das größte Passagierflugzeug der Welt nicht länger bauen.
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Es ist das Sorgenkind des europäischen Technologiekonzerns: In den vergangenen Jahren hatte kaum noch eine Fluglinie einen Airbus A380 geordert. Dem Hersteller drohten die Käufer auszugehen. Vor einer Woche hatte die australische Fluggesellschaft Qantas Airways ihre Bestellung von acht A380-Passagiermaschinen aus dem Jahr 2006 zurückgezogen. Nun verdüsterte die arabische Fluggesellschaft Emirates die Zukunft des Riesenjets: Die größte A380-Kundin wird ihre Bestellungen von 162 auf 123 Maschinen reduzieren und ganz oder teilweise auf den kleineren Langstreckenjet A350 umschreiben.
Konzernchef Tom Enders sagte, damit fehle jede Grundlage für eine weitere Produktion des Giganten.
"Schmerzlich für uns und für die Fans"
"Das bedeutet, dass wir die Auslieferung der A380 ab 2021 einstellen", sagte Enders. Tausende Airbus-Mitarbeiter könnten von der Entscheidung betroffen sein. Durch "den aktuellen Produktionshochlauf bei der A320" und die Bestellung neuer Großraumflugzeuge durch Emirates könnten sich jedoch "zahlreiche Möglichkeiten für interne Stellenwechsel ergeben", sagte Enders. Er würdigte den Riesenjet als "überragende technische und industrielle Leistung" und nannte den Produktionsstopp "schmerzlich für uns und für die A380-Communities weltweit."
Der doppelstöckige Passagierjet hatte seinen ersten kommerziellen Flug vor gut elf Jahren absolviert, am 25. Oktober 2007. Lange sah es so aus, als könnte der Riesenjet eine Erfolgsgeschichte werden, er galt als Lösung für chronisch überlastete Flughäfen. In den vergangenen Jahren blieben aber die Bestellungen aus. Vielen Airlines ist der Flieger zu groß und verbraucht zu viel Treibstoff - das ist nicht wirtschaftlich, besonders wenn der Riesenjet nicht voll besetzt ist.
Wirtschaftlich ein erfolgreiches Geschäftsjahr
Airbus legte an diesem Donnerstag auch seine Jahreszahlen für 2018 vor. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern hat demnach einen deutlichen Gewinnsprung erzielt. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,05 Milliarden Euro und damit 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte um acht Prozent auf 63,7 Milliarden Euro zu. Die Sonderbelastungen durch A380 und A400M summierten sich auf rund 900 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine um zehn Prozent auf 1,65 Euro erhöhte Dividende erhalten, heißt es in der Konzernzentrale im französischen Toulouse. 2017 hatten Probleme mit dem Militär-Transportflugzeug A400M den Gewinn gedrückt.
Der A380 ist nicht die einzige Baustelle
Neben dem A380-Desaster muss das Unternehmen nun aber auch einen Wechsel an der Konzernspitze stemmen. Der Franzose Guillaume Faury soll im April die Nachfolge des deutschen Konzernchefs Tom Enders antreten, der einige Baustellen hinterlässt. Korruptionsermittlungen in Großbritannien und Frankreich hatten den Flugzeugbauer in der Vergangenheit erschüttert. Zuletzt hatte auch das US-Justizministerium Airbus ins Visier genommen.
Auch sonst war es ein turbulentes Jahr für den europäischen Branchenriesen. Für Ärger sorgten etwa Lieferprobleme für Triebwerke der Baureihen A320 und A321. Airbus konnte zur Jahresmitte rund 100 Flugzeuge wegen fehlender Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney vorübergehend nicht zu Ende bauen.
Im vergangenen Jahr war Airbus seinem US-Erzrivalen Boeing noch dicht auf den Fersen. Die Europäer lieferten 800 Verkehrsflugzeuge an ihre Kunden aus und damit 82 mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag Airbus nur noch sechs Maschinen hinter dem US-Konzern Boeing, der seit Jahrzehnten seinen Rang als weltgrößter Flugzeughersteller verteidigt.
rb/djo (afp, dpa)
Unsere Bildergalerie zum zehnten Geburtstag des A380 stammt vom Oktober 2017:
A380: Keine Zukunft für den Super-Airbus
Seit 2007 ist die A380 des europäischen Flugzeugbauers Airbus im Einsatz. Doch nun steht fest: In drei Jahren läuft die Produktion aus. Zu gering ist mittlerweile das Interesse der Airlines an dem Riesenflieger.
Bild: Singapore Airlines
Der Riese
Die A380 sieht schon imposant aus und stellt fast jeden Konkurrenten auf dem Flugfeld in den Schatten. Bei einer Länge von 72,7 Metern hat die Maschine eine Spannweite von 79,8 m, ihre Höhe beträgt 24,1 m. Auf ihren beiden Decks befördet beispielsweise die Airline Emirates in der "Drei-Klassen-Version 'Extra-weiträumig'" 489 und in der "Zwei-Klassen-Version 'weiträumig'" bis zu 615 Passagiere.
Bild: Master Films/P. Pigeyre
Das erste Exemplar
Singapore Airlines war die erste Fluggesellschaft, die eine A380 in Dienst stellte. Hier sind die stolzen Besitzer auf dem Flugfeld in Toulouse versammelt, um den großen Tag dokumentieren zu lassen. Am 15. Oktober 2007 galt noch: Die Zukunft der Passagierfliegerei liegt in der Masse. Mittlerweile hat Singapore den Premierenflieger außer Dienst gestellt.
Bild: Airbus
Am Anfang einer Ära?
Bei den Passagieren kommt der Riesenflieger gut an. Die nehmen gern in Kauf, dass das Boarding so vieler Fluggäste manchmal eben etwas länger dauert. Die Infrastruktur der meisten Flughäfen ist mit der A380 allerdings überfordert. Daher fliegt die Maschine am häufigsten zwischen den großen Airports: London, Frankfurt, New York, Singapur.
Bild: Master Films/P. Pigeyre
Die erste Landung
Landung nach 3:54 Stunden Flugzeit: Am 27. April 2005 fand der erste offizielle Flug des Giganten statt. Das Konzept mit vier Triebwerken schien damals alternativlos. Inzwischen ist klar: Auch mit nur zwei Turbinen unter den Flügeln kann man solche Riesen sicher und billiger fliegen. Airbus hatte zweistrahlige Neo-Version angedacht, sich wegen Milliardenkosten aber dagegen entschieden.
Bild: em company/P. Masclet
Explosion von Turbine Nummer Vier
Am 30.September 2017 kam es über Grönland zu einem spektakulären Zwischenfall bei einer A380 der Air France: Auf dem Flug nach Los Angeles brach eine Welle in der äußeren Steuerbord-Turbine, der erste Fan löste sich und stürzte zu Boden. Die Piloten konnten die Maschine aber sicher notlanden. Insgesamt hat die A380 aber einen guten Ruf - sie gilt als sicheres Flugzeug.
Bild: Imago/E-Press Photo.com
Von der kleinen Schwester abgehängt
Das Hauptargument, mit dem Airbus sein Flaggschiff beworben hatte, die große Passagier-Kapazität nämlich, zog aber nicht mehr. Im Gegenteil: Der Kurzstreckenflieger A320 ist der wirkliche Verkaufsschlager des pan-europäischen Flugzeugbauers. Von dem Typ, dessen zweite Auflage "A320neo" aktuell gebaut wird, fliegen bereits 4257 Maschinen, außerdem liegen noch 6526 Bestellungen vor.
Bild: Reuters/Regis Duvignau
Ein besorgniserregender Trend
Natürlich verkaufen sich kleinere Maschinen wegen der größeren Nachfrage besser als Großraumflieger wie die A380 - hier der Rohbau des ersten Exemplars. Trotzdem gaben die sinkenden Absatzzahlen schon länger Grund zur Besorgnis: 2016 wurden 28 Maschinen ausgeliefert, 2017 gerade mal 15, und im vergangenen Jahr waren es nur noch 12. Für 2019 rechnet Airbus mit nur noch acht Auslieferungen.
Bild: Airbus
Eine Herkules-Aufgabe
Nicht nur der Wettbewerb mit dem anderen großen Flugzeugbauer unserer Tage, dem US-Unternehmen Boeing, fordert Airbus. Auch die eigene Konzernstruktur stellt jeden Tag hohe Anforderungen. So werden die Einzelteile der Flugzeuge in Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien, China und den USA montiert. Deshalb ist auch ein Fluggigant wie die A380 schon mal auf einer Landstraße unterwegs.
Bild: em company/H. Goussé
Die Hoffnung liegt im Osten
Auf einen Turn-Around bei den Verkaufszahlen hofft Airbus wegen des Wachstums in China. Der China-Chef des Flugzeugbauers, Eric Chen, rechnete im September 2017 vor, dass chinesische Airlines in den nächsten zwanzig Jahren mehr als 1,1 Billionen Dollar für neue Flugzeuge ausgeben würden. Offenbar aber nicht für die A380.
Bild: em company/P. Masclet
Aufbruch in die Zukunft
Nicht nur Airbus machen die großen Maschinen Sorgen: Boeing etwa baut jährlich noch sechs Exemplare seines Jumbo-Jets - als Frachtmaschinen. Der einstige Airbus-Verkaufschef John Leahy war sich zum Abschied 2017 sicher: "Der Passagierverkehr wird sich verdoppeln." Das Problem sah er eher am Boden: "Wir können nicht so viele Flughäfen bauen!" Richten sollen es nun neue Maschinen wie die A350.