Es war die größte Emission eines Tech-Unternehmens seit dem Internet-Giganten Alibaba: Doch der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi hat am Montag in Hongkong ein enttäuschendes Börsendebüt hingelegt.
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Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi hat bei seinem Börsengang in Hongkong enttäuscht. Die Aktien wurden am Montag unter ihrem Ausgabekurs gehandelt, obwohl sie schon am unteren Ende der von dem Unternehmen angestrebten Preisspanne ausgegeben worden waren. Anfangs fiel der Kurs sogar um fast sechs Prozent, erholte sich aber und notierte am Ende knapp unter dem Ausgabepreis von 17 Hongkong-Dollar. Der Erlös lag mit rund fünf Milliarden US-Dollar deutlich unter den Erwartungen des Unternehmens, das damit rund 50 Milliarden US-Dollar wert ist.
Dennoch ist die Emission die größte der Technologiebranche, seitdem der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba 2014 fast 22 Milliarden Dollar bei seinem Wall-Street-Debüt eingenommen hat. Der Hongkonger Aktienmarkt hat erst kürzlich neue Regeln eingeführt, um Techfirmen anzulocken. Mit Xiaomi griff nun gleich einer der bekanntesten Konzerne der Volksrepublik zu, der nicht nur Handys, sondern auch Hausgeräte wie etwa Luftreiniger oder Reiskocher herstellt und im Markt für Onlinewerbung aktiv ist. Xiaomi, das rund 70 Prozent seiner Erlöse im Smartphone-Geschäft macht, sieht sich aber zunehmend starker Konkurrenz durch chinesische Hersteller wie Oppo und Vivo ausgesetzt.
Stimmungsbarometer für andere Kandidaten
Xiaomi schrieb im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen: Der Verlust summierte sich auf umgerechnet 5,75 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg hingegen um 67,5 Prozent auf 15 Milliarden Euro. Xiaomi lockt Kunden mit vergleichsweise günstigen Smartphones und setzt damit auch Samsung und Apple unter Druck. Im vergangenen Jahr verdoppelten die Chinesen ihren Absatz und stiegen zum weltweit viertgrößten Smartphone-Anbieter auf.
Der Börsengang von Xiaomi wurde daher als Stimmungsbarometer gesehen für weitere Kandidaten. Große chinesische Unternehmen wie der Fahrdienstvermittler Didi Chuxing, Chinas Antwort auf Uber, sowie Ant Financial, der Finanzarm der Alibaba Gruppe, und die Musiksparte des Internetkonzerns Tencent hatten jüngst ihre Absichten bekundet, an die Börse gehen zu wollen.
"Sie müssen sich beeilen, wenn sie noch eine gute Bewertung erzielen wollen", sagte Hong Hao, Chefstratege des Brokerhauses Bocom International. Es werde schwer für den Markt, alle anstehenden Börsengänge zu bewältigen.
Kongo: Der Preis der Kobaltgier
Der Kongo ist der größte Kobalt-Lieferant weltweit. Das Metall wird für Smartphones und Elektroautos gebraucht. Doch Böden und Wasser werden verseucht. Krankheiten, Fehlgeburten und Missbildungen sollen die Folge sein.
Bild: Lena Mucha
Die Giftwüste von Kipushi
Nahe der Stadt Kipushi im Süden des Kongo liegt eine künstliche Wüste. Bis in die neunziger Jahre gab es hier eine Mine. Mehrere Quadratkilometer Boden sind verseucht, seit Jahrzehnten wächst dort nichts mehr. Auch der Fluss ist vergiftet. Ärzte vor Ort berichten von häufigen Fällen von Fehlbildungen bei Neugeborenen.
Bild: Lena Mucha
Fehlbildungen und Totgeburten
In den örtlichen Krankenhäusern kommen immer wieder Kinder mit Fehlbildungen wie Hasenscharten und Klumpfüßen zur Welt. Im Charles Lwanga-Krankenhaus in Kipushi gab es allein im März drei Fälle von Anencephalie: Die Föten entwickelten kein Gehirn, in der Regel sterben sie direkt nach der Geburt. "Irgendetwas stimmt hier nicht. Aber wir haben kein Geld für Forschung", sagt Gynäkologe Dr. Alain.
Bild: Lena Mucha
Forschen gegen das Leid
Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der kongolesischen Universität Lubumbashi arbeitet gemeinsam mit der Universität Leuven in Belgien an einem Forschungsprojekt über den Zusammenhang zwischen der Kobaltförderung und den Gesundheitsschäden. "Wir müssen die Menschen darüber aufklären, was hier passiert. Die Giftstoffe machen uns krank", sagt Tony Kayembe, Mitglied der Forschungsgruppe.
Bild: Lena Mucha
Frühgeburten durch Kobalt?
Zwei früh geborene Babies liegen in einem Brutkasten im Sankt Charles Lwanga-Krankenhaus in Kipushi. "Wir vermuten, dass auch die hohe Zahl an Frühgeburten in dieser Region mit der Verseuchung durch Metalle wie Kobalt zu tun hat", sagt Tony Kayembe, Forscher der Universität von Lubumbashi und Mitglied der internationalen Forschungsgruppe. Die Mehrheit der Bewohner Kipushis arbeitet in Kobaltminen.
Bild: Lena Mucha
Die kranken Kinder der Familie Masengo
Adele Masengo mit ihren fünf Kindern. Ihr Mann arbeitet in einer Kobaltmine. Ihre älteste Tochter erblindete mit 12 Jahren. Masengo hatte eine Fehlgeburt, ein Baby kam mit Fehlbildungen zur Welt und starb kurz nach der Geburt. Ob der Bergbau dafür verantwortlich ist, weiß sie nicht. "Als meine Babys geboren wurden, hat man ihnen Blut abgenommen, aber wir bekamen nie die Ergebnisse", sagt Adele.
Bild: Lena Mucha
Kobalt-Nachfrage steigt rasant
Ein Minenarbeiter hält Kobalt in den Händen. 60% der weltweiten Produktion stammt aus dem Kongo. Das seltene Metall wird für Lithiumbatterien in Smartphones, Laptops und Elektroautos gebraucht. Aufgrund der rasant steigenden Nachfrage haben sich die Preise in den letzten zwei Jahren verdreifacht. Kinder, Frauen und Männer, die in den Minen arbeiten, sind diversen Giftstoffen ausgesetzt.
Bild: Lena Mucha
Kongos Kupfergürtel
GECAMINES ist das größte Minenunternehmen im Kongo. Es hat seinen Sitz in Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt des Landes. Sie liegt mitten im sogenannten "Kupfergürtel". Hier, an der Grenze zu Sambia, haben sich viele internationale Großkonzerne angesiedelt. 5000 Tonnen Kobalt werden jährlich noch gewonnen. Der große Berg mitten in der Stadt besteht aus Minen-Abfällen.
Bild: Lena Mucha
Giftiges Wasser
Arbeiter suchen in einem verseuchten Fluss nach Kobalt und anderen Stoffen. Für viele ist es die einzige Einnahmequelle. "Wir benutzen unser Wasser hier kaum noch", sagt eine Anwohnerin. "Es hinterlässt einen merkwürdigen Film auf unserer Haut. Wenn ich meine Wäsche mit dem Wasser wasche, dann zerfällt sie danach. Selbst unsere Kartoffeln, die wir damit dem Wasser gießen, schmecken komisch."
Bild: Lena Mucha
Leben neben der Raffinerie
Direkt neben der Firma "Congo Dongfang Mining“ (CDM) ist ein Wohnviertel entstanden. Das chinesische Unternehmen gehört zu den größten Kobalt-Käufern im Kongo. Wenn es regnet, läuft Abwasser aus der CDM-Erzraffinerie in Lubumbashi in den Stadtteil Kasapa nebenan. Die Anwohner klagen über schwere Haut- und Atemwegsprobleme. Auf ihre Anfragen bei CDM bekamen sie keine Rückmeldung.
Bild: Lena Mucha
Kein Schutz gegen das Gift
Ein Dermatologe untersucht einen Patienten an der Universitätsklinik von Lubumbashi. Die meisten Bergleute im Kongo arbeiten ohne Schutzkleidung. Neben Metallen wie Kobalt, Kupfer und Nickel ist in dem Gestein häufig auch Uran vorhanden. Auch die Anwohner sind dem Staub schutzlos ausgesetzt. Die Recherche wurde durch die International Women Media Foundation unterstützt.