Politik in Styropor: Die aktuelle Innenpolitik steht auf den Wagen der Rosenmontagszüge im Mittelpunkt. Besonders Martin Schulz gibt dabei eine traurige Figur ab.
Anzeige
Spott, Hohn, Kritik: Die Rosenmontagszüge an Karneval
Hunderttausende verfolgen am Rosenmontag die Karnevalszüge in den rheinischen Hochburgen Düsseldorf, Köln und Mainz. Auf den Wagen geben Martin Schulz, Angela Merkel und Donald Trump den Ton an.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch
Durch den Wolf gedreht
Als wäre für Martin Schulz in den vergangenen Tagen nicht alles schon schlimm genug gekommen, muss der scheidende SPD-Vorsitzende nun ausgerechnet in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen den Spott der Karnevalisten über sich ergehen lassen. Der Düsseldorfer Zug sieht am Niedergang des einstigen Kanzlerkandidaten und Fast-Außenministers vor allem einen Schuldigen: ihn selbst.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini
Im Lauf detoniert
Die Mainzer Närrinnen und Narren sehen Schulz, vor einem Jahr mit 100 Prozent der Stimmen zum SPD-Vorsitzenden inthronisiert, auf ihrem 116. Umzug als Rohrkrepierer. Laut Duden ist das ein Sprenggeschoss, das schon im Lauf des Geschützes detoniert, was wiederum verheerende Auswirkungen haben kann.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold
Schwarze Witwe
Schulz zählt nun zu jenen Politikern, die Angela Merkel politisch locker überlebt hat. In Düsseldorf tritt sie daher als Schwarze Witwe in Erscheinung: Steinbrück, Rösler, Stoiber, Steinmeier - aller hat sie sich entledigt. Auch die Gebeine des amtierenden Außenministers Sigmar Gabriel sind zu ihren Füssen zu finden. Hätte da nicht vielmehr Martin Schulz hin gehört?
Bild: Retuers/T. Schmuelgen
Die letzte ihrer Art
Andererseits lagen schon viele mit ihrer prognostizierten Merkel-Dämmerung falsch, weshalb die alles überdauernde Schildkröte als Symbol in Mainz wohl recht passend gewählt ist: "Droht Ungemach und Missgeschick, zieht sie den Kopf einfach zurück", kommentieren die Narren das zum Markenzeichen gereifte und zuletzt in den Koalitionsverhandlungen eingesetzte stoische Abwarten der Kanzlerin.
Bild: Reuters/R. Orlowski
Frau an der SPD-Spitze
18 Jahre nach der Übernahme des CDU-Parteivorsitzes durch Merkel und aufs Jahr genau 100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland hat auch die SPD bald ihre erste Vorsitzende. Für die Jecken in Düsseldorf aber längst kein Grund, Andrea Nahles vorteilhaft zu inszenieren: "Das Ende ist NAHles!" - als Retterin der SPD wird sie von den Düsseldorfern offensichtlich nicht gesehen.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender
Der Tod aus dem Auspuff
Auch die Wirtschaftspolitik der vergangenen Monate wurde aufs Korn genommen: Die manipulierten Abgaswerte vor allem bei VW und die zahnlosen Reaktionen seitens der Politik lassen als Geschädigte vor allem jene zurück, die sich im Glauben an ein sauberes und verbrauchsarmes Auto für den Kauf eines Diesels entschieden haben.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini
Macron geht voran
Napole..., nein hier ist natürlich der aktuelle französische Präsident Emmanuel Macron zu sehen, der in einer lädierten EU-Ente die Richtung vorgibt: "En marche", befindet er sich, im Gang, als europäischer Staats- und Staatenlenker - wohl auch aufgrund der mehrmonatigen Hängepartie bei der Regierungsbildung in Deutschland.
Bild: Reuters/R. Orlowski
Chemische Ehe
Nicht nur mit Styroporfiguren vermitteln die Karnevalisten politische Botschaften. Diese Karnevalisten in Köln haben die angestrebte Fusion der Chemiegiganten Monsanto und Bayer als Eheschließung des Todes kostümiert. Bereits 2017 hatte Bayer den US-Konzern übernehmen wollen, nun wird in diesem Jahr mit dem Abschluss gerechnet.
Bild: picture alliance / Oliver Berg/d
The Time of my Life
So freundlich sieht man Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in der Realität selten lächeln. Es mag daran liegen, dass er, gekleidet in Patrick-Swayze-Gedenkoutfit, eine atomare Rakete in den Händen hält, bereit zum Abflug, wie einst "Baby" über dem Kopf von Johnny - das Motto dieses Kölner Wagens: "Dirty Dancing".
Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd
Walzer statt Mambo
Kim Jong Uns US-Pendant darf da natürlich nicht zurückstehen und wird von den Kölner Jecken ebenfalls mit einem Tanz versehen: Statt des Mambos ist es hier der Walzer, der die USA - symbolisiert durch die einstige Werbefigur und US-Allegorie Uncle Sam - platt macht.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg
Bär im Genick
Nicht ganz jugendfrei setzten die Düsseldorfer Karnevalisten die noch unaufgeklärten Beziehungen des US-Präsidenten zu Russland in Szene. Neben zahlreichen kolportierten und für ihn folgenlosen Liebschaften droht die Russland-Affäre Donald Trump tatsächlich in den..., also in die Knie zu zwingen.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini
Bis zuletzt geheim gehalten
Die Motive des Düsseldorfer Wagenbau-Künstlers Jacques Tilly bleiben bis zum Start des Umzugs stets streng geheim. Hier ist ein Migrant in Ketten gelegt: "Sklaverei in Libyen, gefördert von der EU".
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch
12 Bilder1 | 12
Alaaf und Helau, die Jecken und Karnevalisten sind wieder los. Am Montagvormittag starteten in den rheinischen Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz die Rosenmontagszüge. Die Veranstalter rechneten mit mehreren Hunderttausend Zuschauern, Närrinnen und Narren entlang der Zugstrecken. In Düsseldorf waren rund 6.000 Menschen am Rosenmontagszug beteiligt, es rollten etwa 100 Mottowagen durch die Straßen. In Köln waren laut der Zugleitung 11.000 Kostümierte im Zug, der eine Strecke von 7,5 Kilometern zurücklegte. In Mainz hieß es traditionell um 11:11 Uhr "De Zuch kimmt!", nachdem rund 8.800 Teilnehmer in die richtige Reihenfolge gebracht worden waren.
Kaum verwunderlich, haben sich die Rosenmontagszüge innenpolitisch besonders auf Kanzlerin Angela Merkel sowie die zerstrittene SPD eingeschossen. Auch US-Präsident Donald Trump und der französische Präsident Emmanuel Macron waren in Styropor geschnitzt mit von der Partie. Die vermutlich traurigste Figur gab der scheidende SPD-Vorsitzende Martin Schulz ab, auf dessen Demission die Karnevalisten noch kurzfristig reagierten - und den ehemaligen EU-Politiker als Rohrkrepierer inszenierten oder ihn sich selbst durch den Wolf drehen ließen.
Entlang der Züge ging es aber nicht nur politisch zu, allein der Kölner Zug hatte 300 Tonnen Süßigkeiten geladen.