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Alaska - die russischste Region der Vereinigten Staaten

13. August 2025

Einst russische Kolonie, ist der Nordwestzipfel Amerikas ein idealer Ort für das Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin. Auch für Trump ist der größte US-Bundesstaat ein vielversprechendes Gebiet.

Herbstlich verfärbte Tundra am Denali Highway in Alaska
Auch die Vegetation in Alaska ähnelt jener in der russischen Tundra - der US-Bundesstaat liegt näher an Russland als an den "Lower 48", also der Haupt-Landmasse der Vereinigten StaatenBild: Martina Melzer/imageBROKER/picture alliance

Donald Trump kommt Wladimir Putin innerhalb seines Landes maximal entgegen: Alaska ist nicht nur geografisch ein idealer Austragungsort für das Treffen, zu dem der US-Präsident den russischen Staatschef eingeladen hat. Trump wird von Washington rund 5400 Kilometer Luftlinie zurücklegen müssen bis zur Joint Base Elmendorf-Richardson, einem Militärstützpunkt am nördlichen Rand von Anchorage, der mit Abstand größten Stadt Alaskas. Vom Kreml aus sind es knapp 7000 Kilometer Luftlinie bis zum Treffpunkt auf der Militärbasis.

Auch aus historischer Perspektive ist Alaska ein Ort, mit dem Amerikaner wie Russen etwas verbinden. Wenn der entlegene subarktische Nordwestzipfel Amerikas am Freitag ins Zentrum der Weltpolitik rückt, dann dürften sich beide Delegationen kaum fremd fühlen.

Von Russland besiedelt, von den USA gekauft

Bis zum Ende der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren bestand sogar eine Landbrücke zwischen dem heutigen Fernen Osten Russlands und Alaska; auf diesem Wege betraten wohl die ersten Menschen den amerikanischen Kontinent. Dann machte der gestiegene Meeresspiegel die Beringstraße unpassierbar - und in Alaska blieben indigene Völker erst einmal unter sich. Die Aleuten, Einwohner der gleichnamigen Inselkette zwischen Alaska und Russland, nennen das Land "Alyaska", wovon sich der heutige Name ableitet.

Verhandlung über ein Stück des Globus: das historische Gemälde zeigt die Verhandlungen zwischen dem US-Außenminister William Seward (sitzend, 2.v.l.) und dem russischen Kabinettsmitglied Baron de Stoeckel (stehend mit der Hand am Globus)Bild: Picture History/newscom/picture alliance

1725 schickt der russische Zar Peter der Große den Seemann Vitus Bering auf eine Expedition, bei der dieser die später nach ihm benannte Meerenge durchquert. In den folgenden Jahrzehnten landen russische Seeleute an verschiedenen Orten in Alaska, errichten Siedlungen und steigen in den lukrativen Pelzhandel ein. 1799 vergibt Zar Paul I. ein Handelsmonopol an die Russisch-Amerikanische Kompagnie, die fortan auch administrative Funktionen in der Kolonie ausübt.

Quittung über 7,2 Millionen Dollar: Diese Schatzanweisung belegt den Kauf von Alaska 1867Bild: CPA Media/Pictures From History/CPA Media Co. Ltd/picture alliance

Mitte des 19. Jahrhunderts schrumpfen die Erlöse aus dem Pelzhandel, weil die russischen Kolonialisten Robben und Otter zu intensiv bejagt haben. Russland ist auch wegen des Krimkriegs wirtschaftlich angeschlagen und will Alaska gewinnbringend veräußern. Großbritannien, das damals noch über Kanada herrscht, zeigt Interesse. Am Ende gönnen die USA dem damaligen Rivalen diesen Erfolg jedoch nicht und bieten die für damalige Verhältnisse große Summe von 7,2 Millionen Dollar.

Alaska unter Trump: Öl und ein berühmter Berg

Lange galt Alaska als wildes Ödland, bis ab 1967 große Ölvorkommen entdeckt wurden. Der klimaschädliche Energieträger ist bis heute maßgeblich verantwortlich für Alaskas wirtschaftlichen Aufschwung. Wenige Stunden nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 verfügte Trump per Dekret eine Ausweitung der Öl- und Gasförderung in Alaska und lockerte zugleich Naturschutzvorgaben.

Mit 6190 Metern ist er der höchste Berg Nordamerikas: der Mount McKinley im Denali-Nationalpark, dessen Ausdehnung in etwa dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz entsprichtBild: Joe Sohm/Newscom World/IMAGO

In seiner Antrittsrede kündigte Trump zudem an, den höchsten Berg Alaskas und damit der gesamten USA wieder in Mount McKinley umbenennen zu wollen. Diesen Namen hatte der Sechstausender von 1917 bis 2015 schon einmal getragen, bevor Präsident Barack Obama ihm seinen indigenen Namen Denali zurückgab. Anders als Obama ist William McKinley einer der erklärten Lieblings-Amtsvorgänger Trumps: Er nutzte Zölle als außenpolitisches Druckmittel und vergrößerte das Staatsgebiet der USA um Hawaii und weitere Inseln in Pazifik und Atlantik.

Orthodoxe Kirchen, Raketenstellungen und politische Flüchtlinge

Das Thema Russland ist in Alaska auch unter amerikanischer Flagge präsent geblieben: Bis heute gibt es rund 80 russisch-orthodoxe Gemeinden, die Weihnachten nach dem orthodoxen Ritus erst Anfang Januar feiern.

Im Kalten Krieg verlief - als Gegenstück zum Eisernen Vorhang in Europa - der sogenannte "Eis-Vorhang" durch die Beringsee. Alaska war plötzlich im Falle eines sowjetischen Angriffs die erste Verteidigungslinie des amerikanischen Kontinents. Die US-Armee errichtete Stützpunkte wie die Joint Base Elmendorf-Richardson bei Anchorage, aber auch Radaranlagen sowie Raketenstellungen.

Die Joint Base Elmendorf-Richardson ist ein wichtiger Stützpunkt für die US-Luftwaffe - und nun Schauplatz des Treffens zwischen Trump und PutinBild: Airman 1st Class Andrew Britten/U.S. Air Force/Wikipedia

Die aus Alaska stammende Republikanerin Sarah Palin, die 2008 als Vizekandidatin des Präsidentschaftsbewerbers John McCain antrat, warnte damals vor dem "next-door neighbor" Russland, also dem direkt angrenzenden Nachbarn. Die damalige Gouverneurin von Alaska wollte mit der Bemerkung größere Wachsamkeit und Entschlossenheit gegenüber Russland unterstreichen, dessen Truppen gerade in Georgien einmarschiert waren - und forderte, Georgien und die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Tatsächlich liegen in der Beringstraße die beiden Diomedes-Inseln nur drei Kilometer entfernt voneinander - die größere Insel gehört zu Russland, die kleinere zu Alaska.

Hier in Anchorage leben rund 300.000 der 740.000 Einwohner Alaskas. Hauptstadt des Bundesstaates ist aber das Städtchen JuneauBild: Betty Sederquist/Danita Delimont/IMAGO

Die direkte Nachbarschaft nutzten im Oktober 2022 unter völlig anderen Vorzeichen auch zwei Russen: In einem kleinen Boot setzten sie von Russland aus auf die zu Alaska gehörende Sankt-Lorenz-Insel über, um einer Einberufung zum Krieg in der Ukraine zu entkommen.

Nicht das erste historische Treffen in Alaska

Über eben jenen Krieg wollen nun also Trump und Putin persönlich in Anchorage sprechen - freilich ohne Einbindung der von Russland angegriffenen Ukraine. Putin wird nicht das erste ausländische Staatsoberhaupt sein, das in Anchorage von einem US-Präsidenten empfangen wird: Hier landete im September 1971 der japanische Kaiser Hirohito - in dieser Funktion auf seiner ersten Auslandsreise überhaupt. Nach einem Treffen mit Präsident Richard Nixon reiste er weiter nach London, Bonn und Paris.

Auch Donald Trump legte bereits auf der Joint Base Elmendorf-Richardson einen Tankstopp ein - 2019, während seiner ersten Präsidentschaft, auf dem Weg zu einem viertägigen Staatsbesuch in JapanBild: Evan Vucci/AP Photo/picture alliance

Nach Großbritannien, Deutschland oder Frankreich könnte Putin heutzutage nicht weiterreisen - in allen drei Ländern würde der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Politiker wohl festgenommen und an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert werden. Die USA erkennen das Gericht nicht an; somit hat Putin in Alaska nichts zu befürchten.

Aus Washingtoner Perspektive ist der größte US-Bundesstaat offenbar so weit weg, dass es sich beinahe russisch anfühlt: Donald Trump erzählte in dieser Woche der Hauptstadtpresse im Weißen Haus: "Ich treffe Putin, ich fahre am Freitag nach Russland."

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