1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Albanien bemüht sich um deutsche Direktinvestitionen

21. September 2004

- Hochtief-Konsortium baut Flughafen Tirana aus

Bonn, 21.9.2004, DW-Radio / Albanisch, Vilma Filaj-Ballvora

Albanien bemüht sich seit 1991, sich vom staatlichen Zentralismus zu erholen. Das sprichwörtliche "Armenhaus Europas" ist heute klar auf den Weg Richtung EU festgelegt. Deutschland, das einer der ersten westlichen Staaten war, der Albanien nach der Wende Unterstützung zusagte, ist heute einer der größten europäischen Geldgeber. Im Rahmen der Zusammenarbeit hat Deutschland Mittel in Höhe von 328,5 Millionen Euro bereitgestellt. In den letzten zehn Jahren gibt es auch einige Ansätze der Zusammenarbeit im Rahmen der kleinen privaten Unternehmen. Vilma Filaj-Ballvora hat sich vor Ort umgesehen:

Die deutschen Produkte sind in Albanien beliebt. Die Albaner wollen möglichst nur Mercedes fahren, sie trinken gerne deutsches Bier und in der Hauptstadt Tirana kann man sogar deutsche Brötchen kosten. Obwohl deutsche Wurst in den Lebensmittelläden nicht leicht zu finden ist, hat sie doch etwas mit Albanien zu tun: Deutsche Wurstmaschinen werden in Albanien kostengünstig repariert. Dank guter deutsch-albanischer Privat-Kontakte sind eine Reihe kleiner Existenzgründungen zu Stande gekommen. Die Erfahrung zeigt, dass diese zwischenmenschlichen Kontakte viel schneller das Geschäft voran treiben, während der offizielle Weg über die "große Politik" immer noch im bürokratischen Dschungel endet.

Immerhin: Noch im September will das Parlament in Tirana das Projekt des Konzerns Hochtief-Airport für den Ausbau des einzigen internationalen Flughafens Albaniens absegnen. Die DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft) ist zusammen mit dem Albanian American Enterprise Fond Finanzpartner des Hochtief-Airport Konsortiums, das den Flughafen für 20 Jahre betreiben wird. Anduena Stefan, die Projektleiterin von Hochtief, betont:

"Es ist für die albanische Wirtschaft ein sehr wichtiger und ein sehr großer Schritt Richtung Zusammenarbeit mit den besten westlichen Unternehmen. Hier meine ich nicht nur Hochtief-Airport, sondern auch unsere Partner, die sehr spezialisiert sind auf den Finanzmärkten. Das heißt, Albanien und das Projekt gewinnen an Qualität und Attraktivität, und das ist ein sehr wichtiger Faktor."

Allein die Tatsache, dass Albanien den Flughafen privatisiert hat, zeigt, dass das Land langsam an Attraktivität gewinnt. Das Engagement des deutschen Bauriesen wird auch andere Investoren ermutigen, sich in Albanien zu engagieren, sagte Rezzo Schlauch, Staatsekretär im Bundeswirtschaftsministerium, gegenüber der DW in Tirana. Anfang September besuchte eine 40 Mann starke Delegation mit Vertretern einiger kleinerer und mittlerer Unternehmen aus Deutschland Albanien im Rahmen der achten deutsch-albanischen Wirtschaftstage. Der Geschäftsführer der deutsch-albanischen Wirtschaftsgesellschaft, Michael Alber, fasste in einem Interview für das albanische Programm der DW seine Eindrücke so zusammen:

"Die Teilnehmer haben ein interessantes Land zu unternehmerischem Engagement vorgefunden. Beindruckend war insbesondere die Geschäftigkeit und die Betriebsamkeit, die in Albanien vorzufinden war. Das wurde sichtbar an der regen Bautätigkeit, die auch der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Albanien ist. Das hat für die Unternehmer sichtlich gemacht, dass es hier eine große Nachfrage nach Maschinen und Ersatzteilen gibt und es sich von daher auch um eine gute Ausgangsbasis handelt."

Obwohl Wirtschaftsvertreter glauben, dass deutsche Unternehmen beste Chancen haben in diesem Land zum Zuge zu kommen, finden sich bislang nur wenige deutsche Unternehmen in Albanien: Mercedes, Volkswagen, Siemens und Schering haben albanische Vertretungen, Preussag hat einen Joint-Venture-Vertrag zur Ölförderung abgeschlossen.

Für die Zukunft sind in Albanien andere strategische Privatisierungen angesagt in den Banken-, Öl-, Telekommunikation- und Energie-Sektor. Gerade im Energie-Bereich ist Deutschland durch die KfW und GTZ in Albanien vertreten. Der albanische Energieminister Viktor Doda bestätigt das.

"Die deutsche Regierung unterstützt Albanien durch die KfW seit mehreren Jahren. Die KfW investiert in Projekte im Bereich der Energie-Produktion und des Energie-Vertriebs, besonders in Südalbanien. Die KfW ist außerdem interessiert, sich an anderen Investitionen zu beteiligen, hauptsächlich in die Verbindungsnetze in Albanien und die Region."

Auf 257 Millionen Euro beziffert die KfW den Umfang der finanziellen Zusammenarbeit mit Albanien. Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind Vorhaben und Programme in den Bereichen Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung, Energie und der Aufbau der Marktwirtschaft.

Die Direktinvestitionen nach Albanien fließen spärlich, weil das Investitionsklima noch nicht besonders verlockend ist. Das größte Problem bleibt der Bürokratiedschungel, weswegen die ausländischen Investoren zurückhaltend bleiben. Die Umsetzung der Gesetze, die bestens und nach westlichen Standards formuliert sind, lässt zu wünschen übrig. Auch 14 Jahre nach dem Übergang von der Planwirtschaft in die Freie Marktwirtschaft sei das neue System noch nicht ausreichend stabilisiert, betont Michael Alber von der deutsch-albanischen Wirtschaftsgesellschaft:

"Die Situation ist, dass die gesetzlichen Grundlagen vielfach geschaffen sind, auf der anderen Seite natürlich die Umsetzung des Rechts in einigen Dingen der Verbesserung bedarf."

Neue Impulse in den deutsch-albanischen Wirtschaftsbeziehungen erwartet man von den albanischen Wirtschaftstagen im Dezember in Berlin. Für die Zukunft ist auch die Gründung der deutsch-albanischen Handelskammer anvisiert. (fp)