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Politik

Albanien: Kampfansage gegen Drogenhandel

Ani Ruci
27. Oktober 2018

Jahrelang galten die Drogenbarone in Albanien als unantastbar. Ihre Verbindung zur Politik war eng, es war gefährlich, sie zu verfolgen. Das könnte sich jetzt ändern.

Symbolbild Verhaftung
Bild: picture-alliance/dpa

Die Spannung war groß: Der albanische Innenminister Fatmir Xhafaj hatte den Journalisten schon vor der großen Ankündigung empfohlen, ihre Handys nicht auszuschalten. Anfang dieser Woche kam dann die Erfolgsnachricht: In einer großangelegten Operation in 12 Städten gelang es der albanischen Polizei, einen Drogenring mit Verbindungen in die Politik zu zerschlagen. Laut einem Tweet des Innenministers dauerte die Operation drei Tage, 1.500 Polizisten nahmen darin teil.  27 Personen, darunter auch drei Polizisten, wurden festgenommen, 100 Wohnungen durchsucht und 182,5 Kilogramm Opium beschlagnahmt. Es war die größte Operation dieser Art in Albanien: Insgesamt wurden vier Drogenbanden zerschlagen, die gemeinsam agierten und alles organisierten, von der Produktion der Drogen bis zu Schmuggel und Geldwäsche. Sechs Verdächtige werden weiterhin gesucht. 

Verbindungen zu hochrangigen Politikern   

Die albanische Anwaltschaft für schwere Verbrechen (eine Sektion der albanischen Staatsanwaltschaft) stellte einen Monat zuvor eine Strafanzeige und leitete brisantes Material an die Polizei weiter: tausende Stunden von überwachten Telefon-Gesprächen, Videoaufnahmen, verdeckte Ermittlungen vor Ort, Aufnahmen von Drohnen, tausende Seiten Korrespondenz zwischen verschiedenen Institutionen in und außerhalb Albaniens. Im Zentrum der Ermittlungen war ein Drogenlabor im nordalbanischen Ort Has, das hauptsächlich für die Herstellung von Heroin verwendet wurde. Von dort aus wurden die Drogen mit der Hilfe von drei weiteren albanischen Drogenbanden in die EU geschmuggelt. 

Zum Zweck der Geldwäsche wurden dann Grundstücke in beliebten Touristengegenden Albaniens gekauft. Der Staatsanwaltschaft zufolge soll das mit der Hilfe hochrangiger Politiker geschehen sein. Verhaftet wurde in diesem Zusammenhang auch ein ehemaliger Abgeordneter der regierenden Sozialistischen Partei (PS), Arben Ndoka.

Nach Angaben des investigativen Journalisten Artan Hoxha soll Ndoka seine politische Macht dazu benutzt haben, um Urkunden zu fälschen und mit zweifelhaften Methoden an öffentliche Grundstücke zu kommen. Diese seien von fiktiven Eigentümern, die es nur auf dem Papier gab, billig "gekauft" und danach teuer verkauft worden. Zwölf Verwaltungsbeamte und Kommunalpolitiker, die zu diesem Zweck bestochen worden seien, wurden im März wegen der "Entwendung von 235.000 Quadratmetern öffentlicher Grundstücke" in der albanischen Adria-Region um Lezha verhaftet. Politisch waren einige von ihnen der regierenden PS und andere der oppositionellen Demokratischen Partei oder der Sozialistischen Liga für Integration (LSI) zuzuordnen.  

Dem ehemaligen Generaldirektor der Gefängnisse Arben Çuko werden Verbindungen zur Shijaku-Gruppe vorgeworfen - einer der vier Banden, die jetzt von der Polizei zerschlagen wurden. Den Ermittlungen zufolge soll der ehemalige Abgeordnete der Sozialistischen Partei Geld und ein Auto bekommen haben, um ein wegen Mord inhaftiertes Mitglied der Gruppe in ein anderes Gefängnis zu versetzen.  

Deutsche Hilfe im Kampf gegen organisierte Kriminalität 

Bislang galten Politiker und Staatsfunktionäre, denen man Verstrickungen in Korruptionsaffären oder sogar Drogenschmuggel nachsagte, in Albanien als unantastbar. Laut dem Jahresbericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen und Verbrechensbekämpfung (UNODC) für 2017 sind die albanischen Banden auf Platz 1 des weltweiten Heroin- und Canabisschmuggels und auf Platz 3 des weltweiten Kokainhandels. Doch die erfolgreiche Zerschlagung des Drogenrings durch die albanische Polizei und die Verhaftungen in dieser Woche wecken die Hoffnung, dass sich das bald ändern könnte - und dass sich auch hochrangige Politiker vor der Justiz verantworten müssen, wenn sie in Drogengeschäfte verwickelt sind.

"Das ist keine Show, sondern ein realer Kampf gegen das organisierte Verbrechen", twitterte der albanische Innenminister Fatmir Xhafaj nach dem Großeinsatz der Polizei - und kündigte an, dass die Operationen fortgesetzt werden sollen. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass diese großangelegte Operation unmittelbar nach dem Besuch des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums Dieter Romann in Tirana stattfand. 

Im Februar beschlagnahmte die albanische Polizei 613 Kilogramm Kokain im Hafen von Durrës. Die in Bananenkisten versteckte Schmuggelware kam aus Kolumbien und hatte Deutschland als Ziel. Drei Monate später fand die bayerische Polizei 1,8 Tonnen Kokain - ebenfalls in Bananenkisten versteckt. Nach den Verhaftungen in Bayern ermittelte die deutsche Polizei auch in Albanien. Dieter Romann hat den albanischen Behörden mehr Hilfe und Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden beider Länder versprochen, um die organisierte Kriminalität besser zu bekämpfen.

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