Weniger Geld für daheim
17. Juli 2008Viele Menschen sind seit dem Ende des Kommunismus aus Albanien ausgewandert. Es wird geschätzt, dass in den vergangenen 18 Jahren etwa eine Million Albaner außerhalb des Landes gearbeitet und gelebt haben. Viele von ihnen leben auch heute noch im Ausland. Die meisten davon befinden sich in den beiden direkten Nachbarstaaten Griechenland und Italien, aber viele auch in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Frankreich oder in Übersee. Die finanzielle Unterstützung, die diese Auswanderer ihren in der Heimat zurückgelassenen Angehörigen gewährt haben, war und ist nicht nur für die Familien, sondern auch für die albanische Volkswirtschaft von großer Bedeutung.
Neue Perspektiven vor Ort
Nun hat die Albanische Nationalbank eine Studie vorgestellt, die aufzeigt, dass die direkten Transfers von Auslandsalbanern in die Heimat einbrechen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Emigranten immer häufiger ihr Geld dort anlegen und ausgeben, wo sie heute leben: im Ausland. Viele von ihnen haben eine neue Staatsbürgerschaft erhalten und sehen im Ausland eine langfristige Zukunft, so die Ergebnisse der Studie. Daher legten sie ihr Geld verstärkt vor Ort an, statt es, wie bisher üblich, in die alte Heimat zu überweisen.
Die Studie berechnet, dass in den ersten drei Monaten diesen Jahres von Emigranten etwa 210 Millionen Euro nach Albanien geschickt wurden. Allerdings bedeutet diese Zahl verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres einen Einbruch von fünf Prozent.
Suche nach Alternativen
Professor Adrian Civici, Mitglied des Aufsichtsrates der Nationalbank, sieht die Abschwächung der Beziehungen zum Heimatland als Hauptursache für die Abnahme der Überweisungen: „Es zeigt sich, dass nach 15 bis 16 Jahren Migration die Menge der Überweisungen zurückgehen, weil die Generationen sich abtrennen.“ Eine weitere Tendenz, die sich in der Studie der Nationalbank zeigt Civici zufolge, dass die Migranten immer weniger Geld in Cash schicken und lieber selbst Direktinvestitionen tätigen, insbesondere im Dienstleistungssektor.
Da auch aus anderen klassischen Emigrationsländern ähnliche Tendenzen bekannt sind, warnt Civici, dass die Behörden des Landes ernsthaft über Möglichkeiten nachdenken müssen, wie die Einnahmerückgänge durch andere Investitionen auszugleichen sind. In den kommenden zehn Jahren müsse man nach seinen Berechnungen und aus den Erfahrungen anderer Staaten mit einer deutlichen Verringerung der Auslandsüberweisungen von Migranten rechnen. „Um unsere Handelsbilanz auszugleichen ist es daher nötig, entweder die Exporte zu steigern oder andere Quellen zu finden, um diesen Einbruch auszugleichen“, gibt Civici zu bedenken.
Arben Muka