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Albanische Vertreter in Montenegro gespalten

8. Dezember 2005

Die beiden wichtigsten Albaner-Parteien in Montenegro sind uneins. Eine albanische Gemeinde wurde nun offiziell Podgorica zugesprochen. Das könnte Auswirkungen auf das bevorstehende Unabhängigkeitsreferendum haben.

Droht ein Boykott der Albaner beim Referendum 2006?Bild: AP

In einem neuen Gesetz hat das Parlament von Montenegro die von Albanern bewohnte Gemeinde Tuzi der Hauptstadt Podgorica eingemeindet. Die politischen Vertreter der Albaner in Montenegro bemühten sich seit den 90-er Jahren, dass Tuzi den Status einer unabhängigen Gemeinde als Zentrum von Malösia wiederbekommt. An der Entscheidung des Parlaments scheiden sich nun die Meinungen der wichtigsten albanischen Parteien. Die Demokratische Union der Albaner in Montenegro (UDSH) hält die Lösung für vernünftig, während die Demokratische Liga der Albaner in Montenegro (LDSH) dagegen ist.

Vereinbarte Verträge vergessen?

Mehmet Bardhi, der Vorsitzende der Demokratischen Liga der Albaner, sagt: "Den Albanern in Montenegro, die in ihren eigenen Gebieten in der Region Malösia wohnen, wurde die Gemeinde 1958 willkürlich weggenommen. Seit 50 Jahren sind sie ohne Gemeinde und unter der direkten Verwaltung von Podgorica.“ Bardhi meint, bis 1997 sei es unmöglich gewesen, an lokale Eigenständigkeit denken, weil die politischen Kräfte von Montenegro und Serbien auf der gleichen Seite standen und die Politik von Milosevic unterstützten. „Nach 1997 schien es, dass Tuzi eine eigenständige Gemeinde werden könnte, als es in der montenegrinischen Partei von Premier Milo Djukanovic zur Spaltung kam. Die Albaner und die Demokratische Liga haben seine Partei damals unterstützt, die Krise zu überwinden, und jetzt, heißt es, die vereinbarten Verträge werden nicht umgesetzt“, so Bardhi.

Demokratische Union: Blick auf Referendum

Die albanische Partei UDSH, die das neue Gesetz unterstützt hat, räumt ein, dass es zwar die beste Lösung wäre, wenn Tuzi eine eigenständige Gemeinde sei wie andere Gemeinden in Montenegro. Ferhat Dinosha, der Vorsitzende der UDSH, sagt indes, dass das neue Gesetz Tuzi mehr lokale Autonomie als vorher sichere. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage, in der sich Tuzi heute befinde, und wegen des politischen Gleichgewichts in Montenegro, sei die Entscheidung des Parlaments aber die vernünftigste Lösung. Ferner sei dies gut für das im kommenden Jahr bevorstehende Referendum über die Unabhängigkeit Montenegros, denn der Abstand zwischen der Regierung in Montenegro und der pro-serbischen Opposition sei so klein, dass diese Differenz zugunsten der Opposition gehen würde, wären da nicht die Stimmen der Albaner aus dieser Region.

Demokratische Liga: Eigenständige Entwicklung

Mehmet Bardhi von der LDSH meint dagegen: "Als eigenständige Gemeinde würden sie den Stadtbauplan durchführen, sie würden die Verwaltung im eigenen Territorium organisieren, man könnte ohne Probleme die albanische Sprache nutzten. Podgorica hingegen werde nie Albanisch als Amtssprache in Tuzi zulassen. Es ist auch nicht erlaubt, dass am Nationalfeiertag Albaniens die Fahne gehisst wird, da wo die Albaner leben."

Boykottdrohungen

Während eine montenegrinische Delegation der Unabhängigkeitsbewegung in den USA weilte, um für das Referendum zu werben, gab es Proteste der in den USA wohnenden montenegrinischen Albaner. Und deren Botschaft hieß: Solange Tuzi nicht den unabhängigen Status bekomme, würden sie die albanischen Bewohner aufrufen alle Wahlprozesse, einschließlich des Referendums zu boykottieren. LDSH-Chef Bardhi sagt dazu: "Etwa 60 bis 70 Prozent der Menschen dieser Region sind in Detroit. Zweifelsohne werden diese Albaner Einfluss nehmen. Deswegen soll die montenegrinische Regierung diese Situation ernst nehmen.“

Forderung nach Selbstbestimmung

Auf die Frage von DW-RADIO, ob sich das Verhältnis zur Regierung in Montenegro ändern werde, meint der Vorsitzende der LDSH, Mehmet Bardhi: "Die Albaner wissen ganz genau, was von Vorteil ist. Wir denken, dass die universellen demokratischen Prinzipien und die Selbstbestimmung auch für Montenegro umgesetzt werden sollen. Montenegro hat das Recht auf seinen Staat und die Albaner unterstützen das. Aber die Albaner verlangen automatisch, dass sie sich mit an den Tisch setzen und besprechen, welche Rechte die Albaner in Montenegro nach dem Referendum erhalten. Auf jeden Fall können sie uns nicht ignorieren.

Angelina Verbica


DW-RADIO/Albanisch, 7.12.2005, Fokus Ost-Südost