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Albanischsprachige Zeitung "Fakti" sieht in Protestkundgebungen von Mazedoniern Ähnlichkeiten mit Al-Kaida

13. Juli 2004

Skopje, 11.7.2004, FAKTI, alban.

Mazedonien ist definitiv nicht die Sorte Staat, die sich mit besonderen Errungenschaften auf dem Gebiet der Multi-Ethnizität wie etwa der Schaffung von Wohlstand oder der Integration in eine gemeinsame Gesellschaft aus Vertretern unterschiedlicher Völker brüsten könnte. Was wir in jüngster Zeit erleben, zeigt sehr deutlich, dass die idyllische Periode der Verbrüderung und Vereinigung, die die regierenden Parteien LDSM (mazed.: SDSM; Sozialdemokratischer Bund Mazedoniens – MD und BDI (mazed.: DUI, Demokratische Union für Integration – MD) uns vorführen wollen, kein Happy End haben dürften.

Die Entwicklungen zeigen jedoch nicht, was diejenigen, die sie im Geheimen koordinieren, wirklich wollten: Die Albaner erschienen nicht wie gewünscht als Destabilisierer Mazedoniens. Sie sind nicht der "aufrührerische Teil der Bevölkerung dieses Staates, der Teil, der immer Probleme macht". Probleme – im vorliegenden Fall beinhalten sie die Weigerung, die von der Regierungskoalition vorgeschlagenen angeblichen Ziele im Bereich der Integration zu akzeptieren,– werden von Mazedoniern zur Sprache gebracht, die ihre Frustration nicht verbergen können. Die Mazedonier sagen nein zu jeder Anstrengung, die sie dazu veranlassen könnte, im Frieden mit den Albanern in Mazedonien zusammenzuleben. Sie erpressen ihre "Unterhändler" und üben Druck auf sie aus, sich auf nichts einzulassen, das den Albanern auch nur den geringsten Anlass bieten könnte, zu glauben, sie fingen an, das zu erreichen, was sie seit Jahren zu erreichen versuchen.

In diesem Zusammenhang ist es sehr interessant, sich den Inhalt, die Inszenierung und die Ikonographie der Protestversammlungen der Mazedonier anzusehen, die offen ihre Ablehnung der Dezentralisierung Mazedoniens äußern, die in Übereinstimmung mit dem Abkommen von Ohër (Ohrid – MD) umgesetzt werden soll. Bei diesen Protesten und Straßenblockaden konnte man alles sehen, einschließlich einer Sorte anti-albanischem Geist, der latent vorhanden, und einige Zeit lang nicht sichtbar war. Man konnte auch etwas feststellen, das endlich das falsche mazedonische Auftreten offen legt, mit dem sie sich in den letzten Jahren getarnt haben. Sie versuchten, den Albanern die ganze Last des geistigen Nebels aufzuerlegen, von dem man sich in diesem Balkan-Café ernährt.

Die letzte Bloßstellung kam dann in Kërçova (Kicevo - MD), wo sich Mazedonier versammelten, um ihrer Frustration Luft zu machen. Es gelang ihnen aber nicht, sich zu beherrschen und so priesen sie ihre politischen Führer, Gruevski von der VMRO-DPMNE ((Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation - Demokratische Partei für die Mazedonische Nationale Einheit - MD) und Cile Miliarda (Gemeint ist der Chef der Demokratischen Alternative, Vasil Tupurkovski – MD) mit der US-Flagge in Flammen. Jeder, der die Szene beobachtete, hatte den Eindruck, es handele sich um irgendeine anti-amerikanische Protestkundgebung, die von Al-Kaida und deren Anhängern irgendwo in der Welt organisiert wurde.

Egal, wie sehr die mazedonischen Medien und Politiker auch versuchen, Fragen nach diesem Vorfall aus dem Weg zu gehen, der Eindruck und die alte Überzeugung bleiben, dass die Mazedonier sich nur pro Forma auf die Seite der Amerikaner und der westlichen Demokratien gestellt haben. In einem westlichen Land ist das Verbrennen einer Fahne absurd und wird als hässliche Kundgebung des Hasses begriffen. Dieser Vorfall jedoch ist leider etwas sehr Normales und sollte hierzulande erwartet werden, denn Überzeugungen sind bei einigen Gruppen hier auf dem Balkan schwer auszuradieren oder zu wechseln. Vergessen wir nicht, dass die Mazedonier vor fünf Jahren, als die Amerikaner Kosova befreiten, in Shkup (Skopje – MD) und im ganzen Land US-Fahnen verbrannten. Die Proteste jener Zeit waren massiv. Sie wurden von der wichtigsten politischen Partei gesteuert, die heute den Staat führt.

Al-Kaida ist endlich in Mazedonien angekommen, aber nicht in islamischer oder albanischer Aufmachung. Es scheint, dass die Mazedonier diese Organisation unterstützen, die sich zuerst mit dem Verbrennen von Fahnen und mit anti-amerikanischen Protesten vorstellt und dann anfängt, Zeitbomben zu legen. Die Albaner spielen in diesem Film definitiv keine Rolle. (MK)